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Cake day: July 22nd, 2024

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  • sehe ich wie gesagt anders. Auch, weil ich in einem ähnlichen Job seit langem tätig bin und daher die Schmerzen, die da vorliegen, nachvollziehen kann.

    Effektiv sieht es so aus: Das Unternehmen namens Bahn hat Vorgaben, Dinge umzusetzen. Zu den von der Politik getroffenen Entscheidungen können die nicht “nein” sagen, da par Order Mufti vorgegeben ist, was sie machen MÜSSEN. Ebenso ist vorgegeben, dass sie einen fixen Gewinn ausweisen und diesen dann regelmäßig an den Bund zurücküberweisen müssen. Und schließlich haben sie noch das Budget, das sie RELATIV fix zu verteilen haben. Gleichzeitig sind sie aber eben KEIN rein staatliches Organ mehr, müssen ihre Belegschaft also nach Marktbedingungen bezahlen.

    So - und nun leg die gestellten Anforderungen halt auf ein hohes Niveau, verlange brav regelmäßig Ausschüttungen, lass Infrastruktur entsprechend verfallen bzw. nimm primär billige Anbieter (wobei der Bund allerdings ein Vetorecht hat. Sprich: Die dürfen dir vorschreiben, NUR Produkte von Siemens einzubauen, auch wenn diese dreimal so teuer sind. Ja, das ist durchaus der Fall - und wenn du von dieser Vorgabe abweichen willst, musst du SEHR gut begründen, warum das von Siemens in diesem einen Fall gerade nicht geht und zu einem Desaster führen würde. Gleichzeitig steckst du damit direkt eine zusätzliche Rakete unter deinen Stuhl und legst die Zündhölzer bereit. Denn darauf läuft es hinauf), bezahle wettbewerbsfähige Gehälter, zahle bitte die gesetzlich vorgeschriebene Rendite UND bleib im Rahmen deines Budgets.

    Wie du das alles schaffen sollst, ohne zu kollabieren? Du schaust, wo du sparen kannst, wo du Projektmeilensteine dehnen und strecken kannst, wo du also Ausgaben in die Zukunft verschieben oder vermeiden kannst.

    Genau DIESES Problem hat die Bahn: Sie bräuchte ERHEBLICH mehr Budget (Deutschland hat eines der niedrigsten Pro-Kopf-Budgets für Bahn bzw. ÖPNV überhaupt), um die aufgestauten Baustellen zu beheben. Ohne die entsprechenden Freiheiten kann man Dinge nicht umsetzen und muss sich in Sachen Leistungsumfang einschränken.

    Hier hat btw. ein verstaatlichtes Unternehmen EINEN entscheidenden Vorteil: Man muss auf die Kosten, die entstehen, nicht noch zusätzlich eine Gewinnmarge aufschlagen. Negativ würde hier höchstens angekreidet, dass die Gefahr des Verlottern oder der Arbeit an Goldrandlösungen entstünde. Aber weder das eine noch das andere liegt hier vor. Dafür hat die Bahn schlicht nicht genug Budget, so dass es zu sowas kommt. Und wer mit “so viel Overhead” kommt - war noch nie in einem großen Unternehmen. Das ist da nämlich (leider) Standard


  • Konkurrenz gibt es nur, wo es auch eine Profitmöglichkeit und damit ein mögliches Geschäftsmodell gibt.

    Immer dran denken: KEINE Firma macht Sachen, weil sie sich für so gute Menschen halten, weil sie uneigennützig sind. JEDER will seine Pfründe ins Trockene bringen, will Geld verdienen und Umsatz machen.

    Flixtrain macht ja nur deswegen Gewinne bzw. hält sich, weil sie einerseits eine Lücke gefunden haben, andererseits eben bestimmte Leistungen zurückdrehen. Ein Ryanair kann neben der Lufthansa existieren, weil die Inklusivleistungen drastisch gesenkt, die Aufpreislisten deftig und die Flughäfen, die man anfliegt, eher unattraktiv gelegen sind (“Frankfurt” Hahn statt Frankfurt am Main bspw.).

