- nach Sommerpause soll ein soziales Pflichtjahr auf die Agenda
- mind. 3 Monate, aber kein ganzes Jahr
- soll zu mehr Respekt und stärkerem Miteinander im Land führen
- Grüne, FDP kritisch; Thema nicht im Koalitionsvertrag
Billige Arbeitskräfte zum Hungerlohn. Warum sollten junge Menschen, die sich eh nicht mehr das leisten können, was für ihre Eltern selbstverständlich war, nicht nochmal 3 Monate der Gesellschaft dienen?
Um dabei irgendwas über Respekt zu lernen. Das muss doch Satire sein.
Gute Vorschlag, sollte aber an ein Facebook Account gebunden sein.
Ich finde die Idee eines Pflichtdienstes für mehr Respekt und Mitgefühl gut. Wann möchte Scholz loslegen? Ist Lindner schon alt genug? Dauert vielleicht noch ein paar Jahre… Ich denke, die größten Defizite beim Thema Respekt liegen so im Bereich 50+, da sollten wir also ansetzen…
Die haben aber größtenteils schon Wehr- oder Zivildienst geleistet. Bei denen läuft das Argument leider gerade ins Leere.
Überhaupt nicht. Das Argument hier ist Stärkung von Respekt und Miteinander, beim Wehrdienst ging es um Landesverteidigung, beim Zivildienst um den Ersatz für den Wehrdienst. Das sind also 2 völlig unabhängige Dinge, und keiner kann sich darauf berufen, er hätte schon gedient.
Wehrdienst gibt es ja weiterhin, nur der Pflichtteil ist zur Zeit ausgesetzt. Wenn der reaktiviert wird, warten auf junge Männer dann Grundwehrdienst und soziales Pflichtjahr. Sich damit herauszureden, schon etwas anderes gemacht zu haben, ist typisch für die Generation die jetzt nach Sklavenarbeit schreit weil sie ihr Leben lang versäumt haben sich um die Probleme zu kümmern.
Richtig. Das wäre dann der kurze Weg: Wehrdienst wieder einführen, Zivildienst attraktiver machen (gleiche Zeit, gleiche Bezahlung) und dann zum verweigern nur noch ein Kästchen zum ankreuzen. Aber dann fällt halt das tolle “Respekt”-Bla bla weg und man müsste ehrlich sagen, dass man billige Arbeitskräfte haben will (am Rande funktioniert das mit 3 Monaten sowieso nicht, da ist die Einarbeitung aufwändiger als die Hilfe!).
Also wenn Respektdienst, dann für alle, und am bittersten nötig haben es halt nicht die jungen Menschen.
Warum nicht ein soziales Pflichtjahr unmittelbar nach dem Arbeitsleben und vor der Rente?
Dann hätten wir ganz schnell ganz viele Helfer :-)
Du meinst den engagierten Ruhestand.
Kontext: habe als eine der letzten Jahrgänge 2009-2010 meine 9 Monate Zivildienst nach dem Abi gemacht.
- Vorher extreme Unlust gehabt aber anders als meine Freunde nicht dran gedacht vorher zu kiffen um ausgemustert zu werden
- 3 Monate in einer Jugendherberge und 6 Monate in einer Werkstatt für behinderte Menschen
- Waren für mich das erste Mal, dass ich eine 40h Woche hatte und Verantwortung für andere Menschen übernehmen musste
- Extrem prägende Zeit für mich, in der ich viel gelernt habe über den Wert des Lebens und meine eigene Stärken. Vorher z.b. nie über das Glück nachgedacht zwei gesunde Beine zu haben.
- Für mich persönlich die glücklichate Zeit, da das Geld fürs Leben und die Party am Wochenende gereicht hat und ich mir nicht mehr gewünscht habe für die 9 Monate.
- macht sich heute noch gut im Lebenslauf
- Arbeite heute noch in der Eingliederunghilfe (die Arbeit mit Behinderten) und treffe Klienten von vor 14 Jahren die sich an mich erinnern und sich bedanken
- bin mir sicher, dass ich ohne Zivildienst keinen guten Lebensweg genommen hätte
schön für dich
ist aber schon ein bisschen “mir hat die Prügelstrafe damals auch nicht geschadet”-Argumentation?
