Kirche leistet Solidarität und Unterstützung für Verfolgte – Die Verantwortung der Kirchen und des Staates

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Als Transgenderpastorin aus Bremerhaven habe ich in meinem Leben selbst die innere Zerrissenheit und den Schmerz erlebt, den das Gefühl der Selbstverachtung mit sich bringt. Ich wurde oft mit Vorurteilen und Anfeindungen konfrontiert, und meine Identität wurde im Internet als Ziel von Missbrauch und Hetze genutzt. Diese Angriffe haben mich letztendlich dazu bewegt, in die Gefängnisseelsorge zu wechseln. Dort hoffe ich, den Druck der Angriffe zu reduzieren und mich auf die Unterstützung von Menschen in Not zu konzentrieren, die ebenfalls unter Druck und Ausgrenzung leiden.

In Deutschland leben wir in einer Zeit, in der Vielfalt und Toleranz nicht nur gesellschaftliche Schlagworte sind, sondern auch fundamentale Werte, die unser Zusammenleben prägen sollten. Doch trotz aller Fortschritte gibt es immer noch Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verfolgt werden. Insbesondere homosexuelle, bisexuelle und transgender Geflüchtete sind in vielen Teilen der Welt schweren Repressionen ausgesetzt. Als Transgenderpastorin sehe ich es als meine Aufgabe, für diese Menschen einzutreten und die Notwendigkeit einer umfassenden Unterstützung durch die Gesellschaft und insbesondere durch die Kirchen zu betonen.

In vielen Ländern, in denen LGBTQ±Personen verfolgt und diskreditiert werden, ist es nicht ungewöhnlich, dass das Leben und die Würde dieser Menschen mit Füßen getreten werden. Verhaftungen, Folter, gesellschaftliche Ausgrenzung und sogar Ermordungen sind bedauerlicherweise tragische Realität für viele. Wenn diese Menschen schließlich den Mut finden, zu fliehen, suchen sie nicht nur Sicherheit, sondern auch einen Ort, an dem sie akzeptiert und geliebt werden.

Die christlichen Kirchen in Deutschland, die oft aus Staatsgeldern unterstützt werden, haben eine moralische und ethische Verpflichtung, sich für die besonders verletzlichen Mitglieder unserer Gesellschaft einzusetzen – und dazu gehören auch die geflüchteten LGBTQ±Personen. Die finanziellen Mittel, die den Kirchen zur Verfügung stehen, sollten nicht nur als Entschädigung für vergangene Enteignungen betrachtet werden, sondern auch aktiv in die Unterstützung dieser Menschen investiert werden. Es ist an der Zeit, dass Steuerzahler und Kirchengemeinden gemeinsam Verantwortung übernehmen und aktiv ein Zeichen der Solidarität setzen.

Die Landeskirchen könnten durch gezielte Programme und Initiativen Räume schaffen, in denen geflüchtete LGBTQ±Menschen Unterstützung und Schutz finden. Dies könnte durch Beratungsstellen, psychosoziale Unterstützung und die Bereitstellung von Wohnraum geschehen. Auch Schulungen für Mitarbeitende in den Kirchen über die Herausforderungen und Bedürfnisse dieser Gruppe wären ausgesprochen hilfreich und könnten dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und eine Kultur der Akzeptanz zu fördern.

Als Transgenderpastorin erlebe ich immer wieder, wie wichtig es ist, dass Menschen gesehen und gehört werden. In unseren Gemeinden sollten wir uns darauf konzentrieren, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung, ein Recht auf ein Leben in Würde hat. Es ist nicht nur eine christliche Pflicht, sondern auch ein menschliches.

Wir stehen an einem Scheideweg: Entweder wir ignorieren das Leid dieser Menschen und lassen sie weiterhin allein, oder wir treten für sie ein und zeigen, dass die christlichen Werte der Nächstenliebe und Gerechtigkeit uns antreiben. Ich appelliere an Politiker, Kirchenführer und jeden Einzelnen von uns, diese Verantwortung ernst zu nehmen. Die Gelder, die den Kirchen zur Verfügung stehen, sollten aktiv genutzt werden, um geflüchteten LGBTQ±Menschen zu helfen, eine neue Heimat zu finden und ein Leben in Sicherheit und Akzeptanz zu führen.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Solidarität nicht nur ein Wort bleibt, sondern zu einer Realität für all jene Menschen wird, die in unserer Gesellschaft Schutz und Unterstützung suchen. Es ist an der Zeit, dass wir alle handeln – im Geiste der Liebe, Akzeptanz und der unerschütterlichen Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf ein Leben in Würde hat.

  • Mora@pawb.social
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    4 days ago

    Ich erwarte nicht zwangsläufig, dass unsere liebe Pastorin austritt. Sie versucht ja Änderung aus dem Inneren zu schaffen und das ist definitiv eine gute Sache. Aber es lesen ja auch durchaus andere den Artikel, die sich vielleicht nicht mehr so der Kirche nah fühlen und noch Kirchensteuer zahlen. Oder die vielleicht auch lieber ein bisschen Druck auf die Kirche ausüben wollen. Denn ja, die Kirche ändert sich sehr sehr langsam - aber das macht sie nicht aus eigenen Stücken, sondern wegen internen (unsere liebe Pastorin) sowie externen (z.b. immer mehr Kirchenaustritte) Antrieben.