    Eine Leistung X wird immer einen gewissen Preis kosten. Entweder man zahlt diesen Preis, oder man führt eine Mischkalkulation, die dafür sorgt, dass der Leistungserbringer sich an anderer Stelle sein Geld holt. Und wenn man einen Business Case baut, wo bestimmte Leistungen indiskutabel werden und passende Auflagen drin stehen, die monetäre Kompensation aber nicht stimmt (und DIE ist, wenn man die Auflagen hoch genug dreht, schon astronomisch hoch), dann zeigen dir etwaige Mitbewerber halt den Mittelfinger.

    Kenn ich von ähnlichen, vergangenen Projekten. Da sagen dann ganz bewusst bestimmte Anbieter “nö, wir sind raus” und verabschieden sich noch vor der ersten Gebotsabgabe, sitzt man plötzlich ohne ein einziges Angebot da. Wie schon gesagt: KEIN Unternehmen macht sowas, weil sie meinen, damit der Menschheit was gutes zu tun. Wer sowas als Argument aufführt, nutzt reines Marketingsprech. Lediglich Unternehmen bzw. Behörden in der öffentlichen Hand kannst du einfach anordnen, etwas zu machen.


  • gajustempustoich_ielich🏃‍♂️iel
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    3 days ago

    ist nur eine Semantik. Und dazu noch eine überaus hilfreiche - denn so gibt es keine Gleisverwechslungen.

    Anders als in München bspw. - da gibt es bei etlichen U-Bahnhöfen die Gleise mehrfach. Schaust du in die App “Umstieg von U3, Gleis 2, zu U6, Gleis 2” meinst du im ersten Moment, du könntest am Bahnsteig bleiben…dabei darfste nen halben Kilometer latschen, ein halbes Dutzend Treppen nehmen und dich als Höhlenforscher beweisen, um das richtige Gleis zu finden.


  • richtig - und viele der Projekte dauern auch in der Realisierung unnötig lang, weil man Kosten sparen will.

    Würde Geld nur eine untergeordnete Rolle spielen, eine neue Brücke stünde binnen eines Wochenendes. Blicken wir mal nach Japan - da wurde in EINER NACHT ein kompletter Bahnstreckenabschnitt modernisiert. Ging aber nur, weil da TAUSENDE Leute gleichzeitig gearbeitet haben, MASSENHAFT Material und Baumaschinen vor Ort waren. Das war ein ENORMER Kostenblock - aber wurde gemacht, weil man als Prämisse vorgegeben hat “Der Bahnbetrieb darf keinesfalls leiden. Alles andere ist egal”

    Ginge hier bei uns auch - mit dem entsprechenden Budget. Ging bspw. in Köln an der A3 - da wurden die Brücken binnen eines Wochenendes abgerissen. Keine zwei Tage und 5 Brücken waren fertig. Wurde aber auch nur gemacht, weil man keine andere Wahl hatte.


  • und auch dann wird wer mit spitzem Bleistift rausrechnen, wann man die SLAs, OLAs und Co. gerade noch so erfüllt bzw. nur gerade so viele Pönalen zahlt, dass man ohne zusätzliche Investitionen bzw. größere Personaldecke die ideale Kostenlast hat.

    Für sowas gibt es Risikomanagement, in dem man dann eventuell durch Strafen zu erwartende Kosten sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeit mit reinrechnet.

    Alles das sorgt am Ende dafür, dass NUR die Buchhalter glücklich sind. Die Kunden leiden - und wenn du die Daumenschrauben DERART hart festziehen willst, dass da ALLE Kunden glücklich sind, wird es entweder so teuer, dass es keiner mehr bezahlen kann, oder es wird sich schlicht kein einziges Unternehmen mehr bereiterklären, das zu machen.




  • Gewinnorientierung sorgt aber dafür, dass erstmal Kosten mit aller Kraft gedrückt werden. Genau das hat aber die Bahn erst in diese Situation gebracht. Weil: Redundanzen verdienen kein Geld, sind für eine hohe Qualität unerlässlich.

