Es gibt halt nicht nur einen, der frustriert am Bahnhof steht, sondern viele. Und jeder von denen hat ein anderes Ziel, das sich mit mehr oder weniger Verspätung auch durch andere Anbindungen erreichen lässt. Soll die Bahn auf dem Bahnsteig rumfragen, wer denn alles wohin will und den Durchschnitt der Verspätungen nehmen?
Und was ist, wenn Teile der Ausweichstrecken auch Verspätung haben? Zählen die dann mit einem Faktor von mehr als 1, weil da drei Leute aus dem ersten, ausgefallenen, Zug drin sitzen? Woran bemisst sich das? An der maximalen Kapizität von Zug 2 oder an der tatsächlichen Auslastung auf der konkreten Fahrt?
Für den Gelegenheitsstatistiker (Kunden) mag das nervig und wie Schönrechnerei aussehen, aber es gibt halt keinen sinnvollen und praktikablen Weg, ausgefallene Züge in eine Verspätungsstatistik reinzurechnen.
Die normale Verspätung wird doch auch nicht mit der Zahl der Reisenden multipliziert
Natürlich kannst du das alles nicht super akkurat mit einer einzigen Zahl beschreiben, aber das gilt ja auch für den ganzen Rest der Statistik.
Man könnte alles besser machen: Zumindest für die Leute die mit einem normalen Ticket unterwegs sind weiß man tatsächlich wer von wo wohin will, und damit kann man tatsächliche Mindestverspätung in Personenminuten ausrechnen, und das berücksichtigt automatisch ausgefallene Züge.
Und ausgefallene Züge gar nicht zu berücksichtigen ist auf jeden Fall problematisch, weil man dann Anreize hat einen verspäteten Zug eine Station früher umdrehen zu lassen um die Statistik schöner zu machen, und ich ewig warten muss
Die normale Verspätung wird doch auch nicht mit der Zahl der Reisenden multipliziert
Worauf ich hinauswollte: Wenn du die Leute, die wegen eines ausgefallenen Zuges (A) einen anderen Zug (B) nehmen, der dann ebenfalls verspätet ist, dann hast du zwei Möglichkeiten:
Du zählst entweder die Verspätung von B mehrfach, weil es eben nicht nur die Fahrgäste von B betrifft, sondern auch einen Bruchteil der Fahrgäste von A.
du ignorierst, dass B Gäste von A enthält und stehst wieder vor der Situation, dass die Verspätung der Gäste aus A, die B nehmen konnten, nicht mit in die Statistik einfließt.
Und ausgefallene Züge gar nicht zu berücksichtigen ist auf jeden Fall problematisch, weil man dann Anreize hat einen verspäteten Zug eine Station früher umdrehen zu lassen um die Statistik schöner zu machen
Den Anreiz hast du ohnehin. Ich behaupte sogar (ohne Quelle), dass dieses Verhalten auch ohne Statistik die Norm wäre. Und ich finde, sie sollten das öfter tun.Denn du kannst einen Zug nicht „einfach so” 10 Minuten später fahren lassen. Spontan fallen mir 3 Gründe ein, aus denen ein Zug lieber gar nicht fährt als verspätet:
Alle Anschlusszüge haben sofort 10 Minuten Verspätung. Außerdem dann die Anschlusszüge der Anschlusszüge. Und die Anschlusszüge der Anschlusszüge der Anschlusszüge. Das betrifft dann auch Reisende, denen herzlich egal war, dass dieser eine Zug verspätet war, weil sie mit dessen Stationen gar nichts zu tun hatten.
Du musst dafür sorgen, dass das Personal im Zug, an den Weichen, im Bahnhof und sonstwo, wo ich gerade nicht dran denke, länger arbeitet. Denke dabei auch an die Arbeitszeitgesetze, die dann im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass der Mitarbeiter seine nächste Schicht gar nicht mehr antreten darf, weil keine 11 Stunden dazwischen liegen.
(IMHO der wichtigste Grund, aus dem Züge nicht unbedingt verspätet fahren sollten): Du musst dafür sorgen, dass zu der neuen Zeit, zu der dieser und die Anschlusszüge die Gleise benutzen wollen, diese auch tatsächlich frei sind. Anderenfalls sorgst du dafür, dass wieder andere Züge warten müssen – diesmal welche, die nicht einmal ein Anschlusszug des problematischen Zuges sind. Die haben also wirklich keinen vernünftigen Grund, von diesem beeinflusst zu werden.
Warst du schon einmal in einem Bahnhof, bei dem alles planmäßig lief, dann eine einzelne Verspätung eintröpfelte und plötzlich brach die Hölle los? Ich behaupte (ohne Quelle), dass das so ein „lassen wir den Zug mal etwas später fahren”-Moment ist.
Du zählst entweder die Verspätung von B mehrfach, weil es eben nicht nur die Fahrgäste von B betrifft, sondern auch einen Bruchteil der Fahrgäste von A. […]
Das ist meiner Meinung nach auch ein wichtiger Gedanke, aber was ich meinte ist dass das in der aktuellen Statistik ja auch nicht betrachtet wird: Ein überfüllter Zug wird genauso gewertet wie ein fast leerer, wie viele Fahrgäste eine Verspätung betrifft ist egal.
