Viele Eltern in Deutschland sind unzufrieden mit der Schule ihrer Kinder, zeigt eine neue Umfrage. Schlechte Noten gibt es für die Vorbereitung aufs Berufsleben, für den Umgang mit KI und für das Notensystem ganz generell.
Vielleicht liegt es daran, dass ich in dem Bereich arbeite, aber die Umfrage triggert mich sehr.
These 1: Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten! Sie soll eine den Lernenden angepasste, möglichst breite Basis an Kompetenzen und Grundwissen vermitteln, auf die dann eine spezialisierte Ausbildung für einen Beruf aufbaut. So wie es ja auch den Führerschein nicht in der Schule gibt, wohl aber grundsätzliche Regeln zur Teilnahme am Straßenverkehr. Ich würde sogar wetten, dass die wenigsten Befragten konkret nennen könnten, wie so eine Vorbereitung aussehen sollte. Konkretes Beispiel: niemand schreibt im Beruf Vorgangsbeschreibungen wie in Deutsch. Sie sind aber ein legitimes Mittel, um sequentielles Denken, Detailgenauigkeit, Logik etc. zu schulen - und damit sogar für Informatik wichtig. Ist das nun Vorbereitung oder nicht?
These 2: “KI” in der Schule ist in den allermeisten Fällen Mist. Ich versuch es immer wieder gern, aber letztlich geht es den meisten Lernenden um eins: “Nach Angaben der Eltern setzen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen von Hausaufgaben ein.” - das ist leider Chiffre für “ChatGPT schreibt meinen Übungsaufsatz”. Für einen sinnvollen Einsatz solcher Tools muss man erst selbst die Basics drauf haben - gehen vor laufen lernen. Und dazu braucht man keine KI, sondern oft nur Stift, Zettel und Hirn (siehe These 1). Außerdem braucht nur ein Bruchteil der Schulabgänger KI im Beruf und damit widerspricht die Forderung danach auch irgendwie dem Vorwurf der mangelnden Berufsbezogenheit.
Bitte überladet nicht die Schule mit jeder Sau, die durch’s Dorf getrieben wird. Viele Grundkompetenzen ändern sich über Jahrzehnte nicht oder nie. Die Wege, wie sie vermittelt werden, dürfen gern modernisiert werden, sollen aber bitte nicht jedem Trend folgen. “Edle Einfall, stille Größe”, wie der Germanist sagt.
Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten!
Mir ist auch nicht wirklich klar, auf welches Berufsleben man vorbereitet werden soll. Selbstständige Softwareentwicklerin? Angestellter Landschaftsgärtner? Beamter beim Landratsamt? Chefärztin? Busfahrerin? Theoretischer Astrophysiker? Balletttänzer? Die Anforderungen sind doch vollkommen unterschiedlich.
und damit sogar für Informatik wichtig.
Ich weiß, niemand kann in allem gut sein, aber man wünsche ich mir bei manchen Mitinformatikern, sie wären in Deutsch und Englisch besser gewesen, wenn ich ihre Dokumentation lese.
Ja, immer, wenn unsere Projektmanagerin rummeckert, dass bei so vielen Jira-Issues noch die automatisch erstellte Unteraufgabe “Dokumentation” offen ist. Aber schraub deine Erwartungen an die Ausführlichkeit und Brauchbarkeit nicht zu hoch
Danke! Dieser Kommentar spricht mir aus der Seele! Als jemand der Informatik und Germanistik studiert hat (kein Witz), ist das Leben in beiden Fachbereich oft sehr schwer… Die einen haben Angst vor Computern und die anderen vor Orthographie.
Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten!
Das kommt wohl auf die Schulform an. Ein Gymnasium soll ja eine allgemeine Hochschulreife ermöglichen. Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre. Mich hat mein Gymnasium relativ gut aufs Studium vorbereitet, natürlich nicht jedes Fach, aber einem Elektrotechniker schaden auch ein Verständnis der Politik, Ethik und Philosophie nicht.
Klar: mit meinem Beruf hat der Stoff aus der Schule direkt nichts zu tun. Er ist aber auch sehr spezialisiert und es ergäbe überhaupt keinen Sinn, das dort zu lehren.
Zum Thema KI: wer so etwas ernsthaft fordert, den / die kann ich nicht ernstnehmen. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass die Eltern das Thema selber nicht verstehen.
Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre.
