Überbordende Bürokratie kommt Deutschland einer Studie des Münchner ifo-Instituts zufolge teurer zu stehen. Sie kostet jährlich bis zu 146 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung. Das geht aus der heute veröffentlichten Untersuchung hervor. “Das große Ausmaß der Kosten durch die Bürokratie verdeutlicht die Dringlichkeit des Reformbedarfs”, sagte der Leiter des ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck. “Die Kosten von Nichtstun sind riesig, gemessen am Wachstumspotenzial, das im Bürokratieabbau schlummert.”
Einer der Gründe für die hohen Kosten liegt den Angaben zufolge an der mangelnden Digitalisierung des Staates und seiner Behörden. “Würde Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf das Niveau von Dänemark aufschließen, wäre die Wirtschaftsleistung um 96 Milliarden Euro pro Jahr höher”, sagte Falck.
Bisschen Kontext zum Herausgeber der Studie:
Zur Gründergeneration des ifo gehörten Wilhelm Marquardt und Hans Langelütke, die beide im Planungsamt des nationalsozialistischen Vierjahresplanes für Wirtschaftsstatistik zuständig gewesen waren.
Im Jahr 2015 prognostizierten Forscher des Ifo-Instituts in Dresden, der in Deutschland neu eingeführte Mindestlohn koste bis zu 900.000 Arbeitsplätze.
In Bezug auf die Verkehrswende in Deutschland hat sich das ifo-Institut mehrfach aufseiten der etablierten Autolobby positioniert. Neben der als fehlerbehaftet kritisierten Studie zu Elektroautos 2019 warnte ifo-Präsident Fuest bereits im Jahr 2017 vor einem Aus des Verbrennungsmotors, und im Jahr 2024 beurteilte es das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr bzw. dessen Nachfolger, das Deutschlandticket, als „teure und ineffiziente Klimaschutzmaßnahme“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ifo_Institut_für_Wirtschaftsforschung
Bürokratie schränkt die Wirtschaft ein, ja. Aber das geschieht nicht zum Selbstzweck, sondern um der Wirtschaft gewisse, demokratisch legitimierte Schranken aufzuerlegen.
Dass ein wirtschaftsnahes Institut darüber meckert, ist Zeichen des Erfolgs dieser Politik.Mm naja. Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Die Bürokratie ist alle andere als effizient, und das merken auch die die Firmen. Wenn Anträge länger dauern oder unheimlich viel Angaben notwendig sind.
Richtlinien und Grenzen sind komplett notwendig, aber ein ganz anderes Thema was erstmal nicht so viel mit Bürokratieabbau zu tun haben sollte.
Zur “Bürokratie” gehören aber auch die enormen Bearbeitungszeiten, die durch Personalmangel entstehen. Sowie durch die fehlende Digitalisierung, die aber magischerweise von denen geleistet werden soll, die schon mit ihrem normalen Arbeitspensum überlastet sind.
Das da wirtschaftsnahe Verbände (und oft die Politik) die Fakten verzerren und lieber so tun, als wäre Deregulierung die beste Maßnahme, wenn man tatsächlich nur mal in Arbeitskräfte (und vorallem Fachkräfte, die die Digitalisierung stemmen) investiert werden müsste, gehört dann auch zur ganzen Geschichte.
Das merkt man zum Beispiel auch bei den Anträgen, die man stellen muss, um Rotorblätter fü Windräder zu transportieren. Da müssen entsprechend Straßen gesperrt werden, etc. Diese Anträge zu bewilligen dauert wohl viele Monate und verzögert damit den Ausbau den Windkraft massiv.
Wenn man sich dann mal anschaut wie viele dieser Anträge tatsächlich abgelehnt werden, versteht man das ganze Prozedere nicht. Bisher wurde kein einziger der Anträge abgelehnt.
Ich find dieses Framing völlig idiotisch. Welche Bürokratie ist denn gemeint? Und wird auch wirklich berücksichtigt, dass die Bürokratie ihren Sinn hat und auch positive Werte schafft? Natürlich ist das mit dem Bauantrag, Baugenehmigung, Baurecht, Bebauungsplan und alledem nervig, kostet Zeit und Geld, aber wir alle profitieren davon, dass es eben nicht erlaubt ist, das Nachbarhaus zu kaufen, abzureißen und durch eine Freiland-Giftmülldeponie zu ersetzen. Und das gilt auch für alle anderen Formen der Bürokratie.
Gerade Bau-Bürokratie ist aber teilweise auch übertrieben und voller Willkür. Eine Familie, die vor kurzem bei mir in der Nachbarschaft gebaut hat, hat fast ein Jahr (und durch die Inflation damit sehr viel Geld) verloren, hauptsächlich, weil die zuständige Sachbearbeiterin auf dem Bauamt ständig irgendwelche absurden Einwände gegen die Ästhetik des geplanten Hauses hatte.
Ich finde gut, dass du gleich zwei Sichtweisen drauf zeigst. Guter OP.
Wobei das generell auch Jobs schafft. Ich denke viel Verwaltung ist auch Selbstzweck um sich gegenseitig Papier hin- und herzuschieben… Und da die Verwaltung die Regeln macht… Und auch nichts anderes kennt…
Der Zweck der Wirtschaft sollte nicht sein Jobs zu schaffen, sondern Arbeit erledigt zu bekommen. Wenn die gleiche Arbeitsleistung mit weniger Personeneinsatz/Jobs aufgebracht wird, dann ist das etwas Gutes. Arbeitsplätze zum Selbstzweck zu schaffen, ist absolut schädlich, da könnte man besser noch das Gehalt einfach so auszahlen. Wenn man zum Papier hin und her schieben beschäftigt wird, dann erzeugt das immer zusätzliche Kosten, weil man irgendwie zur Arbeit kommen muss, das Büro beheizt wird und so weiter, wofür dann andere wieder mehr arbeiten müssen.
Ja richtig, ich hatte das mal recht wertungsfrei angemerkt… Das ist es aber nicht. Es schadet im Allgemeinen sicherlich nicht, wenn man sinnvolles tut.