Ich glaube viele, wenn nicht alle unserer Probleme basieren darauf, dass wir in Deutschland keinen Mut haben.
Man könnte sagen “dass wir keinen Mut mehr haben”, aber ich möchte nicht die Nazizeit verherrlichen. Das war kein Mut, sondern blinder Größenwahn, kombiniert mit dem typischen deutschen Zwang, kognitiver Dissonanz und blinder Unmenschlichkeit.
Aber was ist seitdem passiert?
Ich blicke auf Deutschland heute:
- die Behörden laufen auf Microsoft. Wir zahlen diesen Unternehmen Unmengen Geld für Lizenzen (209mio€ in 2022 alleine durch Behörden!)
- alle staatlichen Apps sind ausschließlich über Google oder Apple verfügbar.
- Alle Bahnapps sind nicht legal nach unserem eigenen Datenschutzgesetz. Das ist bewiesen, aber keiner tut etwas.
- die Bahn ist privatisiert, schlecht und teuer
- genauso immer mehr Krankenhäuser und andere kritische Infrastruktur
- obwohl wir alle Möglichkeiten hätten, machen wir uns momentan durch LNG Terminals abhängig von US-Frackinggas, anstatt in Wind und und Solar zu investieren
- “der Arbeitskräftemangel” existiert nicht in unseren Auto- und Waffenkonzernen. Es werden Arbeitskräfte verheizt für sinnlose, Klimaschädliche “Innovation”
- unsere Krankenkassen taugen nichts, Zusatzleistungen sind privat zu zahlen
- die Deutschen haben mWn europaweit die Geringste Eigenheim-Quote
- Leute sind in Flatrates und Verträgen gefangen, leasen Autos, mieten und pachten und sind am Ende arm
Was haben all diese Beispiele gemeinsam? Es fehlt ihnen an Mut!
Psychologisch gesehen
- die Menschen streben nach Neuem, Innovation, “Tech Review Videos” etc.
- die Menschen brauchen Sicherheit, wollen kaum Veränderung, wollen Sicherheit
- wir wollen Investieren und erfolgreich sein
- wir haben Angst zu fallen, wollen Sicherheit
Kurz
In Deutschland ist jeder für jeden Scheiß versichert, hat aber kein eigenes Haus. Wir schützen uns vor Risiken und investieren nichts. Kritische Infrastruktur (auch Software) wird ausgelagert, um nicht verantwortlich zu sein.
Es wäre so einfach
Stellen wir uns vor, wir würden das umkehren. Wir würden einmal investieren, und nach einem oder wenigen Jahren komplett unabhängig sein!
Beispiel Software
Wir geben Unsummen an Geld für Microsoft, Adobe etc aus. Unsere Apps sind an Google, Apple und Microsoft gekettet. Windows11 hat keine “trackingfreie Premiumversion” mehr? Egal, es werden trotzdem jede Behörde benutzen. Indirekt zwingen wir Menschen zum Kauf von Smartphones und Laptops, ohne Alternativen darzustellen.
Trauen wir uns etwas, Beispiel Büro:
- Linux
- Firefox
- Libreoffice
- Nextcloud
- Thunderbird / Webmail
- Matrix für Kommunikation
- BBB, Jitsi
- Remote software, VNC, RDP…
- Datenbanken etc…
Smartphone:
- GrapheneOS
- eigener Appstore als F-Droid Repository oder Fork der App
- offene Bankenapps, Bahnapps, Versicherungen etc. durch Bundes-Repository
- OSMand + DB APIs
- Simplemobiletools
- Firefox
- K9mail
- Florisboard
- Assistant?
- Nextcloud?
- BundID möglich, alles Amts-Zeug
- unifiedNLP mit Mozilla Datenbank gegen Abhängigkeit von GPS odee Google/Apple
- …
Diese Opensource-Software reicht momentan nicht an Microsoft heran. Sie ist in vielem viel besser, deckt aber nicht alle Anforderungen ab. Es braucht bezahlte Entwicklung.
Aber warum gehen ITler in die “freie Wirtschaft” und entwickeln trackende bezahl-DRM-Software? Weil sie mehr Geld verdienen und nicht mit Faxköpfen zu tun haben.
