Es ist schon witzig, wie viele unserer aktuellen Probleme man auf den völlig aus dem Ruder gelaufenen Wohnungsmarkt zurückführen kann
Vielleicht könnte in Deutschland eine linke Partei die Erfolge der KPÖ in Graz und Salzburg replizieren, wenn sie sich ganz dem Thema wohnen widmet
Ich vermute, dass Gemeinden in Österreich mehr Gestaltungsspielraum haben, als in Deutschland.
Als baldiger Vorstadtbewohner hoffe ich ja, dass Bürounternehmen bald merken, dass die Innenstadt gar nicht mal so gut ist. Und dass die Vorstadt eigentlich viel billiger für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist. Und im Zweifel schneller zu erreichen.
In Großstädten kann man sich als Familie ja eigentlich nur was in der Vorstadt leisten, und wenn man dann in der Innenstadt arbeiten möchte, dann kostet das oft 1.5 Stunden oder mehr am Tag nur um zur Arbeit und zurück zu fahren. Sowas will ja keiner.
Oder die Unternehmen kommen langsam mal auf den Trichter das Home Office funktioniert und nur ganz selten mal persönliche Anwesenheit im Büro nötig ist.
Dann könnte man mittelfristig auch die Büros in Innenstädten durch Wohnungen ersetzen.
Und die ausgestorbenen Kaufhof-H&M-Saturn-Einkaufsmeilen auch. Dann kommt endlich wieder Leben in die Innenstädte.
Die grundsätzlichen Probleme des Wohnungsmarktes könnte man aber auch gerne mal angehen. Sozialer Wohnungsbau, Immobilienspekulation usw.
Das hilft ja nicht, wenn alle unbedingt in der Innenstadt leben wollen. Solange es mehr Menschen gibt als Innenstadtwohnungen werden die Preise hoch bleiben. Da hilft es dann auch wenig, wenn weit außerhalb Sozialwohnungen gebaut werden. Solange die Menschen aus irgendwelchen Gründen in die Innenstädte ziehen wollen oder müssen.
Die Leute wollen nicht in der Innenstadt, sondern in urbanen Nachbarschaften leben. Urbanität korreliert lediglich mit Zentralität. Man könnte daher Städte bewusst polyzentrisch entwickeln und damit Urbanität bezahlbar machen.
Doch. Es würde helfen, die Spekulation einzudämmen. In den letzten Jahren sind die Preise deshalb so in die Höhe geschossen, weil auf steigende Preise gesetzt wurde. Es ist ja nicht so, dass die Leute trotz hoher Mieten unbedingt irgendwo wohnen wollen, sondern sie müssen irgendwo wohnen und müssen dann hohe Preise zahlen.
Günstige Vorstadt + Ansiedlung von mehr Unternehmen = neue teure Innenstadt.
Anders ausgedrückt: Das hochgelobte Experiment Großstadt hat sein Verfallsdatum erreicht.
Das Gegenteil ist der Fall. Wohnungsnot ist ja gerade die Folge davon, dass mehr Wohnraum nachgefragt als bereitgestellt wird. Sie ist zudem das direkte Resultat großstadtfeindlicher Politiken bei gleichzeitiger Förderung von Land und Zersiedelung. Es ist eine Tatsache, dass es einen gewaltigen Nachfrageüberhang nach ubranem Leben gibt und das obwohl so massiv gegen Urbanität gearbeitet wird. Wie es wohl aussehen würde, wenn man Zersiedelung nicht mehr fördern würde? Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Wie man das gleiche Problem sehen und zu so diametral entgegengesetzten Schlüssen kommen kann, ist doch echt faszinierend.
Die Leute wollen nicht urban leben, sie müssen, weil dort die Arbeit ist, weil wir immernoch meinen, die Leute aus dem Homeoffice wieder in die Büros bringen zu müssen, und weil dank auf die Zentren konzentrierter Infrastruktur außerhalb manchmal nicht mal Handyempfang funktioniert.
