Hi. Manchmal wenn ich mit meinen etwas weniger linken Freunden über Politik rede und es auf das Thema Vermögenssteuer kommt, bekomme ich “Wenn man die Reichen besteuert ziehen die weg” als Antwort.
Ich glaube nicht, dass das der Fall ist, habe allerdings nicht so richtig eine Antwort darauf. Was sagt ihr dazu?
If wealth taxes are increased, won’t rich people just move abroad?
Studies have shown that most wealth holders who live in the UK have ties here, want to be here, and want to contribute as citizens. Tax levels are a minor factor in their decision to relocate in comparison to factors such as family and social ties, schooling, and overall economic stability.
Leider verraten sie nicht, wo diese “Studies” sind. Nur auf diese hier verlinken sie.
Wenn Reiche keine Steuern zahlen, sind sie im Sinne der Staatseinnahmen bedeutungslos.
Dann kommt das Argument: Aber Reiche geben doch ihr Geld im Land aus!
Nein. Das ist so bedeutungslos. Mit 10% der einen 1% der Reichen, die richtig besteuert würden, hätte man definitiv mehr davon. Davon abgesehen sickert das eh in die Privatwirtschaft und rate mal, wer die wiederum besitzt.
Aber Reiche geben doch ihr Geld im Land aus!Nein. Das ist so bedeutungslos.
Manchmal geben Reiche auch etwas von ihrem Geld auf sehr schöne Weise aus.
Hier zum Beispiel, da hat einer heute meine Stimmung gerettet :)
In beiden Fällen zahlen sie hier keine Steuern. Sollnse sich halt verpissen und anderen Ländern zur Last fallen indem sie unnötige Mengen an Kapital horten, vielleicht weckt das dann auch da des Staates Begehrlichtkeit.
Die meisten Reichen haben ihr Geld nicht auf dem Konto liegen, sondern sie sind in Vermögenswerten, wie Immobilien oder Firmen oder anderes gebunden. Die sind sehr immobil, daher würde sich erstmal nicht viel ändern wenn die wegziehen. Um zu verhindern, dass die Gewinne nicht direkt ins Ausland fließen sollte man dann noch eine Steuer auf die Erträge schaffen, die hier anfällt und nicht in dem Land wo der Reiche nun ist.
Das Argument wird auch in diesem Podcast von Studio M erörtert: https://www.youtube.com/watch?v=KlRVHU9Qjz0
Wenn Sie mind. 1 Prozent der Anteile an einer Kapitalgesellschaft halten und Ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern, fällt die sogenannte Wegzugsteuer an. Dabei wird zum Zeitpunkt des Wegzugs eine Veräußerung der Anteile an der Kapitalgesellschaft fingiert. Der fiktive Veräußerungspreis ist der aktuell erzielbare Verkaufspreis. Von diesem Preis werden die Anschaffungskosten abgezogen. Die Differenz, also der fiktive Veräußerungsgewinn, ist zu versteuern. Dies führt zur Aufdeckung der stillen Reserven in den Anteilen.
https://www.rtskg.de/aktuelles/beitrag/wegzugsteuer-steuerliche-folgen-beim-auswandern.html
Da gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schlupflöcher, die dann halt bei der Einführung einer Vermögenssteuer auch geschlossen werden müssten.
“Sollen sie halt. Wer seinen fairen teil zum wohlstand aller nicht beiträgt soll auch nicht davon profitieren”
dann kommt: “dann machen sie ihre firmen hier in deutschland aber auch dicht, und bauen neue dort auf wo sie hin sind. damit verlieren dann auch die ‘kleinen leute’, die bisher von den firmen der reichen ein bisschen profitiert haben.”
dein konter?
Und ihr Platz wird durch andere Unternehmen eingenommen, die den Wert des deutschen Marktes zu schätzen wissen. Kein wachstumsorientiertes Unternehmen verzichtet auf mögliche Profite.
Sichtbar zB an McDonalds in Russland (dies ist keine Kritik an Sanktionen gegen Russland).
Superreiche sind finanzielle unmobil. Sie können das allermeiste was sie besitzen nicht mitnehmen, gerade weil es fest mit dem Land verbunden ist
hast du ne quelle dafür? hört sich interessant an.
dafür bräuchte es ein vermögensregister, um nachzuschauen. das wird es aber nur für die erhebung der vermögenssteuer geben.
ansonsten sind sich apologeten und kritiker des kapitalismus schon einig, daß du zum abschöpfen von mehrwert erstmal kapital (eben immos, produktionsanlagen) brauchst. so kenne ich das auch irl.