Unsere Datenschutzgesetze funktionieren nicht und werden nicht eingehalten, stattdessen werden Projekte out-gesourced.
Vorschlag:
- ein Team aus vllt. 200 Menschen, vor allem EntwicklerInnen und JuristInnen. Gerne auch Menschen anwerben, die bereits dort arbeiten, zB. Opensource Developer oder Datenschutz-JuristInnen
- es wird eine Liste an kritischer Software gemacht. Der Vorteil: diese ist bereits extrem gut! Es braucht lediglich bezahlte Stellen, die eine fortwährende Entwicklung garantieren können. 80% ist fertig
- das ganze Projekt wird auf 10 Jahre angelegt und die Menschen werden sehr gut bezahlt, ihre Qualifikationen sollen gut sein, mit Fokus auf Sicherheit, NutzerInnenfreundlichkeit, Effizienz (energiesparen) etc.
Wie schwer wäre es, zB. OpenSuse zu nehmen und mit weiteren Finanzierungen daraus “GermanyOS” zu machen? Überhaupt nicht, denn es existiert ja alles bereits!
Ein Traum wäre natürlich, das alles bis zum Ende zu haben. Hardware mit Coreboot, Risc-V Prozessoren etc. Nachhaltig gefertigt, energiesparend, vertrauenswürdig, frei, reparierbar, modular. Deutsche Qualität eben, wie sie einmal war!
Und so geht das weiter… investieren, dieses ganze verdammte Ehrenamt für kritische Infrastruktur endlich entlohnen, Engagierten eine Stelle anbieten und nach wenigen Jahren hat man sich wirtschaftlich aus den Zwängen befreit!
Beispiel China
China entwickelt ihr eigenes Linux, weil sie unabhängig von den USA sein wollen. Ihr Leidensdruck scheint größer, wirtschaftliche Zwänge etc.
Aber was halten wir von den USA? Finden wir das Land, das Kriegsverbrechen begeht, die Umwelt zerstört, menschenunwürdige Gefängnisse und rassistische Polizei hat, Snowden für Aufdeckung von Horrortaten prinzipiell wahnsinnig gemacht hat und einsperren will, finden wir dieses Land gut? Wollen wir von diesem Land abhängig sein?
Was denkt ihr dazu?
Wenn du in deiner Überlegung fehlenden Mut durch legale Korruption aka “Lobbyismus” ersetzt macht das alles plötzlich Sinn.
Beides. Auf jeden Fall auch Korruption. Aber dass diese so gut funktioniert liegt daran, dass wir uns Sicherheit so gut verkaufen lassen
Kleines wichtiges Detail: die Bahn ist nicht privatisiert. Alle Bahn Aktien sind im Besitz des Deutschen Staates. Die Bahn wird aber privatwirtschaftlich geführt. Der Staat hat immer noch volle Kontrolle über die Bahn.
Das Problem ist ja die Aktien in Staatsbesitz sind. Damit haben wir einerseits das kritische Monopol eines Staatskonzerns und auf der anderen Seite die Gier eines Privatkonzerns. “The worst of both Worlds” wenn man so will.
Ich bin der Meinung, dass kritische Infrastruktur im Besitz des Staates sein sollte. Wir sehen ja jestzt schon wir nur das nötigste am laufen gehalten wird. Viele Strecken sind nicht rentabel. Wenn die bahn nicht die Pflicht zuf Beförderung hätte wären kaum noch Dörfer angebunden.
Ich kann mir auch schwer vorstellen wie konkurrende Firmen auf einem sehr eingeschränkten Markt agieren wollen.wenn die Strecke besetzt ist, ist sie besetzt. Andererseits bekommen das Flugbetreiber auch hin🤷♂️
Die “Gier eines Privatkonzerns” kommt nicht automatisch durch die AG, die ist hier explizit vom Aktionär vorgegeben. Der könnte auch was anderes vorgeben, macht es aber nicht.
Ja das kann man so sehen, wäre aber die Bahn komplett in den Staatsaperat integriertert gebe es diese Frage nicht mehr. Wenigstens wird versucht der Bevorzugung bei der Trassenverage etwas einhalt zu gebieten.
Auch dann könnte man die Bahn auf Gewinn optimieren, das Problem verschwindet dadurch nicht. Gibt genug andere Behörden, die man versucht wie ein Unternehmen zu führen. Funktioniert nirgendwo, gemacht wird es trotzdem.