    Auf die Weise sind dann wieder die BWLer, die Unternehmensberater und Buchführer diejenigen, die den Takt angeben und kalkulieren, wie viele Minuten und Zugeausfälle zusammen weniger kosten, als Investition in ein stabiles und verlässliches Bahnnetz.


  • komisch - wenn es um Autobahntrassen oder -brücken geht, ist es kein Problem, die Grundstückseigentümer wg. “im Interesse der Allgemeinheit” (Artikel 14 Absatz 2: “Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit zugute kommen.”) entsprechend zu enteignen und dann zu sagen “so, ein Stück von deiner Wiese gehört jetzt uns. Hier, hast das Geld gemäß aktuellem Bodenrichtwert. Jetzt halt die goschen und zieh Leine”

    Und ja, das hab ich auch schon in drei Fällen selbst in der Familie genau so erlebt.

    Aber - wenn es um Radwege geht, ist sowas plötzlich nicht mehr möglich und die Leute sagen “ja…is jetzt irgendwie doof. Stecken wir die Hände in die Taschen und machen mal nix…” - das klingt für mich eher nach klarer Abeitsverweigerung.



  • gajustempustoich_ielich iel
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    7 days ago

    ich finds ja mal WIRKLICH zum kotzen, dass fast bei ALLEN Weihnachtsdekosachen, die LEDs drin haben, jetzt diese Trafos mit 6-Stunden-Timer und “verschiedenen Programmen” zu haben sind. Primär, weil das bedeutet, dass die NUR durch diesen Trafo gesteuert werden können.

    Das ist toll, wenn man EINE Lichterkette oder EIN Leuchtding hat - aber es ist ein CHAOS, wenn man MEHRERE haben will (gut, Wohnraum in einigen Ecken ist eh so teuer, dass man mit der 20er-Lichterkette von Klo über Küche bis Schlafzimmer alles beleuchtet hat. Aber gibt ja noch ein paar Ecken, wo man mehr als nur ein Zimmer hat…) und denkt “och, nutz ich ne Steckerleiste oder ne Zeitschaltuhr”, dann zeigt einem der Trafo den digitalen Mittelfinger und macht, wenn der Strom kommt, dann einfach mal schön das eigene Ding. Und das jedes, verdammte Mal aufs Neue.



  • gajustempustoich_ielich👵🧓iel
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    13 days ago

    das hat nichts mit Rentnern zu tun. Tatsächlich braucht es bspw. nur eine Dame und einen Einkaufswagen, um in einem Supermarkt den GESAMTEN GANG so zuzustellen, dass garantiert mehr keiner durchkommt.

    Und wenn es wer wagt, zu fragen oder gar den Wagen leicht an die Seite schiebt, geht die schrille Sirene an, was einem denn einfalle und warum man denn so rumhetze…


  • gajustempustoich_ielich🎄💶iel
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    15 days ago

    letztes Wochenende war hier bei mir im Ort (unter 20k Einwohner) Weihnachtsmarkt.

    Selbst an der Glühweinbude konnte man mit Karte zahlen. Und der lokale Brauer nimmt sowohl Karte, wie auch PayPal.

    Es geht, wenn man will (und nein, mein lokales Eiscafé weigert sich immer noch, ein Kartenterminal anzuschaffen. Aber gut, sind ja Italiener. Da spielt sicher auch die Mafia mit ne Rolle…)




  • jein - wenn ich das richtig von den weg.li - Leuten gehört habe, gehen die Meldungen von der App nicht mehr durch.

    bei Nutzung der Webseite bekommt man zum einen die Bestätigung der Anzeige als Kopie per Mail - und oft haben auch schon die Ordnungsämter auf die Mail geantwortet bzw. sich mir gegenüber zur Anzeige geäußert. Bei Nutzung der App dagegen gar nicht mehr. Deswegen bin ich jetzt zu 100% zur Webseite gewechset.