“Die Großproteste haben bei vielen Menschen die Hoffnung geweckt, dass sich endlich der Wind dreht”, sagte Dominik Schumacher vom Bundesverband Mobile Beratung für Demokratieprojekte. “Passiert ist leider das Gegenteil”.
Demos sorgen generell nur für das Bewusstsein, dass eine große Gruppe eine bestimmte Meinung hat. Das kann Politikern bei Entscheidungen helfen und Leuten das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind, aber oft bringt es auch nichts außer Kontakte mit Gleicgesinnten zu knüpfen.
Ich hatte schon einem im Bekanntenkreis, der ein bisschen auf der Kippe steht, sich dem rechten Populismus hinzugeben und den haben diese Demos sichtlich verstört. Ob auch nachhaltig zum Nachdenken gebracht, weiß ich leider nicht, wir reden nicht mehr über Politik.
Ich bin schon lange der Meinung, dass Anti-Demos weniger bringen als Pro-Demos. Durch das ständige “gegen ARD” bleibt pausenlos der Begriff ARD in den Köpfen. Es wird genug Zuschauer auf der Kippe geben, die sich sagen “von euch lass ich mir nichts verbieten - jetzt erst recht” (Meiner Meinung der Hauptgrund, warum Trump wieder gewählt wurde.)
Man sieht sich vielleicht auf der nächsten bunten Demo mit einem Spruch wofür man steht, statt wogegen.
Also jetzt jeden Tag Demo?
Millionen sind auf die Straße gegangen, um klar zu machen, dass sie den Rechtsruck in Deutschland nicht mitmachen wollen. Und die Politik so: Lasst uns auch gegen Ausländer hetzen, aber ein klein wenig gemäßigter als die Nazis.
An welcher Stelle vermittelt dir das den Eindruck, dass durch Demos irgendein Lerneffekt zu erzielen ist?
Ich denke damit eine Demo erfolgreich ist, musst folgendes vorhanden sein:
- eine Parlamentarische Vertretung, die die Forderungen in Gesetzesvorschläge umwandelt
- eine große Masse an Demonstranten
- Sympathie gegenüber den Forderungen der Demonstranten in Bevölkerungsgruppen, die nicht auf die Demos gehen
- Mediale Aufmerksamkeit
- konkrete Forderungen
Vertretung, Masse, Sympathie und Aufmerksamkeit hatten die Demos, aber ich habe keine einheitlichen Forderungen bemerkt. Soweit ich mich erinnern kann wurde auf den Demos immer mal wieder ein AfD-Verbot gefordert, aber dann kamen immer irgendwelche CDUler, die rumgeheult haben und es blieb bei einem allgemeinen „wir sind gegen die AfD und gegen Rechts“.
Dann hat sich jede Partei auf die Schulter geklopft, weil sie ja alle ihre eigenen Ideen haben, wie man die AfD bekämpfen soll und nichts ist passiert.
Die einheitliche Forderung, wenn auch nicht ausformuliert, war, dass genau diese Menschen keinen Rechtsruck wollen.
Im Folgenden sind dann fast alle Parteien rhetorisch und teilweise auch in Taten nach rechts gerückt.
Es war alles da, außer dem Willen der Politiker.
Da war halt der Fehler, man muss seine Forderungen klar und öffentlichkeitswirksam formulieren auch wenn man damit manche Demonstranten abschreckt