Wer Alkohol oder bestimmte Drogen konsumiert, agiert ungehemmter. Dass auch der körperliche Zustand eines Menschen Auswirkungen auf sein Risikoverhalten hat, ist seit einigen Jahren bekannt. Krankhaftes Übergewicht hat Auswirkungen auf den Stoffwechsel und schließlich auch die Psyche. Das haben Wissenschaftler am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke nun gezeigt.

Dazu prüften sie an einer Gruppe von 62 Probanden im Alter von 18 bis 75, die eine schwere Adipositas hatten, das Risikoverhalten vor und nach einer insgesamt zehn Wochen andauernden Diät mit Kalorienrestriktion auf täglich 800 Kilokalorien. Die Forscher maßen dann sowohl Gewicht und Körperfettanteil als auch allgemeine Stimmung sowie – über einen computergeschützten Test – die jeweilige persönliche Risikobereitschaft. Die Hyptohese: Der Glukosestoffwechsel und die Stimmung seien bei Menschen mit starkem Übergewicht beeinträchtigt und somit sind keine zuverlässigen Signalgeber mehr für Entscheidungen.

[…]“Unsere Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass der metabolische Faktor HbA1c nach dem Gewichtsverlust zum führenden Vorhersageparameter für die Risikobereitschaft wird”, erklärte Beatrix Keweloh, die Erstautorin der Studie. Auch die Stimmung hatte weniger Einfluss auf das Risikoverhalten. Die Teilnehmenden seien hinsichtlich ihres Risikoverhaltens also stärker von metabolischen Signalen beeinflusst als von emotionalen. Das dürfte jeder kennen, der weiß, wie sich die Stimmung nach der Direktzufuhr von stark kohlenhydratreichen Lebensmitteln verändert. “Wir haben gezeigt, dass sich ein Gewichtsverlust positiv auf den Glukosestoffwechsel und auf die Stimmung auswirkt und insbesondere die Funktion des Glukosestoffwechsels als Steuerungssignal wiederhergestellt werden konnte”, sagte Keweloh.

DGN und DH raten deshalb zu einem “bewussten, möglichst geringen” Zuckerkonsum. Das Problem dabei ist, dass schon eine kleine Zuckermenge im Darm den Körper anregt, nach mehr zu verlangen – über eine Stimulation des Vagusnervs. “Das könnte der Grund dafür sein, dass manche nach einem Stück Schokolade schnell mal die ganze Tafel aufgegessen haben.” Hinzu kommen Wohlfühleffekte durch Dopamin, was eine Art Sucht auslösen kann. Nur ein weitgehender Verzicht könne diesen “Teufelskreis” stoppen, meint Erbguth. Laut DGN könnten “viele” der vermeidbaren Demenzfälle und Schlaganfälle “auf das Konto von Industriezucker” gehen.