Was denkt ihr dazu?
Beim “Beispiel Software” - das ist zum Teil mein Fachgebiet - gibt es zweierlei zu beachten:
- Ich als Bürger und Steuerzahler möchte, dass mein Geld gut angelegt wird. Klar: Microsoftlizenzen sind teuer.
- Ich als Bürger und Steuerzahler möchte aber auch, dass meine Daten vernünftig verwaltet werden. Daran scheitern manche Projekte wie LiMux meiner Meinung nach oft: Die Umstellung auf andere Software ist bei Technikern kein großes Problem, aber im öffentlichen Dienst verbunden mit Schulungen für Leute, die oft wenig Berührungspunkte mit Computern in ihrem Alltag haben. Hinzu kommt: Die Migration von einem Officepaket auf ein anderes funktioniert selten verlustfrei. Die DOCX/XLSX-Formate werden inzwischen von einigen Officepaketen (bemerkenswert gut ist m.E. SoftMaker Office) ganz gut “verstanden”, aber gerade bei normierten Dokumenten sind kleinste Abweichungen fatal.
Diese Opensource-Software reicht momentan nicht an Microsoft heran.
Das ist genau das Problem. Microsoft - und auch Apple! - hat das Geld für bezahltes Qualitätsmanagement. Ich formuliere es mal spitz, aber hoffentlich verständlich: würden Open-Source-Entwickler auch nur etwas mehr Ressourcen in “wir machen die Software mal attraktiv und performant” und etwas weniger in “wir haben technisch total coole Lösungen” stecken, wäre Open Source längst eine relevante Größe - ganz ohne Menschen, die aktiv dafür trommeln, wie supigut das alles doch sei. Gute Ideen brauchen keine Werbung.
Ja, man sollte sich “mehr trauen”, aber eine fertige Liste (Windows, Office, Azure) durch eine andere fertige Liste (Linux, anderes Office, nextCloud) zu ersetzen ist unterkomplex. Bloß weil man einen Hammer hat, ist nicht jedes Problem ein Nagel. (Ich halte für vieles z.B. OpenBSD für eine bessere Wahl als Linux, käme aber nie auf die Idee, es als in jeder Lebenslage großartigen Ersatz für Windows zu vermarkten.)
Aber was halten wir von den USA? Finden wir das Land, das Kriegsverbrechen begeht, die Umwelt zerstört, menschenunwürdige Gefängnisse und rassistische Polizei hat, Snowden für Aufdeckung von Horrortaten prinzipiell wahnsinnig gemacht hat und einsperren will, finden wir dieses Land gut? Wollen wir von diesem Land abhängig sein?
Nein. Dazu vielleicht folgender Hinweis: Die Linux Foundation sitzt in den USA und die NSA hat große Teile zum Linuxkernel beigetragen - und nicht alles in Linux ist quelloffen.
Microsoft - und auch Apple! - hat das Geld für bezahltes Qualitätsmanagement
Das Ergebnis dieses Qualitätsmanagements lässt sich nach jedem Windows-Update bewundern, und wer freiwillig Apple-Hardware einsetzt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Das Ergebnis dieses Qualitätsmanagements lässt sich nach jedem Windows-Update bewundern
Ich bitte darum, meinen Kommentar nicht als “Windows viel geiler als alles andere” misszuverstehen.
wer freiwillig Apple-Hardware einsetzt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Welche Hard- und Software würdest du zum Beispiel für Mediendesigner empfehlen? (Jetzt komm nicht mit GIMP…)
Mit Software für Mediendesign kenne ich mich nicht besonders aus, GIMP hat tatsächlich auch bei nur oberflächlichem Wissen offensichtliche Einschränkungen. Apple-Hardware ist allerdings für das, was sie leistet, total überteuert. Dazu kommt, dass die Betriebssysteme sind so zugenagelt sind, dass man noch weniger Herr über sein eigenes Gerät ist, als mit Microsoft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in irgendeinem Bereich (außer der Anwendungsentwicklung für Apple) essentiell wichtige Anwendungssoftware gibt, die nur auf Apple-Betriebssystemen läuft.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in irgendeinem Bereich (außer der Anwendungsentwicklung für Apple) essentiell wichtige Anwendungssoftware gibt, die nur auf Apple-Betriebssystemen läuft.
