Warum sind die meisten Menschen auf der Seite der Unternehmen, wenn ich beim Thema Mindestlohn, im Kontext von Inflation, darauf hinweise, dass diese genug Geld haben, um ihre Mitarbeitenden zu bezahlen.

Meist kommen sie dann mit dem „Aber die kleinen Unternehmen, wie Bäcker und im Bau!“ Jaja das kleine Unternehmen Geschwätz, dann kostet das verdammte Brötchen halt mehr Geld, immer noch besser als noch mehr Menschen an der Tafel.

Und nur mit steigendem Lohn bekämpft man gezielt die Symptome von Inflation.

(Ich hatte diese Meinung auf einem Twitch Kanal, wo über das Thema geredet wurde geteilt, alle empfanden mich als „verwirrt“ und ich wurde gesperrt)

  • nicerdicer@feddit.de
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    1 year ago

    Ich vermute, dass viele Menschen selbst einen eher schlechten Lohn/Gehalt haben, der nicht besonders weit vom Mindestlohn entfernt ist. Wenn sich nun der Mindestlohn erhöht, dann verringert sich der (relative) Lohnabstand; der eigene Lohn wird dadurch in den Augen dieser Menschen entwertet. Aus diesem Grund sind viele Leute dann gegen die Erhöhung des Mindestlohns und stellen sich somit vermeintlich auf die Seite der Unternehmer, die natürlich auch gegen eine Erhöhung des Mindestlohns sind - nur aus anderen Beweggründen.

    Auf der anderen Seite wird dann argumentiert, dass das Brötchen oder andere Dienstleistungen dann explitzit wegen der höheren Löhen teurer werden - und auch teurer gemacht werden, wobei ich vermute, dass dann da noch mal extra was draufgeschlagen wird neben den üblichen Preistreibern Corona/Krieg/Energiekosten.

  • Gryz_Mahlay@feddit.de
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    1 year ago

    Ich finde dich nicht verwirrt, ich denke immer so. Meist sage ich dann nichts, da ich keine Lust auf Auseinandersetzungen habe.

    Die Leute, denke ich, wollen nicht viel zahlen und ich denke mal, das kann man verstehen. Nur oft denken die dann nicht weiter, dass die, die dort arbeiten, gerne leben wollen. Nur soweit denken die nicht.

    Mich stört der Mindestlohn, denn für mich suggeriert der das Arbeiten nichts wert ist. Es gibt so viele Berufe, die wichtig sind und gerade mal den Mindestlohn haben.

  • rumschlumpel@feddit.de
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    1 year ago

    Sowas hängt meistens sehr vom speziellen Twitch-Kanal ab - die Leute in einem Twitch-Chat sind nicht repräsentativ für ihre Altersgruppe in Deutschland, sondern sie folgen einem bestimmten Streamer und teilen meistens mehr oder weniger seine Meinung. Dessen Gebahren beeinflusst außerdem stark die Diskussionskultur (auch, weil er ja seinen Moderatoren sagt, wie sie moderieren sollen).

    Hängt außerdem oft stark davon ab, ob die Leute selbst Mindestlohn verdienen bzw. wie weit über dem Mindestlohn ihr Verdienst ist.

  • GalataBridge@feddit.de
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    1 year ago

    Ich kann bei dem Thema nicht so kompetent mitreden, beim Thema Mindestlohn bin ich allerdings auch zwiegespalten. Verdienen Kellner, Putzkräfte, Friseure, etc. mehr Lohn? Ja, tun sie.

    Aber auf der anderen Seite kommt es mir so vor, dass ein neuer Mindestlohn vielen Restaurants und Unternehmen schon wieder eine Ausrede gibt, kräftig an der Preisschraube nach oben zu drehen und zwar mehr als durch den Mindestlohn verursacht. In allen Restaurants kostet ein Hauptgericht jetzt schon 5-8 Euro mehr als vor Corona, Getränke 2 Euro mehr (ja, natürlich weiß ich, dass der Mindestlohn nicht die einzige Ursache ist). Auswärts essen wird immer mehr zum Luxus.

    Dasselbe beim Friseur, ich zahle jetzt genau das Doppelte wie vor Corona. Aber dadurch macht der Friseur an mir nicht mehr Umsatz, weil ich jetzt halt auch nur 1x im Monat statt 2x im Monat dort hingehe.

    TLDR: Mindestlohn zweischneidiges Schwert. Unternehmen erhöhen Preise, es wird weniger konsumiert. Was unterm Strich für alle rauskommt, vermag ich nicht zu sagen.

    • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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      1 year ago

      Dann kannst du doch zu dem Friseur gehen, der nur die gestiegenen Lohnkosten weitergibt, und nicht zusätzlich seinen eigenen Gewinn mitverdoppelt. Soweit die Theorie in der Marktwirtschaft. Wenn jedoch alle Friseure das gleichzeitig machen, sind direkte oder indirekte Preisabsprachen involviert. Denen kann man aber nicht am Mindestlohn begegnen, sondern nur mit einem ordentlichen Kartellrecht und einem leistungsfähigem Kartellamt.

      Wenns nicht wegen dem Mindestlohn ist, dann ist es wegen der Energiekosten, und wenns nicht deswegen ist, dann eben weil alles teurer wird, und wenns das nicht ist, dann liegts daran, dass der Friseur ja einen Azubi mehr hat, dessen Ausbild ja soo teuer ist.

      Eine Ausrede findet sich immer.

  • hardypart@feddit.de
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    1 year ago

    dann kostet das verdammte Brötchen halt mehr Geld,

    Da hast du deine Antwort schon.

  • EddyBot@feddit.de
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    1 year ago

    Neoliberale in Deutschland haben es erfolgreich geschafft das die Mehrheit der Gesellschaft glaubt das der Staat schlecht ist und nur der “freie” Markt weiß was gut ist
    ja sogar den Mythos der Lohn-Preis-Spirale hoch hällt obwohl seit Jahrzehnten Reallohnverluste die Realität sind

    So bekommt kaum einer (auch nicht die Wettbewerbsbehörde die von der Politik abgeschwächt wurde) mit das durch einen Preisschock plötzlich eine Gierflation von den Unternehmen aus geht
    der Verbraucher kann dagegen dagegen kaum einfach was anderes billigeres kaufen wenn es um Grundbedarf geht

    hier empfele ich das Wirtschaftsbriefing das wöchentlich auf dem Jung & Naiv Kanal gestreamt wird