Ich wollte mal eure Erfahrungen und Ratschläge hören. Der Post ist bisschen länger geworden als geplant.

Kurzfassung:

  • erster Part: was mich bei offline-Treffs überrascht hat (positiv und negativ)
  • zweiter Part: meine (negative) Erfahrung mit der offline-Community und
  • drittens, wie ich weitermachen soll (und werde).

Überraschungen (Eigenerfahrung)

Erstmal der “Oha”-Effekt, den ich hatte, als ich von jahrelangem Mitgliedsein in Online-Communities (YouTube, Reddit, Lemmy, etc.) mir das Offline-Gegenstück (siehe weiter unten) angesehen habe:

  • Ich war echt sehr überrascht, wie viele “alte Hasen” teil dieser Gruppierung sind! Fast 1/3 bis die Hälfte war 60+, der Rest ca. 35 im Schnitt. Kaum jemand unter 30.
  • Niemanden juckt die Distro, die du benutzt. Auf sozialen Medien herrscht ein dauerhafter “Streit” um die beste Distro, während es offline allerhöchstens Beratung oder Diskurs gibt.
  • Ubuntu (und Manjaro) scheint echt beliebt zu sein. Online kriegt man fast den Eindruck, dass Canonical “das pure Böse” und Ubuntu ohnehin Murks ist, und bei jeder Erwähnung von Manjaro kommen zig Leute, die einem sagen, wieso es furchtbar ist. Die meisten stehen den beiden aber relativ neutral gegenüber und viele benutzen es gerne beruflich oder privat.
  • Linux ist nur ein Tool aus einem riesigen Werkzeugkoffer. Vergleichsweise viele nutzen es, weil sie beruflich damit arbeiten (Serveradministration, etc.) und oft nicht NUR Linux, sondern den Rest (LAMP-Stacks, Datenbanken, so Zeug) benutzen müssen. Gab natürlich auch viele Ausnahmen.
  • Klischeeweise kommt fast jeder von denen aus dem IT-Sektor und nutzt Linux, weil sie es aus der Arbeit so gewohnt sind. Seltener, weil sie nach einem alternativen OS gesucht haben.
  • Und ein weiteres (negatives) Klischee: es waren so gut wie nie Frauen anwesend, und die, die es waren, waren es nicht lange, weil sie von irgendwelchen Neckbeards (sorry) belästigt wurden. Leider sehr traurig…
  • Gefühlt niemand verwendet Arch (btw). Online denkt man, dass es das Non-Plus-Ultra ist und man extrem was verpasst oder kein “richtiger Linuxuser” ist, wenn man es nicht nutzt. Archuser, besonders die von der unangenehmen Sorte, sind im Internet nur eine laute Minderheit. Offline wollen die meisten nur ihre Ruhe und verwenden Debian, Mint, oder höchstens Fedora.

Offline vs. Online - Diversität der Gruppen?

Und jetzt zur zweiten Hälfte: wie sehr unterscheidet sich Offline zu Online? Ist das lokal unterschiedlich, weil die Gruppen eine Eigendynamik entwickeln? Ziehen bestimmte Gruppen bestimmte Leute an?

Info zu mir: ich bin noch recht jung, noch nicht so lange in FOSS-Communities unterwegs und nutze Linux/ andere FOSS-Software auch erst bewusst seit ca. 2 Jahren.

Ich würde mich somit als Newcomer ohne IT-Hintergrund bezeichnen, der einfach nur vom Grundgedanken von freier Software überzeugt ist.

Ich bin, unter anderem, schon länger auf der Suche nach gleichgesinnten Nerd-Freunden und habe deshalb lokale User-Treffs aufgesucht, darunter auch die vergangenen Linuxtage.

Leider war beides recht… enttäuschend.

Freunde hab ich da keine gefunden, dafür hats menschlich bei den meisten nicht gepasst. Bei den meisten Leuten dort waren einfach die Vibes etwas off.

Das alleine wäre ja auch echt nicht schlimm für mich, da mich ja auch die “fachliche” Komponente und der Austausch generell interessiert, z.B. durch Vorträge oder Gespräche.

Leider war aber auch dieser Part ziemlich blöd. Ein echt großer Teil der Leute war ziemlich judgy und elitär. Sobald man eine fachliche Frage gestellt hat, wurde man wie ein dummer Affe behandelt und hat keine wirkliche Antwort bekommen, höchstens eine Real-Life-Version von RTFM, welche nicht nur echt unangenehm, sondern einfach nicht hilfreich war.

Ganz anders sah es bei den älteren Herrschaften aus. Die waren alle echt knuffig! Freundlich, offenherzig, viel Erfahrung, und generell viel Toleranz und Engagement. Leider konnte ich auch mit denen aufgrund des Altersunterschieds (40 bis fast 55 Jahre zwischen ihnen und mir!) nicht soo viel anfangen. Waren trotzdem ganz interessante Gespräche dabei :)

Deshalb meine Fragen:

  • Zieht Gleiches Gleiches an? Wenn ich also beispielsweise eine Kleingemeinschaft aus ein paar unangenehmen Leuten habe, fühlen sich Ähnliche in dieser Gruppe dann wohl, und stoßen sie “Normalos” wie mich dann ab? Das würde dann natürlich dementsprechend in einer recht homogenen Gruppe und einigen “alle Linuxleute sind komisch” enden.
  • Wenn ja, wo sind die “Ausgestoßenen” dann? Haben sie aufgehört, Teil dieser Gruppen zu sein? Haben sie sich ganz zurückgezogen? Sind sie nur noch Online? Haben sie eigene Gruppen aufgemacht?
  • Soll ich, auch wenn ich mich dort nicht so gut aufgehoben fühle, einfach weitermachen und selbst der Grund dafür sein, wieso irgendwann mal jemand Ähnliches dazukommt?
  • Wenn ich Freunde suche, soll ich in dem Bereich weitersuchen, oder mir eine andere Zielgruppe/ Aktivitäten suchen?
  • Kennt ihr Gruppen/ Aktivitäten, in denen auch viele (potentielle) FOSSler sind, ohne, dass sie sich damit so extrem identifizieren und “normaler” sind?

Wie mache ich weiter?

Erstmal wie jetzt. Großteil online, manchmal lokal.

Linuxtage waren super. Bei den tausenden Leuten waren irgendwann schon ein paar dabei, mit denen ich mich recht gut verstanden habe. Bei den Gruppentreffen versteh ich mich mit den Leuten nicht so ganz, aber hier und da sind bestimmt Vorträge dabei, die mir taugen.

Und das meiste mache ich ohnehin online. Ich versuche, den “Linux-Generationsvetrag” am Leben zu erhalten, indem ich liebend gerne Newcomern bei Problemen und Entscheidungen helfe und dabei gute Vibes verbreite.

Da hab ich auch das Gefühl, dass ich mich am ehesten mit ihnen identifizieren und was gutes bewirken kann. Ich gebe damit letztendlich die Hilfe, die ich vor ein paar Jahren selbst bekommen habe, wieder zurück und verschönere ihnen somit vielleicht den Tag ❤️