Hier gibt es mindestens zwei Communities:

https://feddit.org/c/nahost

und

https://feddit.org/c/nah_ost

mit dem gleichen Titel (nämlich “Nahost”). Das ist echt verwirrend und irgendwie auch nicht im Sinne des Erfinders.

Ich weiß nicht was für ein Kinderkram dahintersteckt. Vielleicht will einer dem anderen die Community nehmen. Ist mir letztendlich egal aber könnte man bitte die spätere Community (welche das auch immer sein mag) umbenennen oder halt löschen, wenn der Mod sich weigert?

  • fantasty@programming.dev
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    2 months ago

    Sorry für die Wall of Text hier aber ich hoffe du verstehst anhand der Beispiele, was ich meine und wieso ist nicht einfach nur „Ich will eine Filterblase haben“ ist.

    tldr; Straßenbild ist anders, musste aber erkämpft werden. Medien sind mMn immernoch sehr einseitig, Leid der „anderen“ wird ausgeblendet, Leid der „eigenen“ instrumentalisiert.

    Ja ich stimme dir zu, dass auf der Straße ein anderes Bild herrscht. Das war allerdings bis vor einem Jahr nicht wirklich der Fall, da musste man auf Eierschalen balancieren um über Menschenrechte etc. auch nur sprechen zu können.

    Die Kufiya habe ich auch seit letzten Jahr wieder häufiger getragen. Das war aber auch nicht selbstverständlich, gerade am Anfang haben mich viele Leute angestarrt und ich hatte ernsthaft Angst dass mich deshalb jemand angreifen wird. Ich habe mir auch rassistische Kommentare wie „Küchenlappen“, „Terrortuch“ etc. anhören können. Es war ein ermüdender und auch angsteinflößender Prozess. Ich würde trotzdem immer dazwischen gehen, wenn jemand wegen einer Kipps angefeindet würde. Das hat mit keinem Konflikt was zutun, das ist Judenhass.

    Nun beühlich der Menschenlandschaft habe ich ja explizit von einem neutralen Medium ala The Guardian gesprochen. Das ist für mich wichtig, denn es geht hier ja nicht um ein Fußballspiel sondern um universelle Menschenrechte. Die werden in China und Russland mit Füßen getreten und wir haben kein Problem damit, den Genozid an den Ukrainern und an den Uyghuren als solche zu benennen.

    Wenn jedoch unsere Verbündeten Kriegsverbrechen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, möchte ich das genauso erfahren und ich möchte die selbe Empörung von unseren Eliten erleben. Das sehe ich aber nicht.

    Ich fand z.B. das Videos absolut Horror, als eine augenscheinlich tote junge Frau auf einem Pickup durch die Stadt gekarrt wurde. Das Video werde ich wohl leider nie vergessen. War grauenhaft. Das war wochenlang ein Thema und man war absolut schockiert und wollte Gerechtigkeit und Konsequenzen. Das wurde dann leider auch instrumentalisiert, um noch härteres Vorgehen (aka noch mehr Bomben) zu fordern.

    Ich habe leider vor 2 Tagen ein Video gesehen, als nach einem Bombenangriff auf ein Krankenhaus in Gaza ein Patient an IV-Schläuchen bei lebendigem Leib verbrannte. Wie er nochmal den Arm ausstreckte und versuchte nach Hilfe zu rufen werde ich wohl auch niemals vergessen. Das ist eines der schlimmsten Videos die ich jemals gesehen habe.

    Das habe ich in deutschen Medien nichtmal als Randnotiz erwähnt gesehen und das ist einfach nicht okay. Das sollte jeden Menschen empören und schockieren, aber da ist wohl nicht in die Fußballteam-Mentalität der Politik und Medienschaffenden passt, wird das Leid der „anderen“ einfach ausgeblendet. Und deshalb finde ich es wichtig, Räume zu schaffen, in denen sowas Platz hat. Nicht, weil man sich für eine Seite entschieden hat, sondern weil jeder Menschen das Recht hat, zu existieren und wenn dieses Recht ihm genommen wird, dann müssen wir darüber sprechen können, ohne dass ständig jemand dazwischen fährt und uns fragt ob wir auch brav Hamas verurteilen bevor wir trauern dürfen.

