Liebe Eltern!

Ich weiss nicht mehr weiter: Unser Sohn (2.5 Jahre) hat seit gut einer Woche nur einen Ausraster nach dem anderen: Er regt sich furchtbar über die kleinsten Kleinigkeiten auf und ist dann kaum zu beruhigen. (z.B. weil ich am “falschen” Parkplatz geparkt habe, weil wir ihm seine Tortellini zu Mittag zerkleinert haben - so wie immer, weil nicht ich sondern meine Frau seine Trinkflasche mit Wasser gefüllt haben usw.).

Dazu kommen auch noch fast manische Phasen wo er durchdreht und wie auf Droge durchs Haus rennt und alles macht was er nicht soll / darf (Dinge runter schmeissen, die Haustüre öffnen, Wasser verschütten usw.).

Und wenn er in so einer Phase ist, ist er nicht “erreichbar” für uns - ich versuche es mit hoch nehmen und kuscheln, reden und ja wenn’s sein muss auch laut werden - aber alles ohne Erfolg!

Gestern war ich schon so genervt, dass ich damit gedroht habe ihm die Spielsachen weg zu nehmen, die er in der Gegend herum geschmissen hat - seine Reaktion: Er hat mir geholfen die Dinge in die Schachtel zu räumen und hat dann weiter aufgedreht.

Wir haben ihm Alternativen aufgezeigt ala “Du darfst die Bälle oder Stofftiere schmeissen” aber auch das hat nichts geholfen.

Ich fühle mich auch ehrlich gesagt fast hilflos in der Situation und weiss nicht recht weiter - ich hoffe das ist wieder nur eine Phase…

Danke für’s Lesen.

  • Vince@feddit.de
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    1 year ago

    Vorweg: ich hab wenig Ahnung von Pädagogik, meine Schwiegermutter ist allerdings Kinderpsychologin und wir hatten sie hierbei zu Hilfe genommen.

    Unser Sohn (jetzt 4), hatte in dem Alter auch so Wutausbrüche, auch nach dem gleichen Muster, er hatte etwas anderes erwartet als was jemand gemacht hat. Mittlerweile hat sich das deutlich gebessert, hat noch ab und zu so Episoden, aber nur wenn er sehr übermüdet oder überstimuliert ist, also eh zu nichts mehr zu gebrauchen.

    Für leichte Fälle ist ablenken am einfachsten, aber das funktioniert nicht, wenn die Kleinen richtig in Rage sind und nicht mehr zuhören.

    Anschreien bringt generell wenig, hat bei uns auch nichts gebracht. Besser ist es ihn abkühlen zu lassen -> ich hab ihn dann einfach in sein Zimmer getragen und ihn da gelassen, bis er sich beruhigt hat. Danach hab ich mit ihm gesprochen über was er gefühlt hat, warum er so wütend war und was das Ergebnis war.

    Das war natürlich ein Prozess, also die Änderung ist langsam und die Kinder wachsen da auch teilweise so wieder raus. Aber nach ein paar malen wurden seine Wutausbrüche im Zimmer kürzer, er hat weniger umher geschmissen und kam dann raus und sagte ganz stolz “ich hab mich beruhigt”.

    Wenn am Ende alles nichts hilft und die Wutausbrüche immer schlimmer werden, solltet ihr besser professionelle Hilfe aufsuchen.

    • exi@feddit.de
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      1 year ago

      Ähnliche Erfahrung bei unserer Tochter (4 J. Jetzt). Haben wir auch so gehandhabt mit erstaunlich ähnlichem Ergebnis.

      Mittlerweile, wenn sie so eine seltene Episode hat, sagt sie von alleine “ich will auf die Couch, mich beruhigen”. Das funktioniert mittlerweile ziemlich gut.

  • Anka@feddit.de
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    1 year ago

    Ich habe zwar keinen guten Rat, möchte aber viel Kraft und Ausdauer wünschen.

    Dass du nach Hilfe suchst ist ein guter und mutiger Schritt, das fällt meist nicht leicht, deswegen meinen Respekt dafür.

    Eine Idee wäre noch das Jugendamt um Hilfe zu bitten, die haben Beratungsstellen zu Unterstützungsangeboten, das haben wir für meine Tochter auch mal in Anspruch genommen.

  • Shyana@lemmy.world
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    1 year ago

    Im Gegensatz zu den anderen denke ich nicht, dass hier eine Verhaltensauffälligkeit vorliegt. Unsere große ist auch ziemlich genau 2,5 und bei ihr und anderen Kindern im gleichen Alter ist das gerade großes Thema.

