Rechte wollen mit einem Demonstrationszug durch Berlin-Friedrichshain ziehen. Zahlreiche Gegner haben sich im Kiez versammelt. Die Polizei setzte bereits Pfefferspray ein.
Am Ostkreuz haben sich am Sonnabend mehrere Menschen zu einer rechtsradikalen Demonstration durch Berlin-Friedrichshain versammelt. Polizeisprecher Martin Halweg sprach gegen 14 Uhr von „etwas mehr als 60 Teilnehmenden“.
Großmobilmachung der Berliner rechten Szene
Zu insgesamt 14 angemeldeten Gegendemonstrationen versammelten sich nach groben Schätzungen der Polizei 2500 bis 3000 Menschen. Alleine vor dem Club About Blank haben sich schätzungsweise 1000 Gegendemonstranten zusammengefunden.
Im Bereich Boxhagener Straße/Neue Bahnhofstraße haben etwa 30 Gegendemonstranten eine Sitzblockade gebildet. Unter den Blockierern ist auch der Linken-Politiker Ferat Ali Kocak, der für die Partei im Abgeordnetenhaus sitzt.
Gegen 14.30 Uhr begann die Polizei damit, die Sitzblockade zu räumen. Im weiteren Verlauf ist von polizeilicher Seite aus geplant, die Sitzblockade auf den Gehweg zu verlegen. Erst dann können die Rechtsextremisten loslaufen. Der Start des Neonazi-Aufmarsches war eigentlich bereits für 13 Uhr geplant.
Ein Anwohner erzählt, dass die Gegendemonstranten auf der Straße offenbar vorher in nahen Cafés und Bäckereien ausgeharrt haben, um dann plötzlich gesammelt vor den überraschten Polizisten die Straße zu blockieren.
Im gesamten Friedrichshainer Südkiez ist Gegenprotest gegen den Neonazi-Aufmarsch zu beobachten. Viele Anwohner haben Transparente und Banner aus ihren Fenstern gehängt.
Im Bereich Gürtelstraße/Möllendorffstraße/Frankfurter Allee blockieren nach Angaben des Polizeisprechers mehrere Hundert Menschen die Demoroute, teilweise säßen die Gegendemonstranten auch auf der Fahrbahn, hieß es.
Zuvor sollen die Gegendemonstranten versucht haben, die Polizeiabsperrungen in dem Bereich zu durchbrechen. Deshalb habe die Polizei unter anderem Pfefferspray eingesetzt.
Ob die Rechtsextremen tatsächlich wie geplant bis zum Bahnhof Lichtenberg ziehen können, ist zur Stunde fraglich. Über dem Kiez kreist ein Polizeihubschrauber.
https://www.youtube.com/watch?v=QPtzb4d7XTI
Die rechtsextreme Demonstration mit dem Titel „Für Recht und Ordnung: gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt“ darf nicht wie ursprünglich angemeldet durch die Rigaer Straße ziehen, wo ein teilweise besetztes Haus der linksradikalen Szene steht. Stattdessen soll es über Neue Bahnhofstraße, Gürtelstraße und Frankfurter Allee zum Bahnhof Lichtenberg gehen.
Zuvor war es der Bundespolizei bei der Anreise über den Bahnhof Ostkreuz gelungen, die verschiedenen politischen Gruppen zu trennen.
Viele der anwesenden Neonazis sind auffällig jung und dem Spektrum neuer Gruppierungen wie „Deutsche Jugend Voran“ und „Jung und stark“ zuzurechnen. Unter den Demonstranten sind auch einzelne Akteure, die im Oktober von einer Razzia betroffen waren.
Anwohner müssen aktuell ihren Ausweis zeigen, um in die Neue Bahnhofstraße zu gelangen. Im Anschluss werden sie von Polizisten zu ihren Wohnungen eskortiert.
Angemeldet sind bei der rechtsradikalen Demonstration 500 Teilnehmende, erwartet wurden aber eher 50 bis 100 Teilnehmer, hatte die Senatsinnenverwaltung kürzlich betont.
Die Innenbehörde hatte auch von einer „gezielten Provokation junger und durchaus auch gewaltaffiner Personen einer neuen rechtsextremistischen Internet-Jugendkultur“ gesprochen.
An mehreren Stellen in Friedrichshain und Umgebung wurden Gegendemonstrationen mit jeweils 15 bis 500 Teilnehmern bei der Polizei angemeldet. Ein Polizeisprecher betonte im Vorfeld, man wolle dafür sorgen, dass beide Seiten von ihrem Demonstrationsrecht friedlich Gebrauch machen könnten.
Bild: „Linksextreme randalieren bei Rechten-Demo in Berlin“