Zumindest in meinem Bundesland gibt es im Mittelschullehrplan der 7-9. Klassen das Fach “Berufs- und Lebensorientierung”, das genau solche lebenspraktischen Kompetenzen vermitteln soll. Das geht von Bewerbungprozess kennenlernem über Überweisungen tätigen bis Haushaltsbuch und Schuldnerberatung. Praktika und Schulfirmen (können die Schulen selber gründen und thematisch ausgestalten) sollen das dann praktisch untermauern.
Ist sicher nicht Gold, das hier glänzt, aber es liefert eine Basis. Das Niveau des Lehrplans und vor allem der Zielgruppe lässt leider kaum Rechnungswesen oder ähnlich komplexe Themen zu. Das scheitert auch nicht an den Lehrkräften (behaupte ich mal), sondern an der Komplexität vermeintlich sehr einfacher Aufgaben für manche Kinder und Jugendliche.
Dazu kommt, dass sich zumindest in meinem Bundesland die Mittelschule mehr und mehr zur “Restrampe” entwickelt, weil die Abrutsch-Angst der Eltern (ohne sie für ungerechtfertigt erklären zu wollen) Kinder immer öfter in ungeeignete Schullaufbahnen zwingt. Dadurch wandern eher durchschnittliche Lernende schneller aus der Mittelschule in die Realschule ab (und werden dort oft unterdurchschnittlich) und Klassen an der Mittelschule verlieren Zugpferde und leistungsstarke Mitglieder. Brain drain an der Schule quasi…
Ich finde auch das Vorgangsbeschreibungen zu den nützlichen Dingen gehören. Obwohl ich denke, dass Programmieren Ähnliches schult aber viel effizienter. Als Programmierer bekomme ich Feedback im Sekunden- oder Minutentakt.
Was an Deutsch stört, das sind Gedichtsinterpretationen und Ähnliches. Da scheint mir noch nichtmal Einigkeit zu herrschen, um was es geht. Ist beispielsweise die Intention des Autors relevant oder stattdessen die Wirkung auf den Leser?
In der Grundschule zum Beispiel verstehe ich nicht warum “Schreiben mit Füller” auf dem Lehrplan steht. Ich habe mal gehört, es ginge um das Schulen der Feinmotorik, aber ich bezweifle, dass da ein Transfer möglich ist. Könnte man das nicht auf ein bischen Kalligrafie im Kunstunterricht reduzieren? Das war vielleicht so eine Sau die vor vielen Jahren durch’s Dorf getrieben wurde.
Was mit “KI in der Schule” überhaupt gemeint ist, ist mir unklar. Die Klasse mal eine Stunde mit ChatGPT spielen zu lassen? Es steht ja offensichtlich nichts im Lehrplan, also muss man wohl versuchen KI irgendwie in andere Themen zu mischen. Wenn du das schon praktisch gemacht hast, was war denn der Plan?
Welcher Platz? Füller sind doch nicht kompliziert, das ist ein Ding von 10 Minuten. “da kommt die Patrone rein”, fertig.
Was für Füller spricht, sind mMn die geringere Müllproduktion, niedrigere Kosten und das meiner Erfahrung nach etwas schnellere Schreiben (Füller gleiten einfach besser übers Papier als Kugelschreiber).
Wer schreibt noch regelmäßig mit Füller? Ich studiere zmd einen Studiengang dessen Klausuren sehr ausführliche Fließtexte enthalten, aber es gibt kaum jemanden, der die Füller schreibt. Der Füller ist einfach vom Kugelschreiber abgelöst worden.
Und privat oder im Berufsleben nutzt doch auch in den allermeisten Fällen jeder einen Kulli oder ähnliches.
Der einzige Einsatzzweck eines Füllers ist eigentlich beim Schreiben von Grußkarten o.ä.
Füller sind halt unpraktisch wenn man nur alle paar Monate längere Texte per Hand schreiben muss, weil sie dann eintrocknen. Aber in der Schule macht man das fast jeden Tag mehrere Stunden. Es ist jetzt auch nicht so, als wären Füller besonders kompliziert.
Ne aber das Argument war ja, dass es unnötig ist etwas beizubringen, wenn man das nur in der Schule macht. Das dient dann ja nur einem selbstgeschaffenen Zweck.
Als Linkshänder kann ich außerdem auch nur noch meine persönliche Antipathie gegenüber Füllern ergänzen
Bin selbst Linkshänder, man schmiert ein bisschen mehr, aber das geht einigermaßen und wird für meinen Geschmack durch die bessere Gleitfähigkeit im Vergleich zu Kugelschreiber oder Bleistift aufgewogen.