Ich glaube das Trauma ist da eher nicht auf meiner Seite vorhanden.
hat auch keiner gesagt dass es für dich (oder wen anders) traumatisierend sein müsste
Aber nur weil es anekdotisch für dich nicht so schlecht war, hebt das nicht die nächsten 2-3 Leute auf die die Zeit einfach nur verschwendet fanden. Man hört halt beide Standpunkte häufig und das sind alles keine guten Argumente - weder dafür noch dagegen. Das sind Anekdoten.
Ich habe auch nie behauptet, dass meine persönlichen Erfahrungen die Regel sind.
In meinem Umfeld kenne ich jedoch niemanden, der Zivildienst gemacht hat, und die Zeit später als verschwendet betrachtet hat.
Da ich nach 3 Monaten meine Einsatzstelle gewechselt habe, ist mir klar dass es Einrichtungen gab, die Zivis als billige Arbeitskräfte missbraucht haben. Beim zuständigen vom Amt bin ich jedoch auf offene Ohren gestoßen und konnte ohne Probleme die Stelle wechseln.
Wenn du aber eine Diskussion aufgrund von persönlichen Erfahrungen grundsätzlich ablehnst, dann führ mal an, anhand welcher Kriterien wir die Diskussion führen sollten.
Vielleicht anhand der Frage, ob es gesellschaftlich wirklich wünschenswert sein kann, profitorientierten Unternehmen billige Zwangsarbeitskräfte zuzuspielen, damit erstere einen Teil ihres Bedarfs nicht am Markt decken müssen.
Vielleicht solltest du dann nochmal deine Haltung überdenken, denn AFAIK werden profitierte Unternehmen keine Pflichtdienstler einstellen und könnten damals auch keine Zivi stellen geltend machen.
Wehrpflicht is übrigens nur ausgesetzt. Je nach Auslegung und Umständen würde also eh wieder eingezogen werden können.
Krankenhäuser sind in Deutschland profitorientierte Unternehmen. Pflegedienste auch.
Je nach Auslegung und Umständen würde also eh wieder eingezogen werden können.
Zum Militär. Wofür Zivildienst nur der Ersatz für Verweigerer ist. Das ist ein gewaltiger Unterschied, übrigens auch verfassungsrechtlich.
soll zu mehr Respekt und stärkerem Miteinander im Land führen
Wie genau soll weiter auf die Jungen treten den Respekt in der Gesellschaft verbessern?
Die Idee dahinter ist, dass auch die “sheltered kids” mal gezwungen werden, sich mit der Realität auseinander zu setzen. Kinder aus Mittelschicht und aufwärts haben häufig genug überhaupt gar keinen Kontakt zu armen, kranken oder anderweitig bedürftigen Menschen. Von daher kann ich die Idee auch verstehen.
Interessant fände ich das von der Idee schon, aber wahrscheinlich wird es (mal wieder) darauf hinauslaufen, dass die jungen Leute knapp 200€ bekommen und dafür die miesesten Arbeiten machen dürfen.
Die Idee dahinter ist, dass auch die “sheltered kids” mal gezwungen werden, sich mit der Realität auseinander zu setzen. Kinder aus Mittelschicht und aufwärts haben häufig genug überhaupt gar keinen Kontakt zu armen, kranken oder anderweitig bedürftigen Menschen. Von daher kann ich die Idee auch verstehen.
Ich glaube nicht, dass das die tatsächlich “Idee” dahinter ist, aber den Aspekt hatte ich bislang noch nicht auf dem Schirm, guter Einwand.
Doch, genau darum geht es, das wird auch so gesagt - das verschwurbeln die dann mit “Respekt”.
Kinder aus Mittelschicht und aufwärts haben häufig genug überhaupt gar keinen Kontakt zu armen, kranken oder anderweitig bedürftigen Menschen.
So wie Erwachsene aus Mittelschicht und aufwärts.
Ja, natürlich. Aber - das schockiert viele - Kinder werden irgendwann Erwachsene. Und Weltbilder werden in der Jugend geformt. Uwe und Bernd, die Penner anzünden gar nicht mal so uncool finden, wirst du mit einem Pflichtjahr nicht mehr überzeugen können.
Uwe und Bernd haben mit guter Chance auch schon Zivildienst geleistet, und es hat anscheinend nix genutzt.
Nee, die beiden haben wahrscheinlich gedient oder wurden fast nicht erst gezogen.
Ich glaube nicht, dass alle gedient haben, die gerne so reden (oder wählen), dass man es meinen könnte. “Große Klappe, nichts dahinter” ist überall verbreitet.
