Die allgemeine Unterstützungsbereitschaft gegenüber Klimaschützerinnen und -schützern hat sich de facto seit 2021 halbiert, von 68 auf 34 Prozent. Auffallend ist auch, dass die Zustimmung zur Aussage „Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick“ von 60 auf 25 Prozent abgestürzt ist. Viele Menschen, die die Klimabewegung vor zwei Jahren noch für einen gesamtgesellschaftlich förderlichen Akteur hielten, tun dies derzeit offenbar nicht mehr.

Derzeit urteilen 85 Prozent der Befragten, dass die Klima- und Umweltbewegung „häufig mit ihren Protestaktionen zu weit“ geht, und zwar mit breiten Mehrheiten in allen gesellschaftlichen Typen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 sagte dies lediglich rund die Hälfte der Befragten – und zwar mit großen Unterschieden zwischen eher unterstützenden und eher kritischen Segmenten. Heute herrscht dagegen eine neue Einhelligkeit beim Negativurteil. Wenn wir Menschen dann konkret fragen, ob sie eigentlich eher Verständnis oder kein Verständnis für die Straßenblockaden der „Letzten Generation“ haben, äußern nur 8 Prozent Verständnis. 85 Prozent reagieren mit Unverständnis.

Es ist vielen Menschen möglich, die konkreten Proteste in ihrer Machart abzulehnen und dennoch um die Bedeutung von Klimaengagement zu wissen. Das Motiv der Klima-Dringlichkeit („etwas muss doch geschehen“) ersetzt allerdings bei den meisten Leuten nicht die Frage danach, wie man bei Aktionen vorgeht und an wen man sich mit Aktionen richtet. Und in dieser Hinsicht scheint vielen der wichtigste Punkt, dass es nicht richtig sei, mit Aktionen die Bürgerinnen und Bürger direkt in ihrem Alltag treffen zu wollen.

  • Spzi@lemm.ee
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    1 year ago

    Krass, schade. Passt zu dem, was ich so im Umfeld höre. So gesehen ist vielleicht doch etwas dran an dem, was ich immer noch nicht wahr haben will; dass manche Protestformen tatsächlich der Sache insgesamt schaden, und negativ auf andere abfärben können.

    Es ist vielen Menschen möglich, die konkreten Proteste in ihrer Machart abzulehnen und dennoch um die Bedeutung von Klimaengagement zu wissen.

    Ein Hoffnungsschimmer. Aber auch nur ein Schimmer, und eigentlich auch nur theoretisch. Wie engagieren sich diese Leute denn? Ist ja okay bestimmte Protestformen abzulehnen, aber warum nicht selber besser machen?

    Da ist sie wieder, diese Konsumentenhaltung. Klimaaktivismus, das ist doch die Aufgabe von anderen. Alle spielen Jury, niemand möchte auf die Bühne. Aber eine Show soll es geben, immerhin da ist man sich einig.

    Gleichzeitig Jahr um Jahr schlimmere Berichte aus Arktis, Antarktis und eigentlich überall. Weiß ja nicht, ob wir die Zeit haben, die Gesellschaft umzupolen und wieder auf Kurs zu bringen. Also doch, ich weiß, wir haben sie nicht. Wenn sich die Leute derart von der Realität abhängen und keine Verantwortung übernehmen, geben wir den Versuch an der Stelle vielleicht auch einfach auf, sie irgendwie mitzunehmen.

    Im Spektrum zwischen kuschelzahm und beißwütig gibt es noch genau eine Ecke, die nicht erkundet wurde. The show must go on.

    • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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      1 year ago

      Wem der Untergang der Zivilisation weniger wichtig ist, als mal etwas mehr im Stau stehen zu können, dem ist es einfach egal. Das ganze Gerede von “ich find Klimaschutz wichtig, aber jetzt wegen den Protesten also das geht ja garnicht…” ist nur eine Selbstlüge, um sich nicht einzugestehen, dass man eher die Welt untergehen lässt, als sich zu verändern.

      • Killing_Spark@feddit.de
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        1 year ago

        als sich zu verändern.

        Wenn die Hürde mal so hoch wäre. Es ist eher das hier:

        dass man eher die Welt untergehen lässt, als einen Protest zu ertragen, der einen einmal 2 Stunden ausbremst

    • Quittenbrot@feddit.de
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      1 year ago

      So gesehen ist vielleicht doch etwas dran an dem, was ich immer noch nicht wahr haben will;

      Finde ich unironisch gut, dass du diesen Gedankengang gehen kannst. Das kritische Hinterfragen auch der eigenen Position ist leider ziemlich aus der Mode gekommen.

      Ich verstehe auch deine Kritik am fehlenden Engagement der breiten Masse, aber ich würde trotzdem andere Schlüsse daraus ziehen. Einerseits denke ich, dass die breite Masse immer im Engagement hinter den Speerspitzen von Bewegungen zurückbleiben wird, das siehst du ja überall (Wahlbeteiligungen, Ehrenamt…). Andererseits halte ich daher in der breiten Masse (!) Sympathie für viel entscheidender als Engagement, denn nur sie kann überhaupt zu Engagement für die Sache führen. Ohne die Sympathie der Masse kann sich so eine “Revolution” nicht auf das ganze Volk ausbreiten. Daher habe ich auch ein Problem hiermit:

      Wenn sich die Leute derart von der Realität abhängen und keine Verantwortung übernehmen, geben wir den Versuch an der Stelle vielleicht auch einfach auf, sie irgendwie mitzunehmen.

      Wieso Abhängen? Die direktere Realität “Ich stehe im Stau, weil da vorne einer klebt” überlagert die abstraktere Realität “An den Polkappen schmilzt das Eis und weltweit verdörren Landstriche” und verschiebt die Prioritäten. Wer akut in so einem Stau feststeckt, denkt nicht mehr an die Polkappen, sondern nur noch an “den Blödmann da vorne”. Ich finde auch keine Antwort darauf, wie diese Aktionen bei den Blockierten die oben erwähnte Sympathie erwecken sollen. Es sei denn, und in die Richtung klingt ja irgendwie auch die zweite Hälfte deines Satzes, dass das Volk gar nicht mitgenommen werden soll, sondern man “putschen” möchte um das Volk einfach zu zwingen. Bei dem Ansatz wäre ich dann komplett raus, entweder mit dem Volk oder gar nicht.