• Quittenbrot
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    2 hours ago

    Das wird jetzt länger, entschuldige bitte die Textwand:

    Unsere gesetzliche Rentenversicherung ist ein umlagefinanziertes System. Das heißt, dass im Rahmen des Generationenvertrags die Renten zu einem bestimmten Zeitpunkt durch die Einzahler zu diesem Zeitpunkt getragen werden. Das Geld, das man einzahlt, ist also nicht für die eigene Rente später, sondern wird direkt an die momentanen Rentner ausgezahlt. Im Gegensatz zu anderen Rentensystemen hat unseres in Deutschland keinen eigenen Kapitalstock, sondern lebt “von der Hand in den Mund”.

    Das hat zum Zeitpunkt der Einführung in den 50ern auch super funktioniert: man hatte während der Hyperinflation sehr schlechte Erfahrungen gemacht mit auf Ansparung basierenden Systemen und nach dem Krieg war ja ohnehin ein Großteil des Vermögens vernichtet. Gleichzeitig wuchs die Wirtschaft und es gab mehr Arbeitnehmer als Rentner. Die “Last”, diesen Rentnern auch im Alter die Aufrechterhaltung des Lebensstandards zu ermöglichen, verteilte sich also auf eine breite Menge an Schultern.

    Jetzt leben wir aber in Zeiten des demographischen Wandels. Im Idealfall sieht so eine Grafik wie eine Pyramide aus, also unten breit, oben schmal. Das kannst du in Anklängen bei den rot eingezeichneten Werten für 1990 auch noch erkennen, obwohl selbst da das Loch bei den Alterskohorten unter 20 schon erkennbar ist. 2022 ist der große Blob der Babyboomer ins Rentenalter gewandert und du siehst schön, wie diese Menge von einer kleineren Menge darunter getragen werden muss.

    Zwei weitere entscheidende Werte sind einmal der Beitragssatz und das Rentenniveau. Ersterer beschreibt, wie hoch der Anteil des Arbeitsentgelts ist, der in das System abgeführt werden muss. Begonnen haben wir in den 1950ern mit 10%, heute sind wir bei knapp 19%.

    Zwar hat sich also im Vergleich zu damals die Abgabenlast verdoppelt, wir bekommen aber nicht das doppelte raus. Das Rentenniveau beschreibt, wie hoch die Standardrente im Vergleich zum Durchschnittseinkommen ist. Das Rentenniveau netto vor Steuern ist jedoch, von einem Höchstwert 1975 (ca. 60%), kontinuierlich gefallen. Interessant: 1975 war der Beitragssatz bereits auf 18% gestiegen und pendelt seither zwischen 18% und 20%, gleichzeitig sinkt aber kontinuierlich das Rentenniveau auf (netto vor Steuer) ca. 48% in 2018. Bis 2030 droht ein weiteres Absinken des Leistungsniveaus um 20%. Daher hat man ein Mindestsicherungsniveau von 43% für 2030 definiert, bei dessen drohender Gefährdung der Gesetzgeber aktiv werden muss. Zum Vergleich: in den Niederlanden lag das Niveau 2017 sogar knapp über 100%, die Standardrente liegt also über den Durchschnittseinkommen; Deutschland liegt hingegen unter dem OECD-Durchschnitt OECD-PDF, S.107, Abb. 4.8.

    Gleichzeitig steigen bei uns die Zuschüsse des Bundes zur Rentenversicherung: von € 30 Mrd. 1992 auf € 86 Mrd. 2022. (beinahe eine Verdreifachung). Streitpunkt hier ist die Definition, wofür diese Zuschüsse verwendet werden. Die Deutsche Rentenversicherung betont gerne, dass diese Zuschüsse nicht für die “normalen” Renten an sich verwendet werden, sondern für zusätzliche, sog. “versicherungsfremde Leistungen”. Diese beinhalten jedoch auch bspw. Renten wie Mütterrenten, Rente nach Mindesteinkommen, abschlagsfreie Renten vor Erreichen des Mindestrentenalters. Alles wichtige Bausteine des Rentensystems, die bezahlt werden müssen. Und das ist, über die Steuern, eben doch wieder der Beitragszahler, insofern kann man die Steigerung nicht ignorieren, auch wenn sie den Umweg über Bundesmittel macht.

    Dass ein rein* umlagefinanziertes Rentensystem wie die Deutsche Rentenversicherung für ein fertig entwickeltes Land unserer Situation nicht mehr alleinig tragfähig ist, ist kein Geheimnis. Andere Länder, bspw. Schweden, haben darum auch schon längst ein mehrsäuliges Rentensystem eingeführt, in dem die umlagefinanzierte Rente nur noch ein (Grund-)Baustein ist, der von privat finanzierter Eigenaltersvorsorge ergänzt wird. Dort hat man in den sauren Apfel gebissen und die Bevölkerung mit dieser “Regeländerung” bereits konfrontiert. Regeländerung deshalb, weil beim umlagefinanzierten System nach Generationsvertrag natürlich ein Vertrauen/Erwarten vorhanden ist, dass man selber mal ebenso versorgt wird, wie man gerade mit seinen Abgaben die jetzigen Rentner versorgt. Dieser Vertrag wird dadurch ja ein Stückweit aufgekündigt und ist darum äußerst unpopulär. Mein Vorwurf ist, dass die Politik heute diesen Schritt scheut, obwohl er auch bei uns in Deutschland bitter notwendig wäre. Stattdessen wird er in die Zukunft geschoben, wenn die Abgabenlast und das Rentenniveau jedoch bereits soweit abgesunken sein wird, dass es den Jungen umso schwieriger fallen wird, zusätzlich noch privat vorzusorgen.

    Das wäre mein Aufsatz zu dem Thema. Zusätzliche Faktoren sind natürlich auch Dinge wie das Lohnniveau in Deutschland oder Arbeitsverhältnisse wie Scheinselbstständigkeiten oder Gig Economy, die unser Rentensystem noch sehr stark belasten werden. Ein Scheinselbstständiger Lieferando- oder Uberfahrer (Beispiele) wird nicht anständig sozialversichert, partizipiert nicht hinreichend am Generationenvertrag und fällt im schlimmsten Fall im Alter also in die Altersarmut, die wiederum aus Steuermitteln aufgefangen werden muss. Zu den Herausforderungen der Demographie kommen also auch noch die Herausforderungen aus den modernen, ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, die der Gesellschaft die Spätkosten aufdrückt.

    *abzgl. o.g. Zuschüsse des Bundes

    • Das KänguruB
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      2 hours ago

      Arbeitnehmer

      Der Arbeitnehmer gibt seine Arbeit dem Arbeitgeber und der Arbeitgeber nimmt die Arbeit des Arbeitnehmers und verwertet diese zu seinem Gewinn.