Wo nimmst du diese Einschätzung her? Kannst du mal kurz z.B. an Berlin denken. Meinst du, die Leute ziehen dort wegen der Arbeit hin? Lass uns auch mal kurz unsere Prämissen abgleichen: Stell dir mal bitte zwei identische mittelständische Unternehmen vor, die irgendiene Form von Dienstleistung erbringen und die, warum auch immer, Präsenz verlangen. Eines mit S-Bahn-Anschluss in Köln und eines mit Parkplatz in der Pampas. Ich bin überzeugt davon, dass letzteres Probleme haben wird, neue Mitarbeiter zu finden und das erstgenannte nicht. Siehst du das etwa anders? Denn nach deiner Interpretation davon, was die Leute wollen, müssten sie dem Unternehmen und weiteren Arbeitgebern “im Grünen” ja die Türen einrennen bis das Arbeitsangebot an diesen Orten aufgebraucht wäre. Das kann ich zumindest mit meinen Beobachtungen und Einschätzungen nicht in Einklang bringen.
Es ist jedenfalls eindeutig, dass kontrollierte Ballung das A und das O zur Lösung der meisten Probleme der Moderne ist.
Diese “Probleme” würden mich jetzt mal interessieren. Denn das Ballen der Menschen nutzt den Menschen selber am wenigsten. Es macht sie höchstens besser kontrollierbar.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert - Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, ist das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen. Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen. Die Unattraktivität und Unbezahlbarkeit des Wohnraums ist eine Folge von Gier und Spekulation. Und das wird schlimmer werden, nicht besser.
Die Zersiedlung wird ja auch nicht durch die Politik gefördert
Doch, denn, sie setzt den Rahmen, in dem
Die nicht-Bezahlbarkeit des städtischen Wohnraums, die zu der Stadtflucht führt, […] das Resultat privater und gewerblicher Vermieter und Verkäufer, die den Hals nicht voll genug bekommen
ist. Du identifizierst die Ursache richtig und bleibst dann stehen, statt die Kausalkette bis zu ihrem Anfang zu verfolgen und der Ursache dieser Ursache auf den Grund zu gehen.
Die Politik kann keine Mieten oder Verkaufspreise festlegen.
Sie ist sogar noch viel mächtiger: Sie legt nämlich die Nutzung und die Bedingungen, zu denen Boden alloziert wird, fest. Es ist kein Naturgesetz, dass Boden wertschöpfend sein muss, sondern vielmehr ein gedankliches Überbleibsel des Feudalismus einerseits und der agraischen Prägung prä-industrieller Zeiten andererseits. Im Gegenteil liegt der Wert des Bodens im urbanen Raum ja gerade nicht in seiner Beschaffenheit (bsp. agraischer Ertrag), sondern ausschließlich in seinem städtischen Kontext. Die Stadt sollte als wertgebendes Element daher auch allein entscheiden, wie sie ihn gestaltet und nutzt und nicht von größeren politischen Institutionen dazu genötigt werden, ihn zu verkaufen. Dieser Verkauf ist nämlich ein ganz erheblicher Teil dessen, warum innerstädtischer Wohnraum so teuer ist. Die gezielte finanzielle Unterversorgung von Kommunen durch diese höheren Institutionen ist der andere. Städte würden nämlich selber bauen, wenn sie könnten. Auf der Bundesebene ist Städtebau und Wohnungsnot aber eben einerseits in der Verantwortlichkeit auf diese unteren zur Handlungsunfähigkeit zusammengestutzten Ebenen abgewälzt und andererseits hinter den Problemen der Zersiedlungsfreunde weggegerrymandert (symptomatisch dafür z.B. die Versorgung des ländlichen Raums mit Highspeed-Internet oder, dass man Kommunen Selbstbestimmung selbst in der Verkehrsgestaltung verweigert, um die Bedürfnisse der Vorstädte zu schützen).
