Bevor jemand fragt: der Teil mit dem Berufsverbot für die LG bezieht sich auf Lisa Poettinger, eine angehende Lehrerin aus Bayern, die aufgrund ihres Aktivismus mit der Letzten Generation nicht zum Referendariat zugelassen wird. Da das Referendariat Voraussetzung ist, um Lehrer*in zu werden, kommt das einem Berufsverbot gleich.

  • pitiable_sandwich540
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    1 day ago

    Mal unabhängig davon, dass man wohl streiten kann, inwiefern man als Marxist nicht immer einen gewissen Extremismus in sich trägt, da man fundamentale Bestandteile des Systems zerstören will, ist das hier ja nicht der Punkt. Angeführt wurde ihre Mitgliedschaft in mehreren als extremistisch eingestuften Gruppierungen.

    Extremismus ist als Begriff an sich schon sehr umstritten (hust Hufeisenhypothese hust).

    Im allgemeinen werden Gruppen damit bezeichnet, die sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung stellen. Selbst das passt doch hier nicht mal wirklich, oder? Extinction Rebellion übt zivilen ungehorsam und auch NoIAA ist noch vergleichsweise harmlos imo.

    Und bin auch gerne zu einer Grundsatzdebatte über Marxismus bereit. Heißer nim: Freiheit auszubeuten von dem Mehrwert fremder Arbeit zu profitieren bedeutet Lohnsklaverei Unfreiheit für >90% der Gesellschaft. Demokratisch sind Firmen in der “freien” Wirtschaft auch in den wenigsten Fällen. Also wieso genau brauchen wir Kapitalismus für eine freiheitlich demokratische Grundordnung, bzw. warum ist Kapitalismuskritik extremistisch?

    Merken wir gerade nicht, dass der Kapitalismus in stetig wiederkehrenden systemimanenten Kriesen eher antidemokratische Tendenzen fördert? Und werden unsere Demokratischen institutionen nicht ständig von Monetären interessenverbänden untergraben?

    Sich mit laufenden Gerichtsverfahren und Mitgliedschaften in extremistischen Gruppierungen beim Staat zu bewerben, zumal mit Kinderbezug, ist eine schlechte Idee.

    Meintest du unverurteilt und als Mitglied vom rechtskonservativem Polizeiapparat als extremistisch eingestuften progressiven Gruppierungen? Ich finde gerade, wenn man sich anguckt, wie viele Jugendliche durch Soziale Medien Radikalisiert wurden, brauch es mehr solche Lehrer.

    Aber ja, wir können auch einfach mal gucken, wie weit sich das Overton-Fenster noch nach rechts schieben lässt. Mitlerweile sind ja sogar die Grünen für Abschiebung. Spaßige Zeiten…

    • Quittenbrot
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      19 hours ago

      Im allgemeinen werden Gruppen damit bezeichnet, die sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung stellen. Selbst das passt doch hier nicht mal wirklich, oder?

      Ich rede ja von ihr, die sich selber Marxistin nennt. Läuft Marxismus nicht automatisch auf eine gewisse Form des Extremismus hinaus bzw steht in gewissen Konflikt mit der FDGO? Die Abschaffung des Privateigentums wird gegen Widerstände durchzusetzen sein, es gibt ja auch das zentrale Element der Revolution zur Überwindung des Status quo. Gleichzeitig müsste die parlamentarische Demokratie zumindest eingeschränkt werden, um ein Rückschlagen (Konterrevolution) zu unterbinden. So oder so sehe ich das nur möglich mit massiven Eingriffen in die gesellschaftliche und politische Architektur.

      Merken wir gerade nicht, dass der Kapitalismus in stetig wiederkehrenden systemimanenten Kriesen eher antidemokratische Tendenzen fördert?

      Doch. Also zumindest ich merke das schon. Auf dem Papier haben wir in Deutschland jedoch nicht den ‘Kapitalismus’, sondern die ‘soziale Marktwirtschaft’, die jedoch in letzter Zeit ihre Zähne verloren hat. Ich denke nicht, dass wir das Problem heute hätten, wenn sie sich stattdessen vehement für das Erstarken dieser sozialen Marktwirtschaft stark gemacht hätte.

      Meintest du unverurteilt und als Mitglied vom rechtskonservativem Polizeiapparat als extremistisch eingestuften progressiven Gruppierungen?

      Ich sehe den Punkt mit der Verurteilung irgendwie nicht. So wie ich das verstehe, wollte sie zu einem fixen Datum ein Referendariat beginnen (Feb 25) und hat es entsprechend im Herbst beantragt. Da kann ich schon nachvollziehen, dass noch offene Verfahren als Hinderungsgrund aufgeführt werden. Nicht als grundsätzliche Ablehnung, sondern als Ablehnung zu diesem Zeitpunkt - eben bis der Sachverhalt geklärt ist.

      • pitiable_sandwich540
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        1 hour ago

        Läuft Marxismus nicht automatisch auf eine gewisse Form des Extremismus hinaus bzw steht in gewissen Konflikt mit der FDGO?

        Nein, nicht umbedingt, es ist ein sehr allgemeiner Begriff (ähnlich wie Kommunismus). Es gibt definitiv revolutionäre, die meistens “Marxisten-Leninisten”, “avantgarde Marxisten” oder “Tankies” genannt werden, aber Marxismus ist erstmal nur die Wirtschaftstheorie. Marx hat sich z.B. in seinen späteren Werken für reformistische Ansätze ausgesprochen und seinen Fokus mit dem Kapital auf die reine Theorie gesetzt.

        Die Abschaffung des Privateigentums wird gegen Widerstände durchzusetzen sein, es gibt ja auch das zentrale Element der Revolution zur Überwindung des Status quo.

        Das ist leider ein Mythos der sich hartnäckig hält. Beim Marxismus geht es nicht darum Privateigentum in gänze abzuschaffen und in einer 8 Milliarden Menschen großen Hippie-Kommune zu leben, sondern um die Rekollektivierung der Produktivmittel. Sprich deine Klamotten/dein Haus/dein Auto will dir keiner wegnehmen. Deinem Chef “seine” Firma aber schon :)

        Das kann revolutionär (mit ner Guillotine o.Ä.) oder reformistisch (z.B. man gründet mit den Kollegen einen Betriebsrat oder eine genossenschaftliche Firma) stattfinden, aber beidem Unterliegt die Theorie, dass den Arbeitern die Firma gehören soll.

        Doch. Also zumindest ich merke das schon. Auf dem Papier haben wir in Deutschland jedoch nicht den ‘Kapitalismus’, sondern die ‘soziale Marktwirtschaft’

        Marxisten machen es sich hier einfach und sagen, ein System, in dem die Arbeiter keinen Anteil an den Produktivmitteln haben ist kapitalistisch. Entweder jemand profitiert von fremder Arbeit oder eben nicht.

        Da kann ich schon nachvollziehen, dass noch offene Verfahren als Hinderungsgrund aufgeführt werden.

        Ich nicht. Wenn man nicht rechtskräftig verurteilt ist, sollte mMn. die Unschuldsvermutung gelten. Vorallem, weil die Beweislage auf Demos meistens schwierig ist; die Polizei ohne Rechtsgrundlage Anzeigen zur Einschüchterung nutzt (sich wegtragen lassen=Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) und idr. auf Anzeigen (z.B. wegen Körperverletzung) mit eigenen Anzeigen antwortet.