Dem ist meines Wissens auch nicht so. Für freie (oder auch nur teilfreie) Betriebssysteme gibt es aber keine Adobe (oder Affinity) Suite, um mal nur das einfachste Beispiel zu nennen. Bei der Wahl zwischen Windows und macOS würde ich dann aber doch zu macOS greifen - Microsoft hat vor einer Weile angefangen, Windows mit bezahlter Werbung (!) auszuliefern, und das ist m.E. ein no-go.
Der Leidensdruck, so was wie ein “freies Photoshop” (oder, noch wichtiger, ein “freies InDesign”) zu programmieren, scheint aber enorm gering zu sein.
Microsoft hat vor einer Weile angefangen, Windows mit bezahlter Werbung (!) auszuliefern
Ja, das ist in der Tat unverschämt, lässt sich wenigstens aktuell noch wegkonfigurieren. Insgesamt mutieren die kommerziellen Betriebssysteme immer mehr zu bevormundendem Spielzeug. Das Zielpublikum sind da zunehmend hirnlose Smartphone-Nutzer, für die das Ganze nur ein Stück Unterhaltungselektronik ist.
Der Leidensdruck, so was wie ein “freies Photoshop” (oder, noch wichtiger, ein “freies InDesign”) zu programmieren, scheint aber enorm gering zu sein.
Das ist eben schon ein krasser Nischenmarkt, nur sehr Wenige haben echten Bedarf dafür, dazu ist das ein nicht unerheblicher Aufwand, bis das gut wird. GIMP zum Beispiel hat ja durchaus den Anspruch, ein freies Äquivalent zu Photoshop zu werden, bis dahin ist aber noch ein langer Weg.
Insgesamt mutieren die kommerziellen Betriebssysteme immer mehr zu bevormundendem Spielzeug.
Der Wechsel beim in dieser Diskussion zu unkritisch hinterfragten Linux (also den größeren Distributionen) zu immer mehr starren Vorgaben, neuerdings mit “immutable” (also nicht mal root darf noch irgendwas im Systemordner ändern), ist dir sicherlich nicht entgangen.
Das Zielpublikum sind da zunehmend hirnlose Smartphone-Nutzer, für die das Ganze nur ein Stück Unterhaltungselektronik ist.
Das ist richtig. Allerdings sollte man sich auch klarmachen, dass diejenigen, die in Schulen und Behörden mit dem Computer arbeiten müssen, das auch nicht machen, weil sie so endkrasse Nerds wären, sondern oft wegen Dienst nach Vorschrift. Und um die geht es ja hier.
Das ist eben schon ein krasser Nischenmarkt, nur sehr Wenige haben echten Bedarf dafür
Das würde ich so nicht sagen: Mediendesigner, (oft) Entwickler, Vertriebler, … mir fallen schon ganze Branchen ein, denen “GIMP und Inkscape” nicht mal für grobe Entwürfe reichen würden.
GIMP zum Beispiel hat ja durchaus den Anspruch, ein freies Äquivalent zu Photoshop zu werden, bis dahin ist aber noch ein langer Weg.
Angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit - obwohl sie wahrscheinlich mehr Leute haben, die nur an GIMP arbeiten, als Adobe Leute hat, die nur an Photoshop arbeiten - halte ich dieses Ziel mittlerweile für unrealistisch, lasse mich aber gern eines Besseren belehren - in ein paar Jahrzehnten vielleicht. ;-)
Der Wechsel beim in dieser Diskussion zu unkritisch hinterfragten Linux (also den größeren Distributionen) zu immer mehr starren Vorgaben, neuerdings mit “immutable” (also nicht mal root darf noch irgendwas im Systemordner ändern), ist dir sicherlich nicht entgangen.
Ja, leider mutieren die Mainstream-Distributionen im Namen der “Sicherheit” und “Benutzerfreundlichkeit” auch immer mehr zu Spielzeug, das nicht mehr ohne Weiteres zur ernsthaften Benutzung taugt.