    Es scheint eine weitere Phase von “Natürlichen Grenzen kennen lernen” zu sein, sprich gerade wenn ihr bisher sehr Bedürfnis Orientiert erzogen habt kommen nun aber langsam Sachen die nicht mehr in eurer Hand liegen, die das Kind frustrieren und Wütend machen (Brot kann nicht mehr ganz geklebt werden, der Vogel da auf dem Baum kann auch Daddy nicht runter holen, der Wind soll nicht mehr an meinem Hut ziehen!, etc.)

    Gerade in Kombination mit der immer noch andauernden Autonomiephase ist das extrem Kräfte zehrend und wir laufen da auch immer in eine “Nicht erreichbar” Phase rein in der sie nicht mehr zu hört oder ablenkt oder plötzlich 10 Sachen macht die sie früher nicht gemacht hat weil sie weiß, dass sie es nicht darf (Steckdosen, nach dem Zähneputzen Hafermilch trinken, die Haustür aufmachen, etc.)

    Leider habe ich keinen wirklichen Tipp wie man an ein Kind heran kommt und es ist einfach unheimlich frustrierend, aber die Phase wird auch erst mal wieder besser werden… Unsere fängt nach etwa zwei Monaten dieser extrem Phase gerade wieder an ihre Gefühle auszudrücken (Ich bin wütend, ich bin traurig ich bin frustriert) und wir können besser darauf eingehen… Wissen aber, dass der nächste Ausbruch nur einmal der falsche Schuh zuerst entfernt ist 😅

    Viel Kraft!

    Edit Eina Sache ist mir noch eingefallen: Wenn ihr wie wir auch normalerweise Alternativen anbietet (für die Autonomie), sprich “Willst du die rote oder die Blaue Hose anziehen? /” Willst du auf der Toilette oder im Bad Zähne putzen? ", haben wir die Erfahrung gemacht, dass übermüdete oder uberreizte Kinder das stresst. Daher sind wir Abends nun je nach Anzeichen oft dazu über gegangen keine Alternative mehr zu bieten außer “Machst du jetzt X, sonst mache ich das” (Windel wegwerfen, Klositz wegräumen). Klare Ansagen scheinen gerade in den Uberforderunfsphasen zu helfen (ohne Tränen oder Wut geht es oft nicht, aber es ist besser 5 Minuten für die ganze Abendroutine zu brauchen als ebenso schreiende 30…).

    • Mercury@lemmy.worldOP
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      1 year ago

      Danke! Ich habe jetzt einiges gelesen und sogar so einen Screening Test online gemacht aber ich glaube mittlerweile auch, dass es einfach die Trotzphase ist.

      Das mit dem klaren Ansagen ist mir heute auch aufgefallen und ist ein super Tipp!

      Es gehört wohl zum Entwicklungsprozess von Eltern mit dazu, dass sich der kleine Liebling zeitweise in etwas verwandelt, dass man an liebsten auf den Mond schießen würde…

      • Barttier@feddit.de
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        1 year ago

        Gebe @Shyana recht. Das klingt nach Trotzphase. Darf ich annehmen, dass sich das Kind noch nicht selbst in Sprache aussdrücken kann? In dem Fall ist das Verhalten etwas was ich in meinem Job oft beobachte. Gerade ohne Sprache wird dieses Trotzverhalten mitunter “extrem”. Generell ist Kommunikation aber ein Ansatz an dem ich ansetzen würde. Wie du richtig erkannt hast, ist das Aufstellen einer Wahl ein guter Weg Selbstwirksamkeit zu erfahren, stresst aber in der falschen Situation. Gerade dann wenn man eigentlich eine eindeutige Handlung möchte, sollte man also auch keine Wahl suggerieren. Ein Beispiel das mir oft auffällt und wo ich mich auch selber immer ertappe ist: “Wir gehen jetzt raus, okay?” “Okay” suggeriert hier eine Frage, obwohl ich eigentlich nur feststellen wollte, dass wir das jetzt machen. Von einem Kind unter 4 Jahren hier eine Differenzierung zu erwarten ist echt viel. Deswegen würde ich da auch eher auf Rituale und Konsequenz setzen. Und wenn das falsche Wlternteil das Wasser einschüttet, stellt man das Wasser dahin und zeigt eindeutigt, dass dies außerhalb des Einflusses des Kindes liegt. Es soll ja ein Selbstbestimmer werden und kein genereller Bestimmer.

        Ansonsten bleibt mir nur ganz viel Geduld und Kraft zu wünschen. Ich habe schon Angst davor wenn meiner da mal hinkommt.

        Und ich würde mich da auch immer nach außen wenden. Am besten an andere Eltern. Das muss nicht unbedingt der Situation helfen, aber es hilft auch oft von anderen zu hören, dass das vollkommen normal ist und man ein toller Papa (oder Mama) bleibt auch wenn man mal laut wird und das Nervenkostüm nicht mehr mithält.