" Was für ein Jahr! Vor einigen Monaten kannten Annett Kaufmann nur ausgewiesene Tischtennisexperten. Seit Sommer aber geht es Schlag auf Schlag, und die 18-Jährige hat sich zur Senkrechtstarterin im deutschen Frauen-Tischtennis entwickelt, ja sogar zur Vorzeigeathletin.

Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte sie als nachgerückte Ersatzspielerin mit beherzten Auftritten auf sich aufmerksam gemacht. Bei der EM gewann sie zuletzt Bronze im Mixed-Wettbewerb. Aushängeschild? Die Verantwortung “nehme ich gerne auf mich”

“Es ist viel Verantwortung, aber die nehme ich gerne auf mich. Ich freue mich natürlich, dass ich Werbung für Frauen-Tischtennis machen kann. Einfach weil Tischtennis eine Randsportart ist, vor allem wir Frauen sind nicht so bekannt”, sagte Kaufmann in “Blickpunkt Sport” im BR Fernsehen zu ihrer Rolle und fügte an: “Wir kennen alle Timo Boll, ein großes Aushängeschild, aber ich glaube, dass ich diese Rolle bis jetzt ganz gut meistere.”

Und das, obwohl diese Entwicklung noch zu Beginn des Jahres nicht absehbar war. Durch das Abitur sei ihr Jahr vor allem “mental anstrengend” gewesen. “Ich habe zwei Monate kein Tischtennis gespielt, habe dann überraschend die Deutsche Meisterschaft im Einzel und Doppel gewonnen und wurde für Olympia nachnominiert.”

Für Kaufmann gilt: “Hashtag ‘läuft’!”

An der Platte ist die Linkshänderin, die vor ihren Matches gerne Taylor Swift hört, immer gut vorbereitet. Ihre Schwester gibt ihr als Trainerin mit der höchsten Lizenz das Taktische mit, von ihren Eltern - der Vater war Eishockeyprofi, die Mutter Skirennläuferin - hat sie das Mentale: “Sie sind ein bisschen meine Psychologen”, sagt Kaufmann. Kaufmann: Weg in die Top Ten “nicht so einfach, aber machbar”

Und die nächsten Ziele sind bereits vorgezeichnet. Zur “Weltklasse”, zu der sie Bundestrainerin Tamara Boros bereits zählt, fehlen der Top-50-Spielerin noch ein paar Weltranglistenplätze. Die Top Ten sollen es aber schon bald werden. Der Weg dorthin sei “nicht so leicht, aber machbar”, findet Kaufmann, die seit dieser Saison in der Bundesliga für den SV DJK Kolbermoor spielt. “Wenn man eine gute Auslosung bekommt, muss man die nutzen, denn die bekommt man nicht immer”, weiß sie.

Mit ihrer Art und ihrem eigenen Tempo ist Kaufmann aber zuversichtlich, das Ziel schon bald zu erreichen. Ein weiteres: dmehr Aufmerksamkeit für den Frauen-Tischtennissport. In Kolbermoor kamen am Wochenende immerhin 500 Zuschauer zum Heimspiel gegen Dachau. Der Name Kaufmann zieht auch hier. “Wenn Tischtennis noch mehr Popularität gewinnt, wird die Halle beben wie in Paris”, hofft sie.

Olympia-Vierte bald als Moderatorin? “Bringe alles mit”

Die Olympischen Spiele und der eigentlich ja undankbare vierte Platz dort, ist für sie im Rückblick ein unbezahlbares Erlebnis gewesen: “Man sollte sagen: ‘Wow, 4. Platz!’ Im Nachhinein war das Wahnsinn. Wenn man immer das Negative sieht, wird es schwierig, im Leben weiter voranzukommen.”

Das möchte Kaufmann - nicht nur im Tischtennis. Gerne würde sie Kriminalistik studieren. Aber auch der Job als Moderatorin würde ihr Spaß machen: “Ich bringe die richtigen Eigenschaften mit. Ich mag es, vor den Kameras zu stehen, habe kein Lampenfieber.” Sie habe beim BR hinter den Kulissen “auch gefragt, was ich denn alles machen muss, um hier den Job zu machen”."