Das ist richtig. Allerdings sollte man sich auch klarmachen, dass diejenigen, die in Schulen und Behörden mit dem Computer arbeiten müssen, das auch nicht machen, weil sie so endkrasse Nerds wären, sondern oft wegen Dienst nach Vorschrift. Und um die geht es ja hier.
Das stimmt, aber gerade in dem Fall sollte es keinen Unterschied machen, welche Software die da vor sich haben. Das Problem ist eher kultureller Natur. Wir leben in einer Gesellschaft, die es weitgehend widerspruchslos akzeptiert, dass jemand seine Arbeit nicht beherrscht, wenn für diese Arbeit die Benutzung eines Computers nötig ist. Als Ausrede reicht da oft ein einfaches “das ist mir aber jetzt zu kompliziert”. In anderen Berufen müssen Leute ja auch neue Methoden und Techniken lernen. Bei Bürotätigkeiten ist das aber scheinbar ein absolutes no-go, denn dafür müsste man ja evtl. einen anderen Umgang mit dem bösen Computer lernen.
Krita, Scribus und Inkscape?!
Krita ist ein Malprogramm. Du verwechselst Mediendesign mit etwas anderem. Inkscape kann Affinity Designer und Adobe Illustrator nicht mal das Glas reichen, geschweige denn: das Wasser. Scribus habe ich seit vielen Jahren nicht mehr angesehen, gebe ich zu.
Als Bürgerin und Steuerzahlerin möchte ich nicht, dass meine sensiblen Daten mit den Tools einer Firma verwaltet werden, die gerade in jüngster Zeit wieder ins Gerede dadurch kam, dass sie weder auf ihre Master Keys (https://www.heise.de/news/Neue-Erkenntnisse-Microsofts-Cloud-Luecken-viel-groesser-als-angenommen-9224640.html) noch auf 38 TB interne Daten von Mitarbeitern (https://www.heise.de/news/Datenleck-Microsofts-KI-Team-stellt-38-Terabyte-ins-Netz-9309303.html) aufpassen kann… Und auch wenn das mit dem Master Key auch anderswo passieren kann, war die Kommunikation hierzu unter aller Kanone. Sicherheit und gar Privatsphäre hat bei MS noch nie eine große Rolle gespielt und der Kunde ist am Ende der Dumme…
Was wäre deine Empfehlung, die beide aufgeworfenen Probleme gleichermaßen löst?
Linux oder ein BSD. Mit LiMux war man jedenfalls in München auf einem guten Weg.
Wie löst man mit “Linux oder einem BSD” folgendes Problem?
Die Migration von einem Officepaket auf ein anderes funktioniert selten verlustfrei. Die DOCX/XLSX-Formate werden inzwischen von einigen Officepaketen (bemerkenswert gut ist m.E. SoftMaker Office) ganz gut “verstanden”, aber gerade bei normierten Dokumenten sind kleinste Abweichungen fatal.
Die Neuerstellung von teils Jahrzehnte alten Dokumenten mit Makros und Formularen ist nicht immer schnell gemacht.
Indem man die Dokumente gleich in Libreoffice speichert. Und wenn man sich für die Neuerstellung von Makros und Uralt-Formularen, die auf Basis von Gesetzesänderungen ohnehin immer mal wieder angepasst werden müssen, Zeit nimmt, hat man am Ende Unsummen an überflüssigen Lizenzgebühren gespart. Ich habe beruflich seit Jahrzehnten mit MS zu tun und auch für sie schon gearbeitet - mein Unmut kommt also nicht von ungefähr…
Ich habe auch pünktlich mit der Veröffentlichung von Office 2007 (und den wirklich schlimmen „Ribbons“) aufgehört, Microsoft Office zu nutzen, habe aber beruflich viel mit Behörden und ihren spezifischen Anforderungen zu tun und gebe dir Brief und Siegel darauf, dass das eine schöne Idee ist, aber mit nicht computeraffinen Beamten (und dem traditionell begrenzten Budget - „einmalig höhere Kosten“ müssen ja in irgendeinem Topf sein und an den glaube ich noch nicht) nicht machbar sein wird.
Das Problem ist nicht mangelnder Mut sondern Korruption.
Die Politiker brauchen für ihre Rente schließlich irgendwo gut bezahlte Beraterposten.