Auch die Interpretationen haben ihren Platz. Abstrahierendes Denken muss auf viele Arten geschult werden. Sinn für Ästhetik beschränkt sich nicht nur auf Bilder, sondern auch Texte. Das sprichwörtliche “zwischen den Zeilen lesen” muss trainiert werden.
Was viele Schüler*innen (und leider auch einige Lehrkräfte) nicht verstehen ist, dass es letztlich egal ist, was sie herauslesen, solange es stichhaltig am Text zu belegen ist. Und dann bist du bei argumentativem Schreiben und diese Kompetenz ist fächerübergreifend und vor allem im wissenschaftlichen Kontext unabdingbar. Das das anhand berühmter Gedichte oder Texte geschult wird, liegt letztlich daran, dass auch die Germanistik gern die Großen ihrer Zunft feiert und es zur Allgemeinbildung gehört, ein paar Sachen von Goethe zu kennen. Das ist halt Kultur und die hat ihren Wert.
Der liebe Füller: ja, Motorikschulung ist unheimlich wichtig beim Schreiben lernen, das Vehikel dafür nicht sooo sehr. Füller oder Gelstift verlangen aber wirklich mehr vom Kind. Außerdem ist der Füller erstaunlich beliebt und die Kinder sind zum Teil sehr stolz auf ihren Füller-Pass. Hab ich (abekdotisch) gerade bei meiner Tochter erlebt, die tatsächlich Wahlfreiheit hatte und den Füller wählte.
KI: ich versuche aktuell, meiner Klasse immer mal wieder Tools zu zeigen, die sie gezielt für Unterstützung einsetzen können. Zum Beispiel ChatGPT als Hilfe bei zu komplexen Texten aus Zeitung oder Wikipedia. Dann lassen Sie es sich in “einfaches Deutsch” übersetzen. Das hilft ihnen ungemein bei der nächsten Recherche-Aufgabe, da für meine Schüler*innen oft alltägliche Texte viel zu schwierig sind (liegt an der Schulform…).
Vielleicht liegt es daran, dass ich in dem Bereich arbeite, aber die Umfrage triggert mich sehr.
These 1: Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten! Sie soll eine den Lernenden angepasste, möglichst breite Basis an Kompetenzen und Grundwissen vermitteln, auf die dann eine spezialisierte Ausbildung für einen Beruf aufbaut. So wie es ja auch den Führerschein nicht in der Schule gibt, wohl aber grundsätzliche Regeln zur Teilnahme am Straßenverkehr. Ich würde sogar wetten, dass die wenigsten Befragten konkret nennen könnten, wie so eine Vorbereitung aussehen sollte. Konkretes Beispiel: niemand schreibt im Beruf Vorgangsbeschreibungen wie in Deutsch. Sie sind aber ein legitimes Mittel, um sequentielles Denken, Detailgenauigkeit, Logik etc. zu schulen - und damit sogar für Informatik wichtig. Ist das nun Vorbereitung oder nicht?
These 2: “KI” in der Schule ist in den allermeisten Fällen Mist. Ich versuch es immer wieder gern, aber letztlich geht es den meisten Lernenden um eins: “Nach Angaben der Eltern setzen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen von Hausaufgaben ein.” - das ist leider Chiffre für “ChatGPT schreibt meinen Übungsaufsatz”. Für einen sinnvollen Einsatz solcher Tools muss man erst selbst die Basics drauf haben - gehen vor laufen lernen. Und dazu braucht man keine KI, sondern oft nur Stift, Zettel und Hirn (siehe These 1). Außerdem braucht nur ein Bruchteil der Schulabgänger KI im Beruf und damit widerspricht die Forderung danach auch irgendwie dem Vorwurf der mangelnden Berufsbezogenheit.
Bitte überladet nicht die Schule mit jeder Sau, die durch’s Dorf getrieben wird. Viele Grundkompetenzen ändern sich über Jahrzehnte nicht oder nie. Die Wege, wie sie vermittelt werden, dürfen gern modernisiert werden, sollen aber bitte nicht jedem Trend folgen. “Edle Einfall, stille Größe”, wie der Germanist sagt.
