Es ist letztendlich auch eine ganz grundsätzliche Frage, was genau man unter Demokratie versteht. Basisdemokratische Volksentscheide sind im prinzip ziemlich demokratisch. Viele verfechter der Demokratie sind aber eher für indirekte Expertenregierungen. Das kann besser sein. Immerhin kann man so im gewissen Rahmen entgegen der populären Volksmeinung vorbei regieren. Sonst wären wahrscheinlich keine Steuererhöhungen möglich.
Aber irgendwann haben die Leute genug. Die AfD hat definitiv einen Platz in deutschland. Und wenn es der ist, die normalen Parteien zur Bürgeernähe zu zwingen.
“rechtsextrem” höre ich in dem Kontext oft. Ja, sowas gibt es in der AfD. Es ist schlimm. Aber das wort selbst nehme ich kaum noch ernst. Man hört es zu oft, zu schnell, meistens unzutreffend.
Wenn jemand gegen das Establishment ist, und deswegen ein neues Establishment wählt, dann ist er nicht rechtsextrem. Er ist fehlgeleitet.
Wenn jemand gegen Ukraine-hilfe ist, dann ist er auch nicht rechtsextrem. Er ist dumm und herzlos.
Und wenn leute gegen Umweltschutz sind, dann sind sie nicht rechtsextrem, sondern egoistisch.
Du magst Recht haben: Wer AfD wählt, ist nicht in jedem Fall stramm rechtsextrem, sondern vielleicht oft “nur” herzlos, egoistisch und dumm.
Das ändert aber nichts daran, dass man mit seiner Stimme Faschisten unterstützt. Das sollte inzwischen jedem klar sein – insofern setzt man sich dem Vorwurf selbst aus.
Wenn jemand gegen das Establishment ist, und deswegen ein neues Establishment wählt, dann ist er nicht rechtsextrem.
Nein, wenn jemand ständig rechtsextreme Dinge sagt, bzw eine Partei solchen Leuten eine Heimat bietet und sich nicht davon distanziert, dann ist sie rechtsextrem.
Gesteht Erdogan damit nicht sein komplettes Fehlhandeln im Bezug auf seine vergangene Zinspolitik ein?
Für die Türken freut es mich natürlich.
NSDAP ist ja auch schon wieder über 80 Jahre her, da kann man schonmal vergessen zu was allem ultranrechtsnationalistischer Faschismus so führen kann.
Oder man hat gar nichts vergessen und den Leuten graut es einfach vor gar nichts.
ich denke nicht, dass wir “nur” ein demokratisches Problem haben. Es ist in Wahrheit ein viel größeres, gesellschaftliches Problem:
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Insbesondere die wenig gebildeten Menschen bekommen viele Kinder, während die Hochqualifizierten mit dem Kinderkriegen tendenziell eher warten bzw. es sogar komplett lassen. Damit wächst der Bereich der eher wenig Qualifizierten Leute sehr stark an. Im Ergebnis “verdummen” wir somit eher (klar, es gibt auch Fälle, wo jemand aus solchen, familiären Verhältnissen eine gesellschaftlich gute Position ergattert. Ist aber eher die Ausnahme als die Regel).
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Gesellschaftliche Regeln werden zunehmend abgelehnt. Das fängt schon bei Dingen wie dem Straßenverkehr an (rote Ampel? Vorfahrt? Tempolimit? Überholverbot? Rechtsfahrgebot? Ist nur für die anderen da) und mündet dann halt in Sachen wie einem erschossenen Tankwart, der nur auf die geltende Maskenpflicht hinweisen wollte. Das Schlimme: Jene, die diese Regeln, die das gesellschaftliche Miteinander organisieren sollten, werden teils noch für ihren “Mut” bejubelt.
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das ganze Thema Fakten versus “gefühlte Wahrheit”. Wissenschaftlichen Evidenzen wird weniger Glauben geschenkt als irgendwelchen Pfuschern im Netz. Die Menschen glauben lieber die Lüge, als sich mit der Wahrheit auseinander zu setzen.
Das eine Partei, die erwiesenermaßen NICHTS an Lösungen zu bieten hat und die im Kern NUR daraus besteht, gegen alles zu sein, destruktiv zu sein und unsere gesellschaftliche Grundordnung zerlegen will, Zuspruch bekommt, ist lediglich die logische Konsequenz dessen, dass in der Gesellschaft etwas von innen nach außen rottet. Und nein, wir Deutschen sind da gewiss nicht die einzigen. Das ist ein Phänomen, das man weltweit beobachten kann.
