• Quittenbrot
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    2 days ago

    Abgesehen davon, dass Fratzscher das meiner Meinung nach nicht aufzeigt

    Das stimmt. Er macht es nicht so klar, wie er es an dieser Stelle im Text vermeintlich darstellt. Darum habe ich zu Beginn die Bausteine seines Arguments noch mal hintereinandergestellt. Die fehlende Unterstützung der Reichen und Mächtigen ist ein Faktor für die Schwäche der Linken im Vergleich zur Stärke der Rechten. Dann spricht er davon, dass eine radikale Linke, die ebenfalls die Methoden der Rechten benutzen würde, Demokratie und Wohlstand noch weiter gefährden würden. Du magst mit dieser Aussage aus Gründen nicht einverstanden sein. Mir fehlt jedoch die Phantasie, wie eine weitere radikale, auf Zuspitzung und Populismus setzende Partei gut für unsere Gesellschaft sein sollte. Du magst erwidern, dass die Linke ja nicht auf die gleichen Methoden setzen würde. Fratzschers Argument ist jedoch, dass die Rechten ja genau durch diese Methoden Erfolg haben und demnach auch Linke (siehe Wagenknecht) versucht sein könnten, sich dieser Methoden zu bedienen. Würdest du nicht behaupten, dass Wagenknecht eine weitere Belastung für unser System ist?

    Wagenknecht ist kein Hufeisen, sie ist der Gegenbeweis der Hufeisentheorie (im Sinne der Eindimensionalität des politischen Spektrums)

    Ob man es nun Hufeisen nennt, was ja offenbar sehr polarisierend scheint, oder sonst wie: am Ende kommt es doch aufs Gleiche hinaus. Ehemals linke Kernlande wählen mittlerweile mehrheitlich populistische Bauernfänger entweder komplett rechts (AfD) oder einer populistischen Melange aus Links-Rechts (Wagenknecht) und entzieht der Linken damit das letzte Überlebensrefugium. Wie du das nennen möchtest, ist dabei doch letztlich vollkommen wurscht.

    Hä?

    Mir geht es nicht um die oft bemühte Gleichsetzung von “rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block”.

    Nein, im Gegenteil. Ich will nicht die politische Mitte (als vermeintlicher Balancepunkt zwischen links und rechts) stärken, sondern ich will, dass sich die Bevölkerung nach links bewegt.

    Tja, das setzt jedoch voraus, dass man sich in diese Mitte hineinbegibt und argumentativ mit ihr auseinandersetzt, statt ein sektiererisches Dasein am politischen Rand zu führen. Die Linke muss umdenken, um im politischen Diskurs überhaupt wieder zu Relevanz zu kommen. So wie bisher jedenfalls klappt es ja offenbar nicht.

    ich will keinesfalls so Populisten wie Merz und Söder gestärkt sehen, und ich glaube, du auch nicht.

    Natürlich nicht.

    Ich schon. Unser aktuelles Sytem ist nämlich nicht dazu geeignet, Probleme wie den Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit zu lösen.

    Ich sehe keinen großen Appetit auf großen linken Systemwechsel. Sollte man, gerade wenn die Zeit drängt, auf Dinge hoffen, die nicht mal im Ansatz mehrheitsfähig sind?

    Wenn ja, das fordert kaum jemand, der nicht in der MLPD ist (wo wir bei den eben schon genannten irrelevanten Akteuren sind).

    Einen neuen Nationalsozialismus fordert auch keiner offen bei der AfD. Nimm es als überspitzte Formulierung meinerseits. Denn was es schon gibt, ist der Wunsch, das System abzuschaffen und radikal nach eigenen Wünschen zu verändern. Darauf habe ich, bei allen Problemen, keinen Bock.

    Cool, einfach weiter schnurgerade gegen die Wand. Läuft bei dir.

    Naja, und die Linke? Kommt sie im Februar überhaupt in den Bundestag? Wo ist er, der vielversprechende Ansatz, wie jetzt alles anders wird? Entscheiden kann, verändern kann, wer relevant ist.

    Guck dir doch mal an, wer derzeit am sachlichsten und faktenbasiertesten diskutiert. Spoiler Alarm: Grüne und Linke.

    Da wirst du von mir keine Widerrede bekommen. Und diese sachliche und faktenbasierte Diskussion ist für mich ja auch ein Schlüssel für die Zukunft.

    Insofern viel Erfolg auf Tsushima!