True
Als jemand der ein eigenes (noch recht frisches) Softwareunternehmen besitzt, kann ich dir mit dem fehlenden Mut nur zustimmen. Dies betrifft aber nicht nur Behörden, sondern zieht sich auch noch durch ganze Unternehmen und Konzerne von klein bis groß. Der Wille etwas neues auszuprobieren (und als größeres Unternehmen) mal ein paar tausend Euro für ein Pilotprojekt springen zu lassen sind hier echt minimal. Wie will man also eigenes IT-KnowHow in Deutschland aufbauen, wenn man nicht mal gewillt ist die eigenen Produkte zu kaufen?
Nächster Punkt: Die staatlichen (und zugegeben auch privaten) Förderungen für Startups sind in Deutschland ziemlich dürftig, wenn es überhaupt welche gibt. Politiker rühmen sich mit tollen Förderprogrammen, wenn es in der Praxis für ein Startup beispielsweise monatlich 1.000 Euro auf 12 Monate begrenzt gibt. Damit kannst du weder Fixkosten bezahlen, noch eigene Gehaltskompensationen auffangen, wenn du aus der Privatwirtschaft kommst. Ich hatte auch schon Absagen zu Förderungen erhalten mit der Begründung: “Wir können uns nicht vorstellen das das geht!”. WTF! Genau das sollen doch Innovationen ausmachen. Ich kann dir definitiv sagen, dass in der “Startup-Szene” genug Potential an jungen Leuten und Ideen und Deutschland da sind, auch in der Softwareentwicklung. Aber die generieren immer öfter ihre Hauptumsätze im Ausland. Selbst bei den EU-Nachbarn wie Niederlande, Dänemark etc. ist man viel offener und riskobereiter, auch kleineren Unternehmen eine Chance zu geben. Hier: Lass mal lieber. Bzw. können wir schon machen aber bezahlen will ich nichts.
Sorry, aber diese fehlende Mutlosigkeit sehe ich nicht nur bei Behörden und Politiker sondern ziehen sich auch durch viele Branchen im privaten Sektor. Ich bin es mittlerweile auch Leid mich darüber aufzuregen und ziehe halt wie viele meine Konsequenzen daraus. Es ist schade aber ich habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass in dieser Rentnerrepublik überhaupt noch was passieren wird.
Fühl ich. Deutschland ist ein Versicherungsland, parallel läuft aber nicht mal das, weil Kapitalismus
Weiß zwar nicht ob ich das auf den Mut schieben würde aber ich liebe die Idee einfach mal Geld in due Hand zu nehmen und Software zu erschaffen die mit EU Recht konform ist.
Ich glaube die US sind ein wichtiger Partner aber es ist auch klar, dass Firmen mit US Sitz dazu gezwungen werden können unsere Daten herauszugeben. Eigene Alternativen zu schaffen bringt Arbeitsplätze, spart langfristig Geld, gibt uns volle Kontrolle und ist sicherer.
Ich glaube die US sind ein wichtiger Partner
Für was?
Ein Problem was ich dabei sehe ist tatsächlich das Linux in der Privatwirtschaft nicht soweit verbeitet ist wie Windows. Ich habe lange in einem Steuerbüro gearbeitet und dort haben wir Datev genutzt, was in der Branche ein relativ großes Programm ist aber insgesamt wohl eher ein Nischenprogramm ist. Wir sind zwingend darauf angewiesen diese Daten darüber an das Finanzamt zu übermitteln. Um diese Daten anzunehmen müsste ein komplett neues Programm auf Seiten des Finanzamtes geschaffen werden (soweit ich weiß). Was ich damit ausdrücken will ist das eine so schnelle und radikale Umstellung weg vom Marktbeherrscher die Schnittstelle zwischen Staat und Privatwirtschaft empfindlich stören wenn nicht sogar für Jahre lahmlegen würde. Und das wäre jetzt nur im Bereich der Steuerbüros. Es gibt viele solcher Schnittstellen zwischen Privatwirtschaft und Staat.
Insgesamt gebe ich dir recht das die öffentliche Verwaltung sich unabhängig machen sollte aber die Umstellung muss sanfter erfolgen mit mehr Zeit damit die Privatwirtschaft folgen kann.