Das ist das zentrale Problem unserer Zeit. Eine radikale Kommunalisierung der Politik ist die Zukunft, die wir brauchen und wahrscheinlich nicht kriegen werden.
Edit: Höchstrelevante Entdeckung von drüben.
Wenn Politiker auch nicht eisern am sparen festhalten würden dann könnten staatliche Betreiber auch selber Wohnraum zu bezahlbaren Preisen bauen lassen anstatt mancherorts sogar vorhande Wohnungsbestand/Grundstücke zu verkaufen um andere Projekte zu finanzieren
In Wien zum Beispiel gibt es über 400 000 Wohnungen an den die Stadt voll oder teilinhaber ist und damit die Mietpreise auch in privaten Wohnungen nach unten drückt
Das hat weniger was mit staatlichen Ausgaben zu tun, sondern damit, wie öffentlicher Raum verteilt wird. Der wird nämlich verkauft und muss dementsprechend Gewinn abwerfen.
Warte einfach nur bis das globale Finanzkapital auch mit seinen Investments bis in dein Dorf runter ist. Es gibt nämlich wenig Gründe, warum jemand lukrativen Wohnraum in der Stadt als Investment kaufen sollte und nicht lukrativen Wohnraum auf dem Dorf.
hochgelobte Experiment Großstadt
Großstädte gibt es seit tausenden von Jahren. Das ist weder ein Experiment noch ist es grundlegend gescheitert.
Das Problem ist, dass die Kosten für Wohnraum is den letzten Jahrzehnten wesentlich stärker angestiegen sind als das verfügbare Einkommen.
Bei uns ums Eck, mitten in München, steht ein Mehrfamilienhaus und ein Hotel seit Monaten leer. Macht mich aggressiv, sowas zu sehen.
Die Frage ist: Was verlangen die da an Miete? Das ist ja schon öfter so, dass die Leute, die eine Wohnung bräuchten, die exorbitanten Mieten nicht zahlen könnten, und die, die das Geld haben, nicht in Wohnungen rein wollen, die weit unter ihrem Standard sind.
Das ist der Eingang, das Ding ist schon länger einfach zu. Keine Handwerker, keine Bauarbeiten.
Eigentum verpflichtet…
zum Schutz desselben.
~ Symbolbild
Arbeitgeber so: Warum nicht einfach im Büro schlafen?
Home Office 2.0
“Office Home statt Home Office”, das könnte die nächste Parole der FDP werden
Heute morgen wurden im Moma ganz unironisch Betriebswohnungen als tolle Innovation gepriesen. Im letzten Halbsatz hieß es dann ganz kurz “Er kann hier wohnen, solange der Arbeitsvertrag besteht”. Und niemand hat hinterfragt, ob das vielleicht eine Scheiss Idee ist.
Kann man machen, man muss als Arbeitnehmer sehr genau auf die Vertragsbedingungen achten und einbauen das man unbefirstet angestellt ist, nur bei grobem Fehlverhalten gekündigt werden kann und wenn es wirklich alles anders nicht möglich ist eine große Abfindung reinschreiben.
Plus ÖPNV oder sonstiger Transport der dann vom Arbeitgeber bereitgestellt oder garantiert werden muss.
Betriebswohnungen müssen nicht schlecht sein, man muss halt verhandeln das sie zum Arbeitnehmervorteil funktionieren.
Davon abgesehen haben dann die Arbeitgeber genau den Mist am Hals den sie über den “effizienten Markt” eigentlich ausgelagert gelöst haben wollen: Wohnungsverwaltung, Immobilieneigentum, Verantwortung für den ganzen Kram, Streit mit Mietrecht, etc… Oder halt hohe Kosten wenn man die Wohnungen einkauft, aber nicht füllt, etc. etc…
Unternehmen dazu zu verpflichten für Wohnraum zu sorgen finde ich allerdings gut. Nur halt nicht so.