Insbesondere die wenig gebildeten Menschen bekommen viele Kinder, während die Hochqualifizierten mit dem Kinderkriegen tendenziell eher warten bzw. es sogar komplett lassen.
Ist das so? In meiner “Akademiker-Bubble” ist bei vielen Paaren gerade das zweite Kind auf die Welt gekommen und auch sonst steht bei jedem Paar, das ich kenne, Kinderplanung an. Ich kann mir bei ärmeren Schichten nicht vorstellen, dass mehr als zwei Kinder “produziert” werden, denn dann scheitert es am Lebenshaltungskosten + Wohnraum, den man sich nicht mehr leisten kann.
Gesellschaftliche Regeln werden zunehmend abgelehnt. Das fängt schon bei Dingen wie dem Straßenverkehr an
Kann ich absolut nicht feststellen. Und der erschossene Tankwart ist (zum Glück) wirklich ein ganz krasser Einzelfall. Daraus eine gesellschaftliche Tendenz herzuleiten finde ich zu weit her geholt.
das ganze Thema Fakten versus “gefühlte Wahrheit”. Wissenschaftlichen Evidenzen wird weniger Glauben geschenkt als irgendwelchen Pfuschern im Netz.
Zustimmung hier. Ergänzen würde ich noch dazu die absolut schädlichen Algorithmen der sozialen Medien, die einen noch viel tiefer in dieses Loch treiben. Kaum hat man einmal ein Video eines AfD-freundlichen Kanals angeschaut, werden einem nur noch solche Videos vorgeschlagen.
Der erste Punkt stammt aus Idiocracy bzw. wird dort aufgegriffen. Stimmt aber auch mit meiner Bubble nicht überein
Interessant das ihr beide einig seid wie Fakten vs. gefühlte Wahrheiten ein Problem sind, und trotzdem rein auf der Eben von gefühlten Wahrheiten bleibt.
Ich hab jetzt nicht den Nerv, meine Quellen aus dem Studium noch einmal zu durchwühlen - aber die neoliberalen Reformen haben ihren Zweck da schon nicht verfehlt. Das Elterngeld wurde genau dazu eingeführt, Transferleistungen soweit möglich zu limitieren, während der Verbleib bzw. die ratzfatz-Wiedereinkehr in die Vollzeit-Arbeit gefördert wird.
Während die Geburtenziffer lange stagnierte, ging sie von nach der Reform von 2007 um 0,2 nach oben, was nicht wenig ist. Und diese Steigerung erfolgte praktisch ausschließlich bei wohlhabenden Familien, die man mit dem Reformpaket auch erreichen wollte.
Das sozialdarwinistischen Armutsbashing, welches von @gajustempus@feddit.de gepredigt wird, kann man sich längst schenken - denn das gewünschte Signal, dass Leute nur dann Kinder in die Welt setzen, wenn sie auf staatliche Leistungen soweit möglich verzichten, das wurde längst in die Praxis umgesetzt.
Ich hab jetzt nicht den Nerv, meine Quellen aus dem Studium noch einmal zu durchwühlen
Wäre das nicht sinnvoll um eine bessere Diskussion zu haben. Vor allem wenn du selber anmerkst das eins der Probleme ist das man auf der Ebene von Gefühlen argumentiert? Sonst ist das ganze mehr eine kaputtes Telefon spiel, wo Menschen sich halb gare Informationen um die Köpfe schlagen.
Ich weiß. Um es daher zu betonen: Ja, sind anekdotische Erfahrungen. Vielleicht macht sich jemand anders die Mühe, offizielle Statistiken rauszufischen ;-)
Jemand anders wird es schon machen ist finde ich auch ein Problem. Aber das ist ein Klassiker.
Meiner Meinung nach werden die Gründe für das Schwächeln der Demokratie hier fehlinterpretiert. Mir kommt es eher so vor, dass der Kapitalismus™ sein Endstadium erreicht. Die Vermögenswerte gehen immer weiter auseinander, die verfügbaren Resourcen (das Geld) werden knapp. Das triggert in den Menschen das animalische Bedürfniss die noch verfügbaren Resourcen gegen “die Anderen” zu verteidigen und möglichst für die eigene Gruppe zu sichern. “Die Anderen” können dabei alle möglichen Gruppierungen sein. Ausländer, Wessis, Die da Oben, die linksgrün Versifften und so weiter. Auf rationale Argumente oder einen einvernehmlichen Umgang wird nicht mehr geachtet, weil diese als Versuch der Anderen interpretiert werden, die eigene Gruppe zu kontrollieren.
