Ich finde den Artikel/Kommentar interessant und gut, dass die Perspektive auf revolutionäre Fragen ingesamt gerichtet wird. Ich denke es werden einige Thesen mit Gewissheit aufgestellt, die aus meiner Sicht nicht so sicher sind.
Iran wird als zentraler Strippenzieher dargestellt, der quasi vollständige Kontrolle über die verbündeten Milizen ausübe. Der Einfluss Irans ist jedoch begrenzt und die Akteure entscheiden selbstständig, z.T. auch gegen die unmittelbaren Ziele Irans. Etwa als die Houthis angefangen haben, die westliche Schiffahrt im roten Meer anzugreifen.
Ich denke auch nicht, dass die “Free Palestine Bewegung” völlig unmaterialistisch sei. Das man Kapital braucht, um einen Staat aufzubauen, gerade nach der praktisch vollständigen Zerstörung, ist naheliegend. Neben “physischen Kapital”, dass durch die teilweise Blockade und fast vollständige Blockade Gazas seit dem 10. Oktober kaum verfügbar ist, wurde in Gaza Bildung besonders gefördert und ein starkes “Humankapital” geschaffen. Ich finde den Begriff etwas ungünstig, gut ausgebildete Arbeitskräfte sind jedoch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die iranischen Luftschläge als Reaktion auf den israelischen Angriff auf die Botschaft in Damaskus im April sollten keine direkte militärische Wirkung entfalten. Sie wurden vorher angekündigt und das Arsenal wurde präsentiert in dem Wissen, dass Israel und v.a. seine westlichen Verbündeten es abfangen werden. Im Anschluss wurde die Debatte aufgeworfen, dass die Kosten der Abwehr bei über 1 Milliarde $ gelegen hätten.
Die Idee, dass Iran und seine Verbündeten “all in” gehen wollten teile ich auch nicht. Die Chance dafür wäre am 07. Oktober gewesen, als Israel überrumpelt war. Ich denke eher, dass man dachte, die Situation schnell wieder durch einen Geiseldeal deeskalieren könnte. Beispielsweise wurde 2011 ein israelischer Soldat gegen die Freilassung von 1000 palästinensischen Gefangenen/Geiseln (Administrativhaft) erreicht. Bei der Härte der israelischen Reaktion und der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der israelischen Geiseln hat man sich auf Seite der Hamas & co. massiv verschätzt.
Insgesamt wird aus meiner Sicht die politische Wirkung von militärischen Schlägen und Kapazitäten massiv überschätzt. Die beiden erklärten Ziele Israels in Gaza, Geiseln befreien und Hamas vernichten, wurden nicht erreicht. Israel ist bereits 2006 daran gescheitert, die Hisbollah militärisch in Libanon zu besiegen, und auch jetzt scheint die dafür notwendige Bodenoffensive nicht so einfach zu verlaufen, wie man sich das erhofft hat.
Klar kann man mit der Luftüberlegenheit Israels und der USA alles zerbomben und hundertausende Zivilisten umbringen und millionen Zivilisten vertreiben. Aber Guerilla-Kämpfer werden dadurch eher geschaffen, als das man sie besiegt. Vietnam, Iraq, Afghanistan… Konventionelle Armeen kann man durch das Zerstören der notwendigen Staatlichkeit dahinter besiegen. Guerilla-Kämpfer entstehen aber aus dem Fehlen von Staatlichkeit.
Ich finde den Artikel/Kommentar interessant und gut, dass die Perspektive auf revolutionäre Fragen ingesamt gerichtet wird. Ich denke es werden einige Thesen mit Gewissheit aufgestellt, die aus meiner Sicht nicht so sicher sind.
Iran wird als zentraler Strippenzieher dargestellt, der quasi vollständige Kontrolle über die verbündeten Milizen ausübe. Der Einfluss Irans ist jedoch begrenzt und die Akteure entscheiden selbstständig, z.T. auch gegen die unmittelbaren Ziele Irans. Etwa als die Houthis angefangen haben, die westliche Schiffahrt im roten Meer anzugreifen.
Ich denke auch nicht, dass die “Free Palestine Bewegung” völlig unmaterialistisch sei. Das man Kapital braucht, um einen Staat aufzubauen, gerade nach der praktisch vollständigen Zerstörung, ist naheliegend. Neben “physischen Kapital”, dass durch die teilweise Blockade und fast vollständige Blockade Gazas seit dem 10. Oktober kaum verfügbar ist, wurde in Gaza Bildung besonders gefördert und ein starkes “Humankapital” geschaffen. Ich finde den Begriff etwas ungünstig, gut ausgebildete Arbeitskräfte sind jedoch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die iranischen Luftschläge als Reaktion auf den israelischen Angriff auf die Botschaft in Damaskus im April sollten keine direkte militärische Wirkung entfalten. Sie wurden vorher angekündigt und das Arsenal wurde präsentiert in dem Wissen, dass Israel und v.a. seine westlichen Verbündeten es abfangen werden. Im Anschluss wurde die Debatte aufgeworfen, dass die Kosten der Abwehr bei über 1 Milliarde $ gelegen hätten.
Die Idee, dass Iran und seine Verbündeten “all in” gehen wollten teile ich auch nicht. Die Chance dafür wäre am 07. Oktober gewesen, als Israel überrumpelt war. Ich denke eher, dass man dachte, die Situation schnell wieder durch einen Geiseldeal deeskalieren könnte. Beispielsweise wurde 2011 ein israelischer Soldat gegen die Freilassung von 1000 palästinensischen Gefangenen/Geiseln (Administrativhaft) erreicht. Bei der Härte der israelischen Reaktion und der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der israelischen Geiseln hat man sich auf Seite der Hamas & co. massiv verschätzt.
Insgesamt wird aus meiner Sicht die politische Wirkung von militärischen Schlägen und Kapazitäten massiv überschätzt. Die beiden erklärten Ziele Israels in Gaza, Geiseln befreien und Hamas vernichten, wurden nicht erreicht. Israel ist bereits 2006 daran gescheitert, die Hisbollah militärisch in Libanon zu besiegen, und auch jetzt scheint die dafür notwendige Bodenoffensive nicht so einfach zu verlaufen, wie man sich das erhofft hat.
Klar kann man mit der Luftüberlegenheit Israels und der USA alles zerbomben und hundertausende Zivilisten umbringen und millionen Zivilisten vertreiben. Aber Guerilla-Kämpfer werden dadurch eher geschaffen, als das man sie besiegt. Vietnam, Iraq, Afghanistan… Konventionelle Armeen kann man durch das Zerstören der notwendigen Staatlichkeit dahinter besiegen. Guerilla-Kämpfer entstehen aber aus dem Fehlen von Staatlichkeit.