Mir ist auch nicht wirklich klar, auf welches Berufsleben man vorbereitet werden soll. Selbstständige Softwareentwicklerin? Angestellter Landschaftsgärtner? Beamter beim Landratsamt? Chefärztin? Busfahrerin? Theoretischer Astrophysiker? Balletttänzer? Die Anforderungen sind doch vollkommen unterschiedlich.
Ich weiß, niemand kann in allem gut sein, aber man wünsche ich mir bei manchen Mitinformatikern, sie wären in Deutsch und Englisch besser gewesen, wenn ich ihre Dokumentation lese.
Deine Mitinformatiker schreiben Dokumentationen? Und dann bist du auch noch so mäkelig?
Falsche Dokumentation ist schlimmer als gar keine.
Ja, immer, wenn unsere Projektmanagerin rummeckert, dass bei so vielen Jira-Issues noch die automatisch erstellte Unteraufgabe “Dokumentation” offen ist. Aber schraub deine Erwartungen an die Ausführlichkeit und Brauchbarkeit nicht zu hoch
Closed as wont fix 👍
Danke! Dieser Kommentar spricht mir aus der Seele! Als jemand der Informatik und Germanistik studiert hat (kein Witz), ist das Leben in beiden Fachbereich oft sehr schwer… Die einen haben Angst vor Computern und die anderen vor Orthographie.
Das kommt wohl auf die Schulform an. Ein Gymnasium soll ja eine allgemeine Hochschulreife ermöglichen. Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre. Mich hat mein Gymnasium relativ gut aufs Studium vorbereitet, natürlich nicht jedes Fach, aber einem Elektrotechniker schaden auch ein Verständnis der Politik, Ethik und Philosophie nicht.
Klar: mit meinem Beruf hat der Stoff aus der Schule direkt nichts zu tun. Er ist aber auch sehr spezialisiert und es ergäbe überhaupt keinen Sinn, das dort zu lehren.
Zum Thema KI: wer so etwas ernsthaft fordert, den / die kann ich nicht ernstnehmen. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass die Eltern das Thema selber nicht verstehen.
Zumindest in meinem Bundesland gibt es im Mittelschullehrplan der 7-9. Klassen das Fach “Berufs- und Lebensorientierung”, das genau solche lebenspraktischen Kompetenzen vermitteln soll. Das geht von Bewerbungprozess kennenlernem über Überweisungen tätigen bis Haushaltsbuch und Schuldnerberatung. Praktika und Schulfirmen (können die Schulen selber gründen und thematisch ausgestalten) sollen das dann praktisch untermauern.
Ist sicher nicht Gold, das hier glänzt, aber es liefert eine Basis. Das Niveau des Lehrplans und vor allem der Zielgruppe lässt leider kaum Rechnungswesen oder ähnlich komplexe Themen zu. Das scheitert auch nicht an den Lehrkräften (behaupte ich mal), sondern an der Komplexität vermeintlich sehr einfacher Aufgaben für manche Kinder und Jugendliche.
Dazu kommt, dass sich zumindest in meinem Bundesland die Mittelschule mehr und mehr zur “Restrampe” entwickelt, weil die Abrutsch-Angst der Eltern (ohne sie für ungerechtfertigt erklären zu wollen) Kinder immer öfter in ungeeignete Schullaufbahnen zwingt. Dadurch wandern eher durchschnittliche Lernende schneller aus der Mittelschule in die Realschule ab (und werden dort oft unterdurchschnittlich) und Klassen an der Mittelschule verlieren Zugpferde und leistungsstarke Mitglieder. Brain drain an der Schule quasi…
Als jemand der auch in Schulen pädagogisch arbeitet: danke dir. Unterschreibe ich so.
Ich finde auch das Vorgangsbeschreibungen zu den nützlichen Dingen gehören. Obwohl ich denke, dass Programmieren Ähnliches schult aber viel effizienter. Als Programmierer bekomme ich Feedback im Sekunden- oder Minutentakt.
Was an Deutsch stört, das sind Gedichtsinterpretationen und Ähnliches. Da scheint mir noch nichtmal Einigkeit zu herrschen, um was es geht. Ist beispielsweise die Intention des Autors relevant oder stattdessen die Wirkung auf den Leser?
In der Grundschule zum Beispiel verstehe ich nicht warum “Schreiben mit Füller” auf dem Lehrplan steht. Ich habe mal gehört, es ginge um das Schulen der Feinmotorik, aber ich bezweifle, dass da ein Transfer möglich ist. Könnte man das nicht auf ein bischen Kalligrafie im Kunstunterricht reduzieren? Das war vielleicht so eine Sau die vor vielen Jahren durch’s Dorf getrieben wurde.