Wir könnten ja mal ein soziales Jahr für Reiche einführen wo sie einfach nur mit dem Einkommen eines Normalbürgers und ohne ihre Kontakte leben müssen. Das würde vielleicht zu mehr Respekt für die Probleme der Gesellschaft führen bei denen die auch etwas daran ändern können.
Wenn wir in die Richtung fantasieren: Beitragsbemessungsgrenze für Sozialabgaben anheben*, nach mindestens 6 Monaten Sozialdienst (zu Mindestlohn) wird die Beitragsbemessungsgrenze wieder gesenkt, pro Monat für ein Jahr. Das wäre doch mal eine Motivation.
- Natürlich werden vorher endlich mal die privaten Krankenkassen abgeschafft und Beamte zahlen auch normale Sozialabgaben.
Das kannst du gerne als populistische These in den Raum stellen, aber die Realität ist doch, dass ein erheblicher Teil der Ablösung von den “Schwachen” in der unteren Mittelschicht beginnt. Sehr viele, die nur knapp über Mindestlohn verdienen, gucken auf “die da unten” herab und wählen genau die Parteien, die dafür sorgen, dass es “denen da unten” so schlecht geht und dass man selbst nur knapp über Mindestlohn bleibt.
Und davon mal ab: versuch mal bitte verfassungskonform zu argumentieren, dass Kinder wegen des Reichtums der Eltern arbeiten müssen.
versuch mal bitte verfassungskonform zu argumentieren, dass Kinder wegen des Reichtums der Eltern arbeiten müssen.
Art 6 GG
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.Man könnte argumentieren, dass dies im Rahmen der staatlichen Wache geschieht, weil die Kinder unter Wohlstandsverwahrlosung leiden. Das kann man ja auch in einem Eignungstest überprüfen, ähnlich wie bei der Musterung.
Na, da finde mal halbwegs stichhaltige Kriterien.
Warum willst du unbedingt deine Oberschichtenerzählung durchdrücken, statt einfach alle hinzuschicken? Das ist wesentlich effizienter und dein unterstellter Gerechtigkeitsgewinn ist ausgesprochen teuer erkauft.
Kriterien könnten z.B. sein:
Weniger als 10 Schuljahre in einer öffentlichen Schule verbracht.
Eltern besitzen mindestens einen Zweitwohnsitz oder Ferienhaus.
Bruttowohnfläche der Famile mehr als doppelt so groß wie der Durchschnitt
Mitgliedschaft der Kinder oder Eltern in Vereinen mit einem Mitgliedsbeitrag von mehr als 1.000 €/Person
Mehr als ein KFZ pro Elternteil auf die Eltern zugelassen.
Ein oder mehrere KFZ mit Listenpreis > 100.000€ auf die Familie zugelassen oder ein KFZ mit Listenpreis > 30.000 € auf das Kind selbst.
Mehr als 1 Jahr in den letzten 5 Jahren an einer Adresse in Reichenghettos wie Hamburg Blankenese, München Bogenhausen etc. gemeldet.
Zu dem warum: Weil es keinen Sinn hat jemanden aus der unteren Mittelschicht oder Proletariat “Respekt” für das Leben normaler Leute beizubringen. Alles was dann für sie passiert ist, dass sie wertvolle Zeit verlieren in der sie sich selbst und die Gesellschaft weiterbringen können. Dagegen ist es für die Oberschichtkinder absolut wichtig, diesen Respekt zu erlernen und die paar Monate tuen ihnen auch zeitlich nicht weh, da sie bereits durch ihre Herkunft einen krassen Chancenvorteil haben.
Keines dieser Kriterien wird vorm VerfG auch nur 5min Bestand haben. Im Übrigen sind die meisten davon wiederum Eigenschaften der Eltern, nicht der Kinder.
Nochmal: du gewinnst gesellschaftlich nichts, wenn du alle über einer gewissen Schwelle zur Arbeit zwingst, das wird dann als Gängelung empfunden und die Hälfte der Kinder werden sich sowieso erfolgreich rausklagen.
Einfach alle arbeiten zu lassen ist wesentlich integrativer - denn dann sind wirklich alle gleich.
Ich verstehe deine moralische Position, aber die ist halt absolut realitätszahlfremd.
Dass die Schwachen auf die noch schwächeren herab schauen ist das Resultat einer Divide & Conquer Methode des Machterhalts.
Ja, danke Captain Obvious, das gilt aber eben für alle. Auch für die Mittelschicht. So eine Maßnahme hätte zumindest das Potential einmal im Leben den Kontakt zur Realität herzustellen.