    • Quittenbrot
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      2 months ago

      Danke für deinen Text!

      Das war allerdings bis vor einem Jahr nicht wirklich der Fall

      Würde ich widersprechen. Israelische Restaurants sind auch vor einem Jahr schon regelmäßig angegriffen worden und jüdische Einrichtungen mussten auch schon vorher massiv durch die Polizei geschützt werden. Der Konflikt ist ja älter als dieses vergangene Jahr und die “Sympathien des Straßenbildes” recht eindeutig verteilt. Und ich hätte mich auch vor 1,5 Jahren nicht mit einer Kippa auf die Straße getraut (während eine Kufiya, wie gesagt, quasi selbstverständliches Modeaccessoire ist). Das ist, wenn du da mal drüber nachdenkst, einfach nicht in Ordnung. Klar hat die gewohnte Solidarität mit den Palästinensern unmittelbar nach dem Angriff der Hamas an öffentlichem Ansehen verloren, darum hast du wohl auch diese Sprüche gedrückt bekommen. Ich würde aber wetten, dass diese Sprüche in letzter Zeit nicht mehr auftreten. Ob man aber sogar am 8. Oktober 2023 durch irgendeine deutsche Großstadt mit Kippa hätte laufen können, ohne verbal oder tätlich angegriffen zu werden, frage ich mich.

      wir haben kein Problem damit, den Genozid an den Ukrainern und an den Uyghuren als solche zu benennen.

      Doch, damit habe ich, auch als erklärter Feind Russlands und Chinas, Probleme. Bei aller Empörung. Denn Genozid ist innerhalb der “Kriegsverbrechen” der wohl schwerwiegendste Vorwurf, den ich gerade als Deutscher nur entsprechend restriktiv einsetzen würde. Als Straftatbestand des Völkerstrafrechts fällt die Feststellung in die Hoheit des IStGH und nicht in die Hände (interessierter) Laien. Das ist bei Israel (noch?) nicht geschehen. Ist für das Leid der Leute vor Ort eigentlich auch vollkommen egal. Denn ob der bspw. Ukrainer nun durch einen genozidalen Russen getötet wird oder durch einen kriegsverbrecherischen, kann ihm am Ende ziemlich wurscht sein.

      Bezüglich der Videos zu Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit (alles beides jeweils wieder eigene (Listen von) Tatbestände des Völkerstrafrechts, nur um mal die Notwendigkeit der Berücksichtigung der jeweiligen Definitionen in der Diskussion zu verdeutlichen): da habe ich auch gerade aus der Ukraine viele Videos gesehen, die ich eigentlich nicht hätte sehen wollen. Aber auch da: im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst und es ist quasi unmöglich, sich ein tatsächlich neutrales Bild der Lage zu machen (und entsprechend darüber zu berichten). Du wirst immer einen parteiischen Einfluss haben, je nachdem, wessen Bilder es sind. Insbesondere eben in Gaza, wo aufgrund des mangelnden freien Zugangs die meisten Informationen nicht unabhängig überprüft werden können. Ein verbrennender Patient in Gaza ist ein schreckliches Bild, aber für sich genommen eventuell nicht mal ein Kriegsverbrechen (wo oft der Vorsatz gegeben sein muss). Als Medien stehst du da immer vor dem Problem, dass du einerseits berichten willst, andererseits aber trotzdem die “professionelle Distanz” wahren und möglichst neutral bleiben musst. Es gäbe aber aus jedem Konflikt Unmengen an grauenhaften Bildern, die zu jeder Seite gezeigt werden könnten. Der Krieg wird allerdings eben auch medial geführt, das muss man ebenfalls beachten.

      sondern weil jeder Menschen das Recht hat, zu existieren

      Absolut einverstanden. Darum bemängel ich ja die Fixierung auf nur eine Seite. Zumal die Hamas als die Führung Gazas ja nicht dafür kämpft, dass sie existieren können, sondern ja den Israelis genau dieses Recht zu existieren nicht gewähren will. Das geht, bei aller Kritik am kriegsgeilen Kriegsgewinner Netanyahu eben auch nicht.