Was mit “KI in der Schule” überhaupt gemeint ist, ist mir unklar. Die Klasse mal eine Stunde mit ChatGPT spielen zu lassen? Es steht ja offensichtlich nichts im Lehrplan, also muss man wohl versuchen KI irgendwie in andere Themen zu mischen. Wenn du das schon praktisch gemacht hast, was war denn der Plan?
Was spricht denn jetzt gegen “Schreiben mit Füller”?
Was spricht denn dafür? Es gibt viele andere tolle Sachen, die den Platz im Lehrplan gebrauchen könnten.
Welcher Platz? Füller sind doch nicht kompliziert, das ist ein Ding von 10 Minuten. “da kommt die Patrone rein”, fertig.
Was für Füller spricht, sind mMn die geringere Müllproduktion, niedrigere Kosten und das meiner Erfahrung nach etwas schnellere Schreiben (Füller gleiten einfach besser übers Papier als Kugelschreiber).
Wer schreibt noch regelmäßig mit Füller? Ich studiere zmd einen Studiengang dessen Klausuren sehr ausführliche Fließtexte enthalten, aber es gibt kaum jemanden, der die Füller schreibt. Der Füller ist einfach vom Kugelschreiber abgelöst worden. Und privat oder im Berufsleben nutzt doch auch in den allermeisten Fällen jeder einen Kulli oder ähnliches. Der einzige Einsatzzweck eines Füllers ist eigentlich beim Schreiben von Grußkarten o.ä.
Füller sind halt unpraktisch wenn man nur alle paar Monate längere Texte per Hand schreiben muss, weil sie dann eintrocknen. Aber in der Schule macht man das fast jeden Tag mehrere Stunden. Es ist jetzt auch nicht so, als wären Füller besonders kompliziert.
Ne aber das Argument war ja, dass es unnötig ist etwas beizubringen, wenn man das nur in der Schule macht. Das dient dann ja nur einem selbstgeschaffenen Zweck. Als Linkshänder kann ich außerdem auch nur noch meine persönliche Antipathie gegenüber Füllern ergänzen
Bin selbst Linkshänder, man schmiert ein bisschen mehr, aber das geht einigermaßen und wird für meinen Geschmack durch die bessere Gleitfähigkeit im Vergleich zu Kugelschreiber oder Bleistift aufgewogen.
Auch die Interpretationen haben ihren Platz. Abstrahierendes Denken muss auf viele Arten geschult werden. Sinn für Ästhetik beschränkt sich nicht nur auf Bilder, sondern auch Texte. Das sprichwörtliche “zwischen den Zeilen lesen” muss trainiert werden.
Was viele Schüler*innen (und leider auch einige Lehrkräfte) nicht verstehen ist, dass es letztlich egal ist, was sie herauslesen, solange es stichhaltig am Text zu belegen ist. Und dann bist du bei argumentativem Schreiben und diese Kompetenz ist fächerübergreifend und vor allem im wissenschaftlichen Kontext unabdingbar. Das das anhand berühmter Gedichte oder Texte geschult wird, liegt letztlich daran, dass auch die Germanistik gern die Großen ihrer Zunft feiert und es zur Allgemeinbildung gehört, ein paar Sachen von Goethe zu kennen. Das ist halt Kultur und die hat ihren Wert.
Der liebe Füller: ja, Motorikschulung ist unheimlich wichtig beim Schreiben lernen, das Vehikel dafür nicht sooo sehr. Füller oder Gelstift verlangen aber wirklich mehr vom Kind. Außerdem ist der Füller erstaunlich beliebt und die Kinder sind zum Teil sehr stolz auf ihren Füller-Pass. Hab ich (abekdotisch) gerade bei meiner Tochter erlebt, die tatsächlich Wahlfreiheit hatte und den Füller wählte.
KI: ich versuche aktuell, meiner Klasse immer mal wieder Tools zu zeigen, die sie gezielt für Unterstützung einsetzen können. Zum Beispiel ChatGPT als Hilfe bei zu komplexen Texten aus Zeitung oder Wikipedia. Dann lassen Sie es sich in “einfaches Deutsch” übersetzen. Das hilft ihnen ungemein bei der nächsten Recherche-Aufgabe, da für meine Schüler*innen oft alltägliche Texte viel zu schwierig sind (liegt an der Schulform…).