In Deutschland gibt es:

  • öffentliche Krankenhäuser wie z.B. Maximalversorger und kommunale Krankenhäuser

  • christliche Krankenhäuser, die nach Maria, Josef, Christus usw. benannt sind. Soweit ich weiß, gehören die alle zu einer Kirche, aber ich weiß nicht, ob das stimmt.

Zwei Fragen:

Gibt es in Deutschland rein private Krankenhäuser? Ich frage nicht nach Privatkliniken, in denen Schönheitsoperationen durchgeführt werden, sondern nur nach Krankenhäusern.

Stimmt das, was folgt? Für christliche Krankenhäuser geht es nicht darum, so viel wie möglich zu verdienen, sondern darum, Patienten und Mitarbeiter christlich zu halten, das heißt, es gibt genügend Zeit für die Patienten, es gibt keine Unterbesetzung und sie reinvestieren alles, was sie verdienen, um den Mitarbeitern der Krankenhäuser höhere Löhne zu zahlen. Im Gegensatz dazu ist es das Ziel privater Krankenhäuser, so viel wie möglich zu verdienen, die günstigsten Kräften zu finden und den Investoren jährlich so viel wie möglich zu geben.

  • philpo@feddit.de
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    9 months ago

    Wie schon geschrieben ist die Aufteilung natürlich totaler Blödsinn.

    Es gibt in DE grob gesagt:

    • Kliniken der öffentlichen Hand, hier sind Kommunen (Kreiskrankenhäuser, städtische Krankenhäuser)Bezirke, Länder (Unikliniken) und Bund(Bundeswehr) Träger. Diese Kliniken erfüllen mittlerweile alle einen öffentlichen Auftrag im Sinne der Versorgung der Bevölkerung.

    • Es gibt die Kliniken der Versicherungsanstalten. Das sind im Akutbereich die berufsgenossenschaftlichen Kliniken, im Rehabereich aber z.B. auch die Kliniken der deutschen Rente.

    • Und es gibt private Träger mit öffentlichem Auftrag. Punkt. Auch die christlichen Gemeinschaften sind rechtlich gesehen erstmal private Träger. Hier kann man daher grob zwischen drei verschiedenen Modellen unterscheiden:

    “Mildtätige Betreiber”, also Betreiber die durchgehend keine Gewinnabsichten hat. Das ist sehr selten und fast nie ein christlicher Träger, oft stehen hier aber Behindertenwerke, Stiftungen, etc. ein.

    “Mildtätige Betreiber im Hintergrund”: Hier steht im Hintergrund ein mildtätiger Bereich, aber die Klinik selber wird gewinnorientiert betrieben - die Gewinne fließen halt in den mildtätigen Bereich des Betreibers zurück. Das ist das Modell der christlichen Betreiber häufig wobei man unterscheiden muss - die Kirchen selber betreiben quasi keine Kliniken mehr direkt.

    “Privatwirtschaftlicher Betreiber”. Diese Betreiber haben eine klare Gewinnabsicht und sind wahlweise in privater Hand, als Aktien notiert oder ähnliches. Sie sind aber genauso wie ihre anderen Mitbewerber Teil der öffentlichen Versorgung und erfüllen damit genauso die Anforderungen der Landesplanungen - und erhalten damit die gleichen Fördermittel.

    Zum Schluss gibt es noch private Kliniken die nicht Teil der Landeskrankenhausplanung sind. Diese Kliniken können nicht mit der gesetzlichen KV abrechnen, erhalten keinerlei Fördermittel aus den Landeskrankenhausgesetzen und sind dementsprechend nicht an irgendwen gebunden. Sie spielen aber absolut keine nennenswerte Rolle und haben unter 2% Marktanteil. Diese Häuser spielen fast nur in der psychiatrischen, psychosomatischen und elektiv chirurgischen Versorgung eine Rolle.

    Wichtig ist:

    • Die Trägerschaft sagt NIX über die Größe aus. Es gibt sehr kleine kommunale Häuser(Inselkrankenhaus Borkum mit 16 Betten) und sehr große kommunale Kliniken(Vivantes, insgesamt mehr als 7000 Betten, am Standort Neukölln über 1100). Und sehr große private Häuser, auch auf Ebene der Maximalversorgung(Sana Kliniken Offenbach) und der Unikliniken(Unikliniken Gießen/Marburg: Rhön Kliniken, Uniklinik Wuppertal: Helios). Die christlich orientierten Träger spielen jedoch tendenziell eher im Mittelfeld mit.

    • Die Trägerschaft sagt erstmal nichts über die Gewinnabsichten der Betreiber wieder. Ich kenne kommunale Häuser die absolut zu Tode gewirtschaftet werden und an die der zuständige Stadtrat höhere Renditeforderungen stellt als Helios an seine Häuser. Warum? Weil man so andere populäre Projekte wie ein Spaßbad finanzieren will. Andersherum kenne ich private Träger (gut,keine der großen börsennotierten) die eher geringe Renditeerwartungen stellen bzw. die v.a. über die Economy of Scale Geld verdienen wollen.