Viele Sachen verkaufen sich im Ausland nur teuer, weil Made in Germany drauf steht. Wenn die Firmen nach Rumänien, Italien oder UK umziehen würden, würden viele Kunden wahrscheinlich auf billigere china ware umsteigen.
Dann müssen sie woanders eben auch fair besteuert werden. Außerdem wandern viele Firmen eh schon ins ausland ab, da wäre das auch schon egal.
es wird doch nach den eigentümer_innenn der firmen gefragt, nicht nach diesen.
“aber das machen ja keine anderen länder nur deutschland soll wieder damit anfangen, und dann sind alle weg und kein anderes land macht mit, weil sie die reichen anlocken wollen. wer soll denn dann die neuen firmen hier in deutschland gründen? die jungen wollen ja auch keine verantwortung mehr übernehmen”
wobei ich es schon wirklich eine interessanten gedanken finde: für jede firma, oder person würde es mit hoher wahrscheinlichkeit ein anderes land geben, in dem man mehr geld verdienen kann. warum sind dann hier überhaupt noch leute? bzw. für welche person/unternehmen ist deutschland der perfekte standort? warum gibt es da nicht mehr austausch mit anderen ländern?
Sie können ja gerne in einer Steueroase mit 50.000 Einwohnern eine Fabrik für 10.000 Arbeiter aufbauen, die dann einen Jahresausstoß für eine Million Menschen hat. Könnte von der Logistik etwas teuer werden.
In der Schweiz gibt’s die auch (wenn auch gering)und die haben immernoch die Reichen da.
Man besteuert die Gewinne da, wo sie anfallen. Auch Vermögen kann man da besteuern, wo es verortet ist. Unser Steuersystem ist darauf ausgelegt, die Kapitalbesitzer zu schonen. Dafür holt man es sich bei den abhängig Beschäftigten. Das ist kein Schicksal suchen so gewollt von denen, die hier wirklich das Sagen haben. Also die für die Grischi, Fotzenfritz und Co. arbeiten.
wie antwortest du auf “funktioniert aber nur, wenn alle mitmachen, ansonsten gehen sie einfach in ein land in dem nicht ihre kapital besteuer wird.”?
Das Kapital ist hier und verdient hier Geld, dann kann ma es auch hier besteuern. Und natürlich muss man mehr als Symbolpolitik machen, um Steueroasen trocken zu legen.
Mir fallen zwei Punkte ein:
Die Mittelschicht mag weniger Geld haben als Superreiche, aber zum wegziehen würde es reichen. Trotzdem ziehen die nicht weg. Warum sollte es bei den Reichen anders sein?
Auch Reiche möchten in einem Erste-Welt-Land mit entsprechenden Annehmlichkeiten leben. Der Kreis der Länder die sich einigen müssten wäre also selbst wenn Punkt 1 nicht greift halbwegs überschaubar.
Man muss schon sehr reich sein, um in die Schweiz einbürgern zu dürfen.
Und fast alle anderen Länder haben weniger zu bieten.
Die Vereinigten Oligarchen von Amerika ab Februar könnten nett sein für Reiche.
Wollen die wirklich in ein Land ziehen das an der Schwelle zum Bürgerkrieg steht?
Keine Ahnung, vielleicht bin ich auch einfach nicht reich genug um das Leben in Abschottung und bewacht von einer Privatarmee zu schätzen
Ich hatte irgendwann mal gelesen, was Jeff Bezos am Tag für seine Bewachung bezahlt. Reich sein macht arm.
Wo es weniger Steuern gibt, ist es auch nicht so schön, zu leben.
aber warum heißt es dann steueroase? gefallen dir oasen wohl nicht? find ich schon beeindruckend. Auf den Cayman Islands könnte man es schon auch aushalten, findest du nicht? und die sind auf der Schwarzen Liste der Steueroasen der EU.
Steueroaseist ein Propagandabegriff, denn eigentlich türmen steuerhinterziehende Subventions-/Infrastrukturpiraten in Steuernester.Nein, finde ich nicht. Lauter versnobbte mittelreiche Amerikaner (die Hälfte davon kriminell) und arme echte Landesbürger.