Viele Schweißer lernen den Beruf in einer Umschulung und nicht wie üblich, in einer 3,5 Jahre dauerten Ausbildung, nach der man einen Facharbeiterbrief bekommt, welcher nachweist, dass man in diesem Beruf über theoretisches und praktisches Wissen verfügt, welches den kompletten Umfang des Schweißens umfasst. Beginnend bei der Vorbereitung, über die Durchführung bis hin zur Abnahme.
Die meisten Schweißer wissen nicht um die große Verantwortung des Schweißens.
ES HÄNGEN MENSCHENLEBEN AN DEINER ARBEIT!
Jede Schweißnaht kann und sollte zu einem Schweißer zurückverfolgbar sein. Dies geschieht mit Hilfe des Schweißerstempels, welcher Individuell existiert. Als Schweißer MUSS man wissen ob eine, von anderen, vorbereitete Schweißnaht überhaupt so schweißbar ist, das man eine Qualitätsüberprüfung mittels NDT bestehen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, bspw durch falsche Fasen am Rohr, zu viel Wurzelspalt, schlecht sauber gemacht, verrosteter Draht etc., kann man als Schweißer nicht für die ordentliche Ausführung garantieren.
In diesem Moment hat man das Recht (und die Pflicht) NEIN zu sagen. NEIN, ich schweiße das Rohr/Blech nicht, bis es ordentlich vorbereitet ist. Ich kann nicht garantieren, das ich dies Fehlerfrei schweißen kann.
Dann muss der Schlosser oder Vorrichter eben solange daran arbeiten, bis der Schweißer sein OK gibt. Sein Stempel landet schlussendlich auf dem Rohr/Blech und somit auch sein Name. Im Falle eines Fehlers, ist der Schweißer der Schuldige.
Sollte der TÜV jedoch dieses Rohr im Rahmen seiner Toleranzen für GUT befinden und absegnen, und sollte es dann zu einem Unfall kommen, obliegt die Verantwortung einzig beim Prüfer der es so abgenommen hat.
Schweißunfälle, wie Notre Dame oder der Unfall mit Explosion bei BASF vor ein paar Jahren, bei denen Menschen gestorben sind, zeigen deutlich die Verantwortung des Schweißers.
Firmen, welche Schweißer unter Druck setzen, trotz aller Bedenken des Schweißers, etwas zu schweißen obwohl es so nicht sicher schweißbar ist, sollte man sofort verlassen! Der Markt für Schweißer ist groß genug das man sofort wieder Arbeit findet. Fragt also immer vorher nach, wie die Fehlerkultur einer Firma ist.
Gibt es eine Fehleranalyse? Lernt man aus Fehlern? Macht man es dem Schweißer so einfach wie möglich oder so schwer wie möglich? Nutzt man das Motto: Das haben wir schon immer so gemacht?
Firmen, welche Qualität höher als Quantität bewerten, machen dies. Billiglohnfirmen dagegen, wollen nur den Chef reicher machen, koste es was es wolle.
Lernt NEIN zu sagen! NEIN, das mache ich nicht!
Die Zeiten, wo Chefs sagen konnten: Wenn du das nicht machst, dann wirst du entlassen. Draußen vorm Tor warten nur 100 andere auf deine Stelle! sind endgültig vorbei.
Ich kenne Schweißen nur aus einem Praktikum in einer Schweißer/Schlosserwerkstatt.
Ist es üblich, dass die Schweißer nur das Schweißen selbst erledigen? Wo ich war wurde auch die Vorbereitung durch die Schweißer erledigt, also Fase schneiden, säubern usw.
Ist von Betrieb zu Betrieb anders. Ideal ist es natürlich, wenn der Schweißer alles selbst macht, weil ER ja am besten weiß wie er es braucht. In anderen Firmen wird aber sehr viel bereits von anderen vorbereitet. Vom Trennen, Fase schleifen und heften, sodass der Schweißer nur noch schweißt. Das Problem dabei: Jeder Schweißer hat individuelle Parameter. Der Winkel der Fase, der Schweißspalt etc… Dieses jedes mal den anderen erklären zu müssen, damit diese dann individuell vorbereiten, kostet genau so viel Zeit, als würde man es gleich selbst machen. Aber das ist Firmenpolitik und Philosophie.
Ich selbst mache am liebsten alles alleine. So reduziert es die Fehlerquelle auf genau EINE Person und man hat keinen anderen auf dem man dann die Schuld schieben kann. Bringt auch etwas Abwechslung in die Arbeit rein als nur und ständig das gleiche zu schweißen. Dann wird es irgendwann einfach nur noch langweilig. Und dann schleichen sich Fehler ein.