      • fantasty@programming.dev
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        2 months ago

        Edit: vielleicht hätte ich einfach nur diesen Artikel verlinken sollen

        Danke dir auch für deine Antwort! Ich stand tatsächlich schon vor 10 Jahren mit 20 anderen Leuten auf Demos, als Gaza 2012/14 ähnlich brutal bombardiert wurde, aber zum Glück nicht so langanhaltend wie jetzt. Damals hielten uns die meisten Leute für Spinner und Extremistinnen. Das mit den rassistischen Kommentaren über die Kufiya war leider schon immer ein Thema.

        Auf der anderen Seite finde ich es auch unaushaltbar, dass Synagogen bewacht werden müssen und Menschen Angst haben, eine Kippa zu tragen oder sich als jüdisch erkennbar zu zeigen. Da bin ich komplett bei dir.

        Als Straftatbestand des Völkerstrafrechts fällt die Feststellung in die Hoheit des IStGH und nicht in die Hände (interessierter) Laien.

        Natürlich ist Gaza oder auch die Ukraine „offiziell“ kein Genozid, das wird noch Jahre dauern bis die juristischen Verfahren abgeschlossen ist. MMN sind beide Fälle so offensichtlich, dass man sich diese Abkürzung erlauben kann. Aber verstehe auch deine Sichtweise und finde sie natürlich gerechtfertigt, solange sie konsistent ist. Meine Kritik galt daher eher der fehlenden Konsitenz insbesondere in der Politik.

        Ist ja nicht speziell zum Thema Palästina, es geht ja der Klimabewegung z.B. genauso im Vergleich zu den Bauernprotesten, oder leider auch China und Aserbaidschan teilweise. Liegt also z.B. eher daran, von welchen Verbrechern Lobbyisten die Politiker ihre Bestechungsgelder Parteispenden erhalten.

        Das würde mich dann zum letzten Punkt bringen, nämlich die Rolle der Medien als 4. Gewalt, z.B. bei Klimaprotesten, Chatkontrolle oder eben auch Propaganda in Kriegen. Das kann auch alles klappen und gerade in so einer Situation wo alle Seiten Propaganda verbreiten bräuchten wir die Medien umso mehr.

        Am Beispiel vom verbrennenden Menschen: wenn solche Videos herumgehen, dann wäre doch die Aufgabe von einer guten Journalistin zu prüfen, warum das Zelt brennt. Ob da wirklich ein Krankenhaus angegriffen wurde. Wer dieser Mensch war. Ob deutsche Waffen oder Waffenteile benutzt wurden. Natürlich ist das alles schwierig, aber das ist mMn die Aufgabe der Medien als 4. Instanz und da habe ich leider massiv das Vertrauen verloren. Denn es wurden leider schon israelische Propagandalügen ungeprüft weiterverbreitet, das ist für mich kein journalistischer Standard.

        Mir geht es also um viel mehr als „eine Seite gut, eine Seite schlecht“. Ich vertraue Hamas ehrlich gesagt auch nicht, dass sie sich für einen einzigen demokratischen, säkularen Staat mit gleichen Rechten für alle Ethnien und Religionen einsetzen würden, insbesondere nicht nachdem ihre gesamte Führung dezimiert wurde. Das wäre mMn aber die einzige Lösung zusammen mit einer Aufarbeitung der Kolonialverbrechen und Entschädigung und möglicher Rückkehr für die Vertriebenen. Aber davon sind wir ja leider weit weg.