Für dein Beispiel gebe ich dir recht. Allerdings existiert der Open Document Standard ja. Es würde alleine schon reichen, wenn Behörden verpflichtet wären ihre Dokumente nach diesem Standard zu erstellen. Microsoft unterstützt diesen Standard. In Folge wäre der Nutzer auch in der Lage diese mit LibreOffice und Co. unproblematisch zu bearbeiten und müssten sich kein MS-Programm dafür zulegen oder sich mit kaputten Formatierungen herumschlagen.
Wenn MS den Standard nicht sauber umsetzt, hat man als großer Kunde auch eher die Chance, dass der Fehler behoben wird.
docx Schein Microsoft übrigens schon zu offen zu sein. Im M365 Kontext wird gerade MS Loop eingeführt, das dokumentenagnostisch ist (basiert nicht mehr auf der DIN A4 Annahme, sondern aus Komponenten wie Tabelle, Aufgabe, …, die in Teams, E-Mail und so eingebunden werden können. Natürlich kann man Loop-Inhalte nicht einfach in andere Formate exportieren.
Guter Punkt! Deswegen wäre die Umstellung ja auch optional erst wenn die Software läuft.
Die Privatwirtschaft setzt eigentlich in den letzten Jahren überwiegend eh auf Web-Anwendungen statt Desktop-Software und die laufen auf allen Plattformen.
Dieses Land wird geführt (und größteteils bewohnt) von technologischen (insbesondere digitalen) Analphabeten, die auch noch stolz auf ihren Analphabetismus sind. Das ist sowohl in der Politik, als auch in der hochgelobten “freien Wirtschaft” der Fall. Langfristige Planung gibt es kaum. In der Wirtschaft™ wird oft nur bis zur nächsten Bilanz gedacht, in der Politik bis zum nächsten Wahlkampf. Alles, was zählt, ist kurzfristiger Profit. Insbesondere bei der Auswahl von Software für die öffentliche Verwaltung dürfte auch
LobbyismusKorruption eine gewisse Rolle spielen. Siehe München und unter welchen merkwürdigen Umständen da wieder von Linux auf Windows umgestellt wurde. Außerdem sind die Dampfplauderer in “Entscheider”-Positionen sehr anfällig für buntes und teures Marketing (die technischen Hintergründe verstehen die größtenteils eh nicht).Ich komme vom Fernsehen und kann das alles bestätigen. Die ÖR sind eine graue Behörde. Die Privaten haben riesen Angst vor der Dummheit des eigenen Publikums. Bloß nicht überfordern, sonst wird WEGGESCHALTET!! Da wird alles so gemacht wie beim letzten erfolgreichen Projekt, keine Ideen, keine Experimente. (Gibt natürlich selten mal Ausnahmen.)
Das erklärt die zunehmende Boulevardisierung des öffentlich-rechtlichen Programms. Schade. Vom Bildungsauftrag bleibt da leider nicht mehr viel übrig.
Trifft nicht nur auf Technologie zu, sondern auch andere Wissenschaft . Warum auf Experten hören, wenn die Wirtschaft viel “überzeugendere” Argumente hat. Im Zweifel erklärt der “gesunde Menschenverstand” warum Menschen die sich hauptberuflich mit ihrem Fach beschäftigen, weniger Ahnung haben, als die Politiker. Hauptsache die “Argumente” der Politiker werden oft genug wiederholt und öfter gesendet als diese komplizierten Hintergründe.
In der öffentlichen HandEs läuft da sicher einiges schief.Aktuell gibt es aber z.b. beim Thema Cloud Bestrebungen, eine echte deutsche Cloud zu schaffen. Allerdings wieder aus privater Hand und von der Firma des reichsten Deutschen.
Es gibt immer wieder Personen die sich trauen etwas zu tun um D unabhängiger zu machen. Diese scheitern aber oft an Bürokratie oder einfach Unwille (oder auch fehlendem Mut), Alternativen zu nutzen.
Edit: Anpassung des ersten Satzes, mein Kommentar sollte eigentlich anders weitergehen.
es gibt keine “Cloud”, es gibt nur Server unter Kontrolle von jemand anderem
Cloud in der Definition die ich kenne heißt auch einfach nur, dass es im self service skalierbar und konfigurierbar ist und mir egal sein kann/soll, wie die HW dahinter aussieht und wo sie läuft. Rahmenbedingungen, wie Sicherheit, Datenschutz etc. natürlich ausgeschlossen.
das kannst du dir halt auch selbst aufsetzen
hab schon vor 15 Jahren in deutschen Firmen gesessen die primär damit Geld verdienen wollten
Die Funktionalität ist nicht wichtig - die Marktmacht von Amazon und co. aber leider schon.