    • Die Trägerschaft sagt genau gar nichts über die Qualität aus die ich als Patient zu erwarten habe. Nichts. Gar nichts. Man denkt oft,dass in einem Haus das privat geführt wird eher “Dinge falsch laufen”. Ist erfahrungsgemäß nicht so. Es gibt gute bis sehr gute privatwirtschaftliche Häuser in denen ich mich sofort versorgen lassen würde (und schon habe) - und es gibt sehr schlechte aus denen ich mit zwei gebrochenen Beinen noch raus kriechen würde. Es gibt sehr gute kommunale/landeseigene Häuser. Und genauso viele schlechte die man nur erhält weil sie der Wählerstimmengarant bei der örtlichen Bevölkerung sind. Und es gibt exzellente kommunale Häuser. Es gibt sehr schlechte christlich orientierte Häuser - und ihr ahnt es schon: Auch sehr gute christliche Häuser. Und es kommt noch schlimmer: Kliniken sind in sich sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gibt welche die haben eine exzellente Bauchchirurgie, aber Gnade dir Gott wenn die Kardiologen dich in die Finger kriegen. Und umgekehrt.

    • Selbst auf Personalseite ist es nicht so einfach: Früher galt mal die Devise,dass man bei den privaten am schlechtesten verdient. Dann auf einmal am besten. Heute ist das Feld stark gemischt und es unterscheidet sich stark nach Qualifikation. Will man unbedingt generalisieren würde ich sagen,dass niedrig qualifizierte Arbeitskräfte bei den privaten meist am schlechtesten weg kommen, sowohl was Gehalt als auch Arbeitsbedingungen angeht, dicht gefolgt von den christlich orientierten Trägern. Der Mittelbau (Pflege,etc.) kommt imho bei den privatwirtschaftlichen Trägern vom Geld oft besser weg als kommunal/Land, allerdings auf Kosten der Arbeitsbedingungen, bei den christlich orientierten Betrieben noch ein Quantchen besser, allerdings dafür ein wenig weniger Geld. Die kommunalen/landeseigenen Betreiber verlieren hier stark. Im Bereich der akademischen Arbeitnehmer (Ärzte, Psychologen) sind klar die landeseigenen Häuser gegenüber diesen Arbeitnehmern am schlechtesten gestellt, sowohl was Geld als auch Bedingungen angeht. Christlich und privat kommen minimal besser weg, kommunal noch mal minimal besser. (Aber again: Das ist jetzt sehr sehr stark generalisiert)

    Source: Gesundheitswirtschaftler, Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens u.a. für Kliniken und Qualität in einem Teilbereich des Gesundheitswesen, Auditor, etc. etc.

  • elmicha@feddit.de
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    9 months ago

    Gut, dass Du gefragt hast. Deine Vorstellung von christlichen Krankenhäusern entspricht nicht der Realität. Welche Religion die Patienten haben, ist ihnen ziemlich egal, und sie versuchen auch nicht explizit, Andersgläubige zu bekehren. Die Mitarbeiter arbeiten dort auch nicht nur aus Herzensgüte, sondern sie müssen auch Geld verdienen. Die christlichen Krankenhäuser werden auch nicht von den Kirchen unterhalten (wo soll das Geld denn herkommen?), sondern von den Krankenkassen. Dementsprechend sieht es da mit den Löhnen, Arbeitszeiten, Personalschlüssel usw. auch nicht besser aus als in anderen Krankenhäusern. Ja, es gibt dort Pfarrer, Nonnen und Ehrenamtliche, aber das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

    (Ich war im letzten Jahrtausend Zivi in einem katholischen Krankenhaus.)

    • DonPiano@feddit.de
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      9 months ago

      “Welche Religion die Patienten haben, ist ihnen ziemlich egal, und sie versuchen auch nicht explizit, Andersgläubige zu bekehren.”

      Abtreibungen und Pillen danach sind trotzdem ein wenig Glücksspiel bei den öffentlich-finanziert-aber-trotzdem-christlich-beherrschten Krankenhäusern.

      • WallEx@feddit.de
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        9 months ago

        Selber dort arbeiten ohne in der entsprechenden Kirche zu sein geht zB auch nicht.

    • taladar@feddit.de
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      9 months ago

      Aber die “christlichen” Krankenhäuser habe einige Ausnahmen von Diskriminierungs- und Arbeitsschutz-Gesetzen damit sie ihre Weltanschauung ihren Mitarbeiter aufzwingen können.

  • AggressivelyPassive@feddit.de
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    9 months ago

    Natürlich gibt es die. Helios und KMG sind zB zwei relativ große Ketten.

    Allerdings diese Häuser idR für den Patienten kaum von öffentlichen Kliniken zu unterscheiden, weil die genauso funktionieren. Sprich, du bekommst von deinem Arzt eine Einweisung und das Krankenhaus rechnet mit der Kasse ab.

  • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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    9 months ago

    Für christliche Krankenhäuser geht es nicht darum, so viel wie möglich zu verdienen, sondern darum, Patienten und Mitarbeiter christlich zu halten, das heißt, es gibt genügend Zeit für die Patienten, es gibt keine Unterbesetzung und sie reinvestieren alles, was sie verdienen, um den Mitarbeitern der Krankenhäuser höhere Löhne zu zahlen.

    Nein, stimmt nicht. Auch Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft sind einer Kapitalgesellschaft zugehörig, der Staat buttert ordentlich Finanzmittel zu und die Angestellten werden ausgebeutet wie in jedem anderen Krankenhaus auch.

    • trollercoaster@feddit.de
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      9 months ago

      und die Angestellten werden ausgebeutet wie in jedem anderen Krankenhaus auch.

      Die werden teilweise sogar noch schlimmer ausgebeutet, denn für die Kirchen gibt es einige Ausnahmen im Tarifrecht und beim Arbeitnehmerschutz.

  • Lemmchen@feddit.de
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    9 months ago

    Organisierte Christen hatten noch nie Nächstenliebe als Priorität. Ich behaupte also deine Schlussfolgerunge ist falsch.