Radioaktive Abfälle, vergiftete Flüsse - Flüssigerdgas hält dem sauberen Image nicht stand. Sind die Investitionen ein Irrweg?
Die Dokumentation bringt das Bild des angeblich “sauberen LNGs” (liquefied natural gas) ins Wanken. Auf einer Reise durch die USA wird klar: Die Gewinnung von Flüssigerdgas führt zu radioaktiven Abfällen, vergifteten Flüssen und einer enormen Klimabelastung. Mithilfe einer speziellen Kamera wird der enorme Austritt von Methan sichtbar. Wissenschaftler warnen: Es wäre sogar klimafreundlicher, auf Kohle zu setzen, statt gefracktes Gas aus den USA zu importieren. Sind die milliardenschweren Investitionen in Flüssigerdgasterminals ein Irrweg?
Ist Flüssigerdgas aus den USA wirklich erforderlich?
Knapp zehn Milliarden Euro hat der Deutsche Bundestag jetzt schon für den Ausbau einer LNG-Infrastruktur bereitgestellt. Immer wieder betont die Ampelregierung, dass ihr Klima und Naturschutz am Herzen liegt und sie alles tun will, um den Klimawandel aufzuhalten. Flüssigerdgas aus den USA, betont die Regierung, ist im Moment der beste Weg, um die Energienot zu überwinden.
Transport nach Europa kostet viel Energie
Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Die Recherche beginnt in Texas. Am Golf von Mexiko stehen die LNG-Terminals, die das Gas zum Transport nach Europa auf minus 162 Grad herunterkühlen. Dieser Prozess ist so energiereich, dass ein Viertel der Gesamtenergie des Gases schon hier verloren geht. Auf dem Schiff muss dann noch weiter Gas abgelassen werden, um das restliche LNG zu kühlen. “In Deutschland kommen nur noch 50 bis 70 Prozent Prozent des Gases an”, kritisiert der international anerkannte Professor Robert Howarth von der Cornell University. Schon das allein ist alles andere als klimafreundlich. Doch es kommt noch schlimmer.
Fracking erzeugt klimaschädliches Methan
Im Nordwesten von Texas befindet sich das Epizentrum der Gasindustrie. An unzähligen Bohrstellen wird hier Gas aus dem Boden gefrackt. Bei diesem Prozess entweichen ungeheure Mengen von Methan. Methan ist mindestens 25-mal klimaschädlicher als CO2 und für das menschliche Auge unsichtbar. Experten einer Umweltorganisation machen für das Fernsehteam diese Emissionen mit einer Spezialkamera sichtbar: Das Resultat ist erschütternd. Überall steigt Methan in die Luft. Das Gas, das laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einer der größten Verursacher der globalen Erwärmung ist.
Die Gas- und Ölindustrie ist in den USA mit enormen Rechten ausgestattet. So darf sogar auf dem Land der Navajos gefrackt werden. Mitglieder dieses Stammes erzählen, wie ihre heiligen Orte zerstört und ihr Wasser vergiftet wurde. Seitdem Europa LNG in enormen Mengen kauft, ist ein neuer “Goldrausch” in Amerika entstanden, es wird gefrackt wie nie zuvor.
Radioaktive Mineralien machen Arbeiter und Anwohner krank
Methan ist jedoch nur eine finstere Seite des LNG. Im Nordwesten der USA lernt das Team eine andere kennen: den radioaktiven Müll. Beim Fracking wird das Gas mithilfe von Wasser, Chemikalien und Sand aus dem Boden gespült. Dieses Wasser ist jedoch, wenn es wieder oben ankommt, hochgiftig. Denn die Gasvorkommen im Boden sind häufig mit von Natur aus radioaktiven Gesteinsschichten verbunden. Durch das Fracking werden radioaktive Mineralien ausgewaschen, nach oben gespült und machen Arbeiter wie Anwohnerinnen und Anwohner krank.
Nichts klimaschädlicher als LNG unter den Energielieferanten?
Viele Fachleute halten den Handel mit flüssigem Gas für verantwortungslos: kein Energielieferant sei klimaschädlicher als LNG. Robert Howarth von der Cornell University empfiehlt Deutschland, die eigenen Gasvorkommen konventionell auszuschöpfen und im Zweifel sogar lieber auf Kohle zu setzen, bis man genug erneuerbare Energie erzeugen kann. Das wäre wesentlich klimaschonender als LNG zu importieren.
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Wir hätten die Gasmangellage letztes Jahr ohne Flüßiggas geschafft und ich lehn mich mal aus dem Fenster und sag dieses Jahr auch. Das war eine schöne Lobbykampagne + ordentlich Angst in der Bevölkerung.
Es war aber auch ein sehr warmer Winter. Sicher ist die Gasversorgung halt nur wenn man auch auf einen außergewöhnlich kalten Winter vorbereitet ist. Auch wenn man damit rechnen kann, dass die Winter tendenziell eher noch wärmer werden.
Das war der 12. warme Winter in Folge. Und nein ich finde nicht, dass man alles opfern muss, um für den 1%igen Fall noch eine 100%ige Verfügbarkeit hat. Man kann durchaus mal damit leben, in dem 1%igen Fall sparen zu müssen. Auch die Industrie.
Ich verstehe deine Einstellung zum Thema, doch die Zahlen sind etwas daneben.
Die Bundesnetzagentur hatte letzten Winter tägliche Updates gebracht und schon vergangenes Jahr hatten Industrie und Haushalte 15-20% weniger Gasverbrauch als die vorigen Jahre. Kräftig gespart wurde längst - auch die Industrie. Als es Anfang Dezember 2022 eine kalte Periode gab, ist der Gasspeicherfüllstand dennoch um ca. 2% pro Tag runter. Lange halten die Speicher echt nicht, zumal das Gas darin nicht für Verbraucher in Deutschland reserviert ist und andere Länder teils wesentlich kleinere Kapazitäten gemessen an der Bevölkerung haben. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/start.html
Aber dieses Jahr sehe ich es schon entspannter, da wir zusätzlich zu den LNG-Terminals in den Niederlanden und Belgien auch ein paar eigene haben und somit auf Kosten der Gas-Kosten bei Bedarf schneller nachfüllen können. Jetzt geht es schon eher in die Richtung 1%iger Fall.
edit: Kommenden Winter 24/25 soll das ja alles vorbei sein und auch keine Notfall-Braunkohle-Kraftwerke ans Netz müssen, da genug LNG-Kapazitäten eingeplant sind. Sprich in dem Fall gilt es dann auch nicht Gas mit LNG zu vergleichen, sondern da wird Braunkohle durch LNG ersetzt.
Ja, es wurde gespart und es hat mehr als nur locker gereicht. 2% am Tag sind 50 arschkalte Tage. Wann gab es die in den letzten 20 Jahren?
Das Narrativ “der Winter war halt warm” ist zu einfach.