Dass Russlands Präsident Wladimir Putin über Leichen geht, wenn es dem eigenen Machterhalt dient, ist bekannt. So gesehen ist – grausam, aber wahr – auch das tragische Ende von Alexei Nawalny im heutigen Russland business as usual. Eine neue Qualität hat jedoch das Katz-und-Maus-Spiel rund um die sterblichen Überreste des prominentesten Kremlkritikers. Einen Menschen auch noch nach seinem Tod maximal zu erniedrigen und die Angehörigen gleich mit, darum geht es. Mehr Anschauungsmaterial, wie zynisch, menschenverachtend und moralisch verwahrlost dieses System ist, braucht es nicht.
Dazu passt auch der Umgang der Sicherheitskräfte mit den Russinnen, die am vergangenen Wochenende, allen Einschüchterungen und realen Risiken zum Trotz, in mehreren Städten des Landes spontan ihre Anteilnahme am Tod Nawalnys bekundeten: Gewalt, Hunderte Festnahmen und ein juristisches Nachspiel, das viele Teilnehmerinnen zu erwarten haben. Offensichtlich haben Putin und seine Handlanger Angst vor trauernden Menschen mit Blumen und Kerzen, die sich in stillem Gedenken versammeln.
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