In Neubrandenburg beschließt die Stadtvertretung, das Aufhängen einer Regenbogenfahne zu untersagen. Nur einen Tag später kündigt der Oberbürgermeister seinen Rücktritt für kommendes Jahr an. Die Entscheidung des kommunalen Parlaments ist für diesen Schritt aber nicht der alleinige Grund.

Der Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg, Silvio Witt, hat seinen Rückzug von der Stadtspitze erläutert, nachdem die Stadtvertreter beschlossen haben, dass in Zukunft keine Regenbogenfahne mehr vor dem Bahnhof gehisst werden soll. Das Verbot, die Fahne zu hissen, sei allerdings nicht der Grund für seinen Rückzug im Mai kommenden Jahres, sagte der offen schwul lebende OB der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ). “Aber es hat am Ende einer langen Kette von Ereignissen dazu beigetragen.” Er wolle in einer Stadt leben, in der so eine Flagge hängen darf, so Witt im Gespräch mit dem “Spiegel”.

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Seine Kraft reiche nicht mehr für die Aufgabe aus, so der parteilose Politiker, der sich selbst als “Mann der Mitte” beschreibt. “Die Rechten haben aber stets das Narrativ bedient, ich hätte eine homosexuelle Agenda, sei ein Regenbogenbürgermeister. Mir wurde Mobbing von Mitarbeitern unterstellt, das hat die Stadtvertretung nie aufgeklärt”, so Witt. “Dazu gab es sehr oft Beleidigungen. Man nannte mich das Mädchen, den Kleinen, das Männchen - und das alles im höchsten Gremium der Stadt, in der Stadtvertretung. Da ist in den vergangenen Jahren eine Stimmung kreiert und von allen Parteien zugelassen worden, die mit einer konstruktiven Zusammenarbeit nichts zu tun hat.”

Besonders die AfD hat er dabei im Blick. “Die stellen unseren Staat infrage. Die stellen meine Lebensweise infrage, das, was Artikel eins des Grundgesetzes schützt, die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Die wollen mir sagen, du darfst dich in der Öffentlichkeit nicht so zeigen, wie du bist”, so der 46-Jährige.

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  • kapulsa
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    20 hours ago

    Sehr traurig. Wünsche dem Mann alles Gute.

  • SapphireSphinxOP
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    1 day ago

    Eine kleine Anekdote:

    Meine ehemalige Zahnarzthelferin, die damals meine Zahnreinigung gemacht hat, war eine lesbische Frau aus Ostdeutschland. Die hat mir damals erzählt, dass sie da weg ist wegen zu viel Intoleranz.

    Mich hat das damals sehr gewundert. Ich dachte eigentlich irgendwie in der Beziehung sei die DDR recht weit gewesen aber scheinbar habe ich mich getäuscht oder da ist mittlerweile viel zurückgedreht.

    Wie auch immer. Was für eine Scheiße.

    • Mia
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      16 hours ago

      Mich hat das damals sehr gewundert. Ich dachte eigentlich irgendwie in der Beziehung sei die DDR recht weit gewesen aber scheinbar habe ich mich getäuscht oder da ist mittlerweile viel zurückgedreht.

      Meine Eltern sind beide in der DDR aufgewachsen und beide haben auch nach eigenen Angaben nix gegen Homosexuelle, aber die sollen sich bitte an die Gesellschafft anpassen, nicht auffallen oder ähnliches. Ein Bisschen wie das was Alice Weidel von sich gegeben hat “lesbisch aber nicht queer” ist in Ordnung.

      Das beschränkt sich allerdings nicht auf Homosexuelle. Sie haben auch was gegen meinen “alternativen Lebenstil”, weshalb ich kaum noch Kontakt zu ihnen hab.

    • ladicius@lemmy.world
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      23 hours ago

      Wenn Du mit Menschen redest, die in der DDR gelebt haben als Erwachsene, also die Jahrgänge Boomer und so, wirst Du hören, dass hinter all den bunten Fahnen eine Menge verbitterter Arschkriecher gelaufen sind.