Mein Take hierzu:

Natürlich ist Mannheim schlimmer, einfach, weil es dort einen Toten und mehrere Verletzte gab. Und das ist das gefährliche, was Kubicki (den ich trotz seiner oft schwer erträglichen Entgleisungen irgendwie immernoch versuche zu mögen) da tut: er relativiert und vergleicht Dinge, die nicht verglichen gehören. Demnach wäre es auch okay, ein Asylantenheim anzuzünden, weil es gab ja den 11. September. Ja, das ist zynisch und polemisch, genau das, was so eine Aussage wie die von Kubicki im Endeffekt bewirkt.

  • Emotet@slrpnk.net
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    1
    ·
    29 days ago

    er relativiert und vergleicht Dinge, die nicht verglichen gehören

    In der Theorie und rein moralisch betrachtet sind das unterschiedliche Dinge, das ist richtig. In der Praxis sieht es aber, zumindest meiner Meinung nach, anders aus:

    Einem Großteil der Bevölkerung geht es seit Jahren zunehmend schlechter. Das hat viele Faktoren: Wirtschaft, Pandemie, Krieg(e). Das Ungerechtigkeitsgefühl ist groß, die Politikverdrossenheit meist noch gößer. Das Volk fühlt sich weder repräsentiert noch ernst genommen.

    Vor diesem Hintergrund des Dauerstresses kommt es nun seit Jahren immer wieder zu solchen Meldungen: Messerstecherei hier, Gruppenvergewaltigung da, Kalifatherbeirufung en masse dort. Ein signifikanter Teil erlebt diese Nachrichten und fragt sich, nicht ganz zu Unrecht, wie das weitergehen soll und fühlt sich persönlich bedroht. Überspitzt stellvertretend ausgedrückt: “Wir lassen die seit vielen Jahren in unser Land, finanzieren ihnen mit unseren Steuern das Leben und im Gegenzug müssen wir solche Untaten tolerieren und in Angst leben? Wo bleiben denn die Ärzte und Ingenieure, wir kriegen doch höchstens Raketenwissenschafter aus Palästina. Wir müssen was tun, bevor es zu spät ist!”

    Da ist es vielen auch eher egal, dass es so viele Erfolgsgeschichten zur Integration gibt. Es ist egal, dass genau diese Feindseligkeit gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe das Ziel vieler solcher Attacken ist. Es ist egal, dass viele Moslems diese Taten ebenso als abscheulich empfinden. Die Politik soll endlich hart durchgreifen, ihr Volk schützen und eine harte Linie fallen. Genug ist genug!

    Dabei wird natürlich ignoriert, dass es keine einfache Antwort gibt. Wir sind schließlich keine Diktatur, sondern eine Demokratie mit mehr oder weniger funktionalem Rechtssystem. Deportationen sind teilweise schwierig bis quasi unmöglich, Aktion statt Reaktion oft nicht Teil unseres Systems.

    Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass viele Leute willentlich oder, weil sie es nicht besser wissen, die Vergleiche ziehen und sich bedroht fühlen. Die extremen Parteien bieten einfache Antworten auf kritische Fragen, die sonst kaum eine Partei offen ansprechen will. Ob diese Antworten auch nur annähernd realistisch sind und ob sonstige Positionen der eigenen entsprechen, wird oft unwichtig.

    • Don_alForno@feddit.de
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      0
      ·
      28 days ago

      Einem Großteil der Bevölkerung geht es seit Jahren zunehmend schlechter. Das hat viele Faktoren: Wirtschaft, Pandemie, Krieg(e). Das Ungerechtigkeitsgefühl ist groß, die Politikverdrossenheit meist noch gößer. Das Volk fühlt sich weder repräsentiert noch ernst genommen.

      Beobachtung korrekt, Schlussfolgerung katastrophal. Denn die Konsequenz ist anscheinend die Wahl derer, die genau daran schuld sind.

        • Don_alForno@feddit.de
          link
          fedilink
          Deutsch
          arrow-up
          0
          ·
          edit-2
          28 days ago

          Das Ungerechtigkeitsgefühl steigt, weil tatsächlich alles immer ungerechter wird.

          Der Grund sind aber nicht Migranten, sondern dass die arm-reich Schere immer weiter aufgeht, die Infrastruktur vergammelt, während Geld für Steuergeschenke an Reiche immer da ist, man die Anzahl der Steuerprüfer immer weiter reduziert (wodurch Unternehmen Milliarden an Steuern “sparen”), sich der Finanzminister angebliche Investitionsquoten schön rechnet und wir gleichzeitig dringend nötige Investitionen unterlassen.

          Es gibt keine Erbschafts- und keine Vermögenssteuer auf hohe Vermögen, aber die Mehrwertsteuer auf Gas musste wegen der Schuldenbremse wieder steigen (direkter Inflationstreiber).

          Man erzählt uns was von Reallohnsteigerungen, die aber nur im Vergleich zum Vorjahr existieren, nachdem sie davor mehrere Jahre gefallen sind.

          Den Mindestlohn auf ein tatsächlich existenzsicherndes Niveau anzuheben geht natürlich auch gar nicht, da gehen ja alle Unternehmen pleite. Dass man uns das schon bei der Einführung des Mindestlöhne erzählen wollte, was sich als grundfalsch herausgestellt hat, ist völlig egal, wir zitieren die gleichen Lügner weiter.

          Die Energie- und Mobilitätswende, die richtig durchgezogen direkte Entlastungen für die Bevölkerung bedeuten würden (Strom aus Erneuerbaren ist viel günstiger als aus Gas) kommen nicht voran, weil sie an allen Ecken ausgebremst werden, damit sich die Fossilindustrie noch etwas die Taschen füllen kann. Währenddessen saufen schon wieder Landstriche ab, u.a. weil man am Hochwasserschutz gespart hat, und was von Pflichtversicherungen fantasiert (das wäre einfach nur ein riesiges Subventionsprogramm für private Versicherer). Überall wird am Gemeinwohl gespart und Geld in die Taschen weniger Privater umgeleitet.

          Die Leute sind unzufrieden, weil sie dazu allen Grund haben. Sie ziehen aber daraus den Schluss, dass noch ärmere Menschen ihnen was wegnehmen, wobei es in Wahrheit weitaus wohlhabendere Menschen sind, die genau das tun. Aber es steigen die Umfragewerte der Parteien, die genau diesen Menschen noch mehr in die Taschen stecken werden, wenn man sie lässt.

          Edit: Typo