Das ist eine Diskussion, die so lange an Fahrt aufnehmen wird, wie wir osteuropäischen Arbeitskräften auch Mindestlohn zahlen müssen (wer hätte das gedacht!!) und bis der demographische Kippunkt überschritten ist. Das ist nämlich das einzige, worum es wirklich geht. Die Versorgung der Boomer ist nicht gesichert.
Und jetzt wird wieder irgendeine Solidarität beschworen, die komischerweise vor allem wieder die 18-Jährige leisten sollen.
soll zu mehr Respekt und stärkerem Miteinander im Land führen
Da haben die Schüler Jahre lang den ganzen Coronazirkus zum Schutz der alten mitgemacht, große Zugeständnisse gemacht statt die Jugend voll ausleben zu können und so wird es ihnen gedankt oder wie? Wisst ihr echt nicht, dass Respekt auf Gegenseitigkeit beruht? Eine Vielzahl der Ü50 von heute sind echt die Personifikation von “Fick dich! Ich hab mein Stück vom Kuchen.” Und dann erzählen sie uns was von Respekt. Ein schlechter Witz.
Und gleichzeitig höre ich jetzt was von Kürzungen für Freiwilligendienste.
Die Maske fiel ja schnell. Es geht also nicht um soziales Engagement, sondern um Geld. Bin nicht überrascht.
Man sollte meinen, als Regierungspartei mit einem gewissen Rufproblem als Verräterpartei, würde man die Sommerpause nutzen um mit kleinen, harmlosen Themen im Sommerloch erstmal wieder billig Ruf gutzumachen.
Oder man ist SPD, will unbedingt auf den eigenen Ruf am Boden eintreten und den eigenen Wählern zeigen wie egal sie einem sind…
Erstmal wieder Pflichtdienst diskutieren! Das findet bestimmt vor allem die junge Wählerschicht echt knorke!
Ihr habt den Schuss echt nicht gehört!
Es scheint nur Dirk Wiese zu sein: https://www.nzz.ch/international/sozialer-pflichtdienst-die-spd-ist-uneins-ld.1748343
Gut, dass die jungen Wähler nicht die Mehrheit sind…
ja, aber die alten wählen eh AfD oder CDU
Drei Monate passt in manchen Bundesländern nicht zwischen Abitur und Anfang der Wintersemester an Universitäten, d.h. effektiv ist es für einige wieder ein ganzes Jahr (viele Studiengänge starten nur im Wintersemester).
Ich vermute ähnliche Probleme bei Ausbildungen/Berufsschule, darüber weiß ich aber ehrlich gesagt nichts.
in manchen Bundesländern nicht zwischen Abitur und Anfang der Wintersemester an Universitäten
Ich wüsste eher keinen Fall wo das einigermaßen rein passt.
Und dann sind 3 Monate auch gleich zu kurz um was sinnvolles zu machen - kaum den Papierkram erledigt (2 Wochen) und Zugänge ausgehändigt (1 Woche), dann noch die täglichen Aufgaben einigermaßen erklärt (mindestens 1 Monat) und schon ist die Arbeitskraft wieder weg.
Das verbrennt massiv Ressourcen und keiner will so kurz Leute da haben. Da kannst du auch gleich Praktikanten von der Berufsschule (4 oder 8 Wochen bei rein schulischer Ausbildung von 1 oder 2 Jahren) nehmen!
Sollte das fürs studieren nicht reichen? Zumindest in NRW sind Abi prüfungen doch so grob im Mai oder nicht? Das Semester startet am 01.10. Da könnte man drei Monate (Juli, August, September) doch unterbringen? Oder sind anderswo die abiprüfungen so viel später?
Die Idee ist natürlich trotzdem größtenteils schmarrn^^
als ich damals meinen Zivildienst gemacht habe war ich erst ziemlich sauer von wegen “Zwangsdienst”. Im Nachhinein finde ich aber, dass das für mich eine Reifezeit war, die mir ganz gut getan hat.
was mich aber wirklich stört ist, dass wir, zumindest in meinem Bereich, tatsächlich die Arbeit von Hauptamtlichen ersetzt haben, und so, quasi hintenrum, die Löhne gedrückt haben. wenn also Zivildienst (egal wie das Kind dann heißen soll), dann aber bitte mit konkurrenzfähiger Entlohnung.
Also mir hat das außer 1 Jahre später studieren rein gar nichts gebracht.