Och… viele der Sachen kannst du doch auch mit Mut oder zumindest Chuzpe begründen!
Nur halt immer aus der anderen Richtung als was du gerade sehen willst?
Siehe Closed-Source im ÖD - da hat jemand richtig mutig Leute in der Verwaltung plaziert und schon vor Jahrzehnten in den Schulen dafür gesorgt dass Informatikunterricht gleichbedeutend wie “Office bedienen” gelesen wurde.
Bahnprivatisierung selbes! Das war richtig aktiver Aufwand das so gegen die Wand zu fahren. Das ist nicht versehentlich von allein so kaputt gegangen.
Private Krankenversicherungen? Riester-Rente? Lobby-Aufwand noch und nöcher!
Ihr Leidensdruck scheint größer
Das ist genau der Punkt. Wenn du 2-3x gebranntes Kind bist und dich irgendein Embargo wieder und wieder traf, dann fängst du irgendwann an Dinge zu tun. Wir hatten das (noch) nicht so. Da haben die Lobbyorganisationen noch deutlich leichteres Spiel. (Und bei uns fällt auch nicht so krass auf wenn mal 100€ pro Bürger versickern)
Was ist Chuzpe?
Ich hatte ja große Hoffnung, als München angekündigt hat auf ihre eigene Linux-Lösung Limux umzustellen. Neben dem eigenen System wurde auch die eigene Dokumentenvorlage-Software Wollmux für (damals noch) OpenOffice entwickelt. Hatte wirklich gehofft, andere Städte würden sich anschließen und so diese Lösung, die neben Unabhängigkeit ja auch Arbeitsplätze geschaffen hat, unterstützen.
Schlussendlich gab es einen neuen Oberbürgermeister der das ganze Projekt abblies um wieder auf Windows zu setzten und Microsoft entschloss sich zufällig den deutschen Firmensitz ein paar Kilometer in das Stadtgebiet von München zu versetzen.
Seit dem ist mein Glaube, die Behörden könnten sich Unabhängig machen, deutlich geschrumpft.
Hab erst neulich ein Video vom CCC dazu gesehen was gut dazu passt:
https://media.ccc.de/v/camp2023-57073-public_money_bei_der_arbeit
Kurz gesagt: alles in der Anfangsphase, langfristige Finanzierung aber leider unsicher
Vorab, ich widerspreche dir nicht grundsätzlich, dieser fehlende Mut lässt sich besonders in der Unterhaltungsindustrie ebenfalls feststellen. Anstatt neue IPs rauszubringen, wird alles alte recyclet oder andere erfolgreiche Medien adaptiert, um das Risiko möglichst gering zu halten. Das nervt enorm.
Dein Punkt zur deutschen Energieversorgung würde ich aber als falsch einschätzen. Das ist etwas, was seit Habeck ordentlich Fahrt aufgenommen hat und jetzt auf Kurs ist. Auf Erdgas als Übergangstechnologie zu setzen ist eine Notwendigkeit und mit LNG Terminals macht man sich gerade nicht von einem Land abhängig, weil viele erdgasfördernde Länder da anliefern können. Das meiste kommt derzeit aus europäischen Ländern (Norwegen vor allem). https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1352872/umfrage/erdgasimporte-in-deutschland-nach-herkunftslaendern/ Und zum Anteil der LNG-Terminals an den Importen: https://www.ndr.de/nachrichten/info/LNG-Wie-viel-Fluessigerdgas-kommt-derzeit-in-Deutschland-an,lng632.html
Na ja – 1618/1648 steckt uns halt immer noch in den Knochen… und 1870/1945 hat’s nicht besser gemacht…
German Angst und der Deutsche Michel sind ja sprichwörtlich.
Politikverständniss eines Fünftklässlers.
Das hätte ich jetzt gerne logisch belegt, sonst ist so ein Kommentar einfach nur eine Beleidigung