"Dass die Wahlergebnisse den ohnehin dramatischen Ärztemangel im Freistaat verschärfen könnte, ist indes sehr wahrscheinlich. Und das wäre für alle Patienten fatal. Wie sich Ärzte fühlen, die Rassismus und Diskriminierung erleben, kann man ahnen. Zwei von ihnen, beide stammen aus Syrien, erzählen hier in Erfurt auch von ihren Erfahrungen damit.

Ohne Menschen wie sie wäre das Thüringer Gesundheitssystem längst zusammengebrochen. Nach den Zahlen, die der Mediendienst Integration zusammengetragen hat, hat inzwischen jeder vierte Arzt, der an einem Thüringer Krankenhaus arbeitet, keinen deutschen Pass. »Damit ist Thüringen eines der Bundesländer mit dem höchsten Anteil an nicht-deutschem Fachpersonal in Krankenhäusern«, heißt es in einem Papier des Mediendienstes. (…)

Dabei war Thüringen nach Einschätzung von Matar in den vergangenen Jahren ein Bundesland, in das eingewanderte Ärzte gerne gekommen sind. Nicht, weil es so übermäßig weltoffen zugeht. Sehr wohl aber, weil die nun abgewählte rot-rot-grüne Erfurter Koalition ein Landesaufnahmeprogramm für Flüchtlinge aus Syrien aufgelegt hatte, das es diesen verhältnismäßig leicht machte, Verwandte aus dem vom Bürgerkrieg massiv zerstörten Land nach Deutschland zu holen – sofern die bereits hier Angekommenen in der Lage sind, diese mit zu versorgen. Für Klinikärzte ist der Nachweis des entsprechenden Einkommens vergleichsweise einfach.

Nicht nur Vertreter der AfD, sondern auch Politiker der CDU haben sich immer wieder gegen die Fortführung des Aufnahmeprogramm ausgesprochen. Unter den aktuellen politischen Konstellationen in Thüringen dürfte es faktisch tot sein – und auch nicht von Ärzten mit Notfallausbildung wiederbelebt werden können."

  • Saleh
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    9
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    2 days ago

    Jede und jeder der kann in dieser Situation sollte die Chance ergreifen und sich darauf vorbereiten Thüringen zu verlassen.

    Niemand schuldet es den Nazis, von ihnen diskriminiert und ausgegrenzt zu werden, während er ihr Leben rettet.