Zum Einkaufen, schreibt uns eine Leserin, fahre sie lieber ein paar Kilometer weiter nach Greifswald. Sie meide Anklam, denn dort sei die Naziszene besonders präsent. “Wenn dort am Freitagabend beim Treffen von ‘Die Heimat’ (der früheren NPD, Anm. d. Red.) die jungen Leute rumstehen, das halte ich nicht aus.” Die 50-Jährige möchte anonym bleiben, denn sie hat Angst vor Beleidigungen, Schikanen und Gewalt, die ihr drohen würden, wenn sie mit vollem Namen öffentlich über Rechtsextremismus in ihrer Region sprechen würde.*

[…]

Dass diskriminierende Sprüche und rechtsextreme Weltbilder immer normaler werden, beschäftigt auch viele Eltern: “Was, wenn Lehrer, Sporttrainer oder Freunde rechtes Gedankengut an unser Kind weitergeben?”, fragt sich der Mann aus dem 45-Prozent-AfD-Dorf in Sachsen-Anhalt. Die 46-jährige Nesreen S. aus Gera, deren Eltern aus dem Sudan stammen, kam vor über 20 Jahren aus Dubai nach Deutschland. Auch sie macht sich Sorgen, in was für einem Umfeld ihre Kinder aufwachsen, wie sie sie schützen kann. Nach einer rassistischen Anfeindung in einem Supermarkt fragte ihre Tochter, warum ihre Mutter so behandelt werde: “Sie war sechs Jahre alt, und ich musste ihr erklären, was Rassismus bedeutet.”

Sie sei, sagt Nesreen, deutsche Staatsbürgerin. Sie habe sich immer engagiert, immer Steuern gezahlt, nie Unterstützung vom Staat verlangt. “Die politische Entwicklung der letzten Jahre fühlt sich deshalb wie ein Schlag ins Gesicht an. Ich fühle mich verarscht.”

  • SapphireSphinxOP
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    2 days ago

    Sie sei, sagt Nesreen, deutsche Staatsbürgerin.

    Hast halt Pech. Das “Supergrundrecht Sicherheit” der CSU gilt nur bis zu einer gewissen Tönung der Haut. Und außerdem sind die Rassisten, unter denen dein Kind zu leiden hat, potentielle Wähler. Das musst du verstehen. /s

  • seeigel
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    1 day ago

    Wieso der Fokus auf Ostdeutschland? Unverschämt, insbesondere wenn es um Rassismus und Ausgrenzung geht.

    Der Westen lebt so Ausgrenzung vor, beschwert sich aber, wenn der Osten das an die nächstschwächere Gruppe weitergibt.

    35 Jahre Zeit hatte man für Integration und jetzt wird es knapp, aber man macht weiter wie bisher.

    Aber wie gut können wir uns im Westen fühlen, dass wir nicht 40% AfD Wähler haben. Weil, darunter ist es ja unerheblich.

    Die Katastrophe ist wohl gewollt.

  • arakhis_
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    1 day ago

    wieso in osten gucken wenn man die bereits vor der haustüre hat

  • RidderSport
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    2 days ago

    Anklam meide ich auch, ist schon ein seltsames Örtchen. Greifswald wirkt hier immer wie etwas von einer Insel des Guten. Aber auch hierher verlaufen sich häufig einige

    • alleycat
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      1 day ago

      Bei Anklam bin ich mir ziemlich sicher, dass es an den Dämpfen der Zuckerfabrik liegt. Weiß nicht wie viel Korruption nötig war, um den Scheiß zuzulassen.

  • seeigel
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    1 day ago

    Als Wahlhelferin bin ich bei der Bundestagswahl vielen freundlichen Menschen begegnet. Ich dachte: Da werden nicht so viele die AfD gewählt haben. Nach dem Auszählen waren es über 40 Prozent, das hat mich schockiert.

    Eigentlich logisch, aber doch überraschend.

    Ein Absatz mit sehr vielen Aussagen.