Meiner Meinung nach braucht es stärkere Umverteilungsmechanismen, um diesen Leuten zu verdeutlichen, dass nicht von ihnen erwartet wird, sich für andere zu opfern. Wenn das nicht gelingt, dann wird man auch langfristig nicht die nötigen Mehrheiten finden um größere Probleme anzugehen, wie den Klimawandel oder das Erstarken authoritärer Regime um die Welt.
Volle Zustimmung. Solange wir den Kapitalismus ungezügelt flattern lassen, werden dessen Mechanismen die Gesellschaft weiter spalten und somit von innen zerfressen.
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Die AfD nimmt ökonomische Ängste auf und verwandelt sie in eine kulturelle Gefahr, in der es nicht mehr allein um das Portemonnaie, sondern die Lebensweise und Identität von Menschen geht, die „asylgeflutet“ oder „ökodiktatorisch“ ausgetauscht werden sollen.
Es ist ja nicht so, dass die AfD sich das zu 100% ausdenkt. Es gibt genug O-Töne von linker Seite, die einen Kulturwandel hin zu einer multikulturellen Gesellschaft, einer “Willkommenskultur”, einer vegetarischen Ernährung etc. ausdrücklich begrüßen und einfordern.
Ich denke, das ist ein struktureller Nachteil von Linken gegenüber Konservativen: sie sind zu intellektuell und reflektieren die Folgen ihres Handelns zu stark. Gesellschaften verändern sich unweigerlich, und auch Konservative können eine Gesellschaft durch tiefgreifende Veränderungen führen; im Gegensatz zu Linken reden sie einfach nicht groß darüber.
Wenn die Lebensmittelpreise irgendwann den Ressourcenverbrauch ihrer Produktion reflektieren, weil die Konservativen keinen Bock mehr haben, mit ihren Steuergeldern die Landwirtschaft zu subventionieren, wenn man für das Geld auch die Armee aufrüsten oder internationale Industriekonzerne anlocken könnte, wird Fleisch automatisch zum unerschwinglichen Luxusgut für viele Menschen. Und je mehr man sich etwas eh nicht leisten kann, umso leichter fällt es einem auch, es moralisch zu verurteilen. Irgendwann ist eine neue Generation da, für die “war das schon immer so”, und die Position, dass Fleisch unnötig und unmoralisch sei, ist die neue konservative Position.
Linke dagegen denken über den kulturellen Effekt der ökonomischen Veränderung nach, und stellen diesen dann an erste Stelle. Die Leute sollen sich jetzt schon daran gewöhnen, dass Fleisch schlecht ist, damit der Wandel hin zu einer pflanzenbasierten Landwirtschaft umso leichter fällt. Das mag für einige Leute funktionieren, aber für die meisten Leute ist Veränderung etwas furchteinflößendes, und die beste Chance, sie für Veränderung zu gewinnen, ist, die Veränderung so zu gestalten, dass sie sie erst bemerken, wenn sie sich schon so daran gewöhnt haben, dass ein “zurück zur alten Ordnung” ein genauso furchteinflößender Wandel ist; nicht, indem man ihnen predigt, dass sie sich ändern müssen.
Die Linke (nicht die Partei) schafft es nicht ausreichend, Änderungen positiv zu besetzen. Aufhalt des Klimawandels durch Verzicht wird immer nur als solcher vermittelt - dass sich daraus positive Effekte ergeben können wie bessere Luft und weniger Lärm in den Städten, weniger brutale Hitze, Gesundheit etc wird dabei nicht ausreichen betont oder geht unter.
Ich denke, das ist ein struktureller Nachteil von Linken gegenüber Konservativen: sie sind zu intellektuell und reflektieren die Folgen ihres Handelns zu stark.
Ich würde genau das Gegenteil behaupten. Die Linken sind nicht intellektuell genug um wirklich zu begreifen, dass sie mit ihrem Einfordern von Nächstenliebe gegenüber Flüchtlingen und Co im Endeffekt genau das Gegenteil erreichen.
Dass Leute nicht in der Lage sind, einzusehen, wann ihre Handlungen kontraproduktiv sind, dürfte ein Naturgesetz sein, sonst würden sie diese Handlungen ja nicht unternehmen. Hat nichts mit links und rechts zu tun.
Bei mir funktioniert der Archiv Link nicht Edith: https://taz.de/AfD-Experte-Hillje-ueber-Umfragehoch/!5939597/
Der Taz-Link ist im Post direkt verlinkt. Den Archiv-Link habe ich kurz nach Erstellen des Beitrags korrigiert. Hier nochmal der richtige Archiv-Link: https://web.archive.org/web/20230625070408/https://taz.de/AfD-Experte-Hillje-ueber-Umfragehoch/!5939597/
merci