Mal eben für ein paar Tage nach Malle zu reisen – das allein ist kein Grund für eine Zeitungsnachricht. Wenn aber jemand vom Schwarzwald mit dem Fahrrad statt mit dem Flugzeug auf der Deutschen liebste Ferieninsel anreisen will, ist das durchaus berichterstattungswert. Drei Frauen aus Lausheim wagen dieses Abenteuer, alle drei gehören zur Altersgruppe “Ü50”.

Brigitte Kenne-Mogel, Gerlinde Wenzel und Heidi Berger sind keine ausgewiesenen Sportskanonen, aber mutig genug, sich ohne Französischkenntnisse auf diese Tour einzulassen, die sie überwiegend durch französischen Sprachraum führt. Am 4. September brechen sie zu ihrer 971 Kilometer langen Tour zur Hafenstadt Sète auf. Wie kommt man auf so eine ausgefallene Idee? “Wir entdeckten eine Nachricht der Band Dorfrocker auf Facebook”, erzählt Brigitte Kenne-Mogel, die in Bonndorf bei Dunkermotoren tätig ist. “Da teilen sie mit, dass sie mit dem Fahrrad zu ihrem Auftritt beim ,Bierkönig’ nach Malle fahren. Und wir haben uns gesagt: Was die können, können wir auch.”

An Tag 13 geht es auf die Fähre

Längere Radtouren hatten alle drei Frauen bereits bei verschiedenen Gelegenheiten unternommen – sei es auf dem Donauradweg oder von Tauberbischofsheim nach Lausheim. Ein Bekannter, der mit dem Fahrrad schon mal nach Lyon gefahren war, erteilte Ratschläge, wie man am besten bis dorthin gelangt. Den Rest der Strecke suchten sich die Frauen mithilfe einer weit verbreiteten Fahrrad-App selbst aus.

Heidi Berger organisierte die Übernachtungen, legte damit also die jeweiligen Tagesetappen fest. 135 Kilometer wird das Trio am ersten Tag bis Zuchwil an der Aare zurücklegen. Das ist die weiteste Tagesstrecke. Von dort geht es weiter nach Estavayer-le-Lac sowie anschließend Nyon am Genfersee. Die weiteren Etappenziele liegen bereits im französischen Rhonetal: Seyssel, Champagneux, Jons, Vienne, Valence, Bourg-Saint-Andéol-Avignon. Die jeweiligen Tagesetappen sind zwischen 40 und 90 Kilometern lang. “Wir möchten unterwegs ja auch etwas sehen und nicht stur durchradeln”, erklärt Gerlinde Wenzel entdeckungsfreudig. Die App zeigt ihnen, was alles an Sehenswürdigkeiten entlang ihrer Route liegt. Über Arles und La Grande Motte erreichen die Frauen am 13. Tag den Fährhafen in Sète. Von dort aus setzen sie nach Alcudia im Nordwesten von Mallorca über.

Abschließendes Vorhaben auf Malle ist freilich die Radetappe zum “Bierkönig” nach Arenal, runde 50 Kilometer. Gerade mal drei Tage Erholung gönnen sich die Frauen anschließend, ehe sie mit der Fähre zurück nach Toulon übersetzen. Dort holt Heidi Bergers Mann das Trio ab. Im Auto geht es dann zurück in die Heimat.

Die Frauen hoffen auf einen pannenfreien Trip

Ob sie gezielt auf die Tour hin trainiert haben, wollen wir von den unternehmungslustigen Frauen wissen. “Nein, wir fahren wie immer Rad, wenn es sich eben anbietet”, zeigen sie sich tiefenentspannt.

Und wie sieht der Plan aus, wenn es zu Pannen kommen sollte? Gibt es ein Begleitfahrzeug oder Gepäcktransport? “Nein, das gibt es nicht. Wir nehmen nur so viel mit, wie in unsere Satteltaschen passt. Unsere E-Bikes waren beim Kundendienst. Alle drei sind technisch auf einem guten Stand und mit unplattbaren Reifen ausgestattet. Es sollte keine Panne geben”, sind alle drei zuversichtlich, hoffen freilich, dass keiner der Akkus aufgibt. Und dass sie Hilfe bekommen, sollte es doch technische Schwierigkeiten geben.

Die finden Radreisende meist unverhofft. Auch Brigitte Kenne-Mogel, die direkt am Südschwarzwaldradweg wohnt, lädt zuweilen Radreisende zu Getränken oder einer kleine Stärkung ein, wenn diese am Ruhetag ratlos vor dem Gasthaus im Dorf stehen.

“Jetzt brauchen wir nur noch gutes Wetter”, hofft sie. “Eine Kollegin von mir zündet im Dom immer eine Kerze an, wenn sie weiß, dass ich wandern oder radfahren bin. Jetzt hat sie versprochen, drei Kerzen anzuzünden”, freut sich Kenne-Mogel. Dann sollte ja eigentlich nichts mehr schief gehen.