(Ich habe noch mal nachgeschaut, und die Bahn hat tatsächlich Januar 2024 erstmalig eine “Reisendenpünktlichkeit” veröffentlicht - wie viel % der Reisenden pünktlich am Ziel ankommen. Auf jeden Fall ein Schritt in die Richtige Richtung, finde ich)
Alle Anschlusszüge haben sofort 10 Minuten Verspätung […]
Wenn eine Station früher umdrehen den Zeitplan rettet, sollte man das natürlich auch machen, aber man sollte eben nicht unter den Tisch fallen lassen dass man am ausgelassenen Bahnhof Wartezeit erzeugt
Warst du schon einmal in einem Bahnhof, bei dem alles planmäßig lief, dann eine einzelne Verspätung eintröpfelte und plötzlich brach die Hölle los?
Ich war schon lange nicht mehr an einem Bahnhof wo es nur eine einzelne Verspätung gab und wo nicht ohnehin schon die Hölle los war, leider
Es gibt halt nicht nur einen, der frustriert am Bahnhof steht, sondern viele. Und jeder von denen hat ein anderes Ziel, das sich mit mehr oder weniger Verspätung auch durch andere Anbindungen erreichen lässt. Soll die Bahn auf dem Bahnsteig rumfragen, wer denn alles wohin will und den Durchschnitt der Verspätungen nehmen?
Und was ist, wenn Teile der Ausweichstrecken auch Verspätung haben? Zählen die dann mit einem Faktor von mehr als 1, weil da drei Leute aus dem ersten, ausgefallenen, Zug drin sitzen? Woran bemisst sich das? An der maximalen Kapizität von Zug 2 oder an der tatsächlichen Auslastung auf der konkreten Fahrt?
Für den Gelegenheitsstatistiker (Kunden) mag das nervig und wie Schönrechnerei aussehen, aber es gibt halt keinen sinnvollen und praktikablen Weg, ausgefallene Züge in eine Verspätungsstatistik reinzurechnen.
Die normale Verspätung wird doch auch nicht mit der Zahl der Reisenden multipliziert
Natürlich kannst du das alles nicht super akkurat mit einer einzigen Zahl beschreiben, aber das gilt ja auch für den ganzen Rest der Statistik.
Man könnte alles besser machen: Zumindest für die Leute die mit einem normalen Ticket unterwegs sind weiß man tatsächlich wer von wo wohin will, und damit kann man tatsächliche Mindestverspätung in Personenminuten ausrechnen, und das berücksichtigt automatisch ausgefallene Züge.
Und ausgefallene Züge gar nicht zu berücksichtigen ist auf jeden Fall problematisch, weil man dann Anreize hat einen verspäteten Zug eine Station früher umdrehen zu lassen um die Statistik schöner zu machen, und ich ewig warten muss
Worauf ich hinauswollte: Wenn du die Leute, die wegen eines ausgefallenen Zuges (A) einen anderen Zug (B) nehmen, der dann ebenfalls verspätet ist, dann hast du zwei Möglichkeiten:
Du zählst entweder die Verspätung von B mehrfach, weil es eben nicht nur die Fahrgäste von B betrifft, sondern auch einen Bruchteil der Fahrgäste von A.
du ignorierst, dass B Gäste von A enthält und stehst wieder vor der Situation, dass die Verspätung der Gäste aus A, die B nehmen konnten, nicht mit in die Statistik einfließt.
Den Anreiz hast du ohnehin. Ich behaupte sogar (ohne Quelle), dass dieses Verhalten auch ohne Statistik die Norm wäre. Und ich finde, sie sollten das öfter tun.Denn du kannst einen Zug nicht „einfach so” 10 Minuten später fahren lassen. Spontan fallen mir 3 Gründe ein, aus denen ein Zug lieber gar nicht fährt als verspätet:
Alle Anschlusszüge haben sofort 10 Minuten Verspätung. Außerdem dann die Anschlusszüge der Anschlusszüge. Und die Anschlusszüge der Anschlusszüge der Anschlusszüge. Das betrifft dann auch Reisende, denen herzlich egal war, dass dieser eine Zug verspätet war, weil sie mit dessen Stationen gar nichts zu tun hatten.
Du musst dafür sorgen, dass das Personal im Zug, an den Weichen, im Bahnhof und sonstwo, wo ich gerade nicht dran denke, länger arbeitet. Denke dabei auch an die Arbeitszeitgesetze, die dann im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass der Mitarbeiter seine nächste Schicht gar nicht mehr antreten darf, weil keine 11 Stunden dazwischen liegen.
(IMHO der wichtigste Grund, aus dem Züge nicht unbedingt verspätet fahren sollten): Du musst dafür sorgen, dass zu der neuen Zeit, zu der dieser und die Anschlusszüge die Gleise benutzen wollen, diese auch tatsächlich frei sind. Anderenfalls sorgst du dafür, dass wieder andere Züge warten müssen – diesmal welche, die nicht einmal ein Anschlusszug des problematischen Zuges sind. Die haben also wirklich keinen vernünftigen Grund, von diesem beeinflusst zu werden.
Warst du schon einmal in einem Bahnhof, bei dem alles planmäßig lief, dann eine einzelne Verspätung eintröpfelte und plötzlich brach die Hölle los? Ich behaupte (ohne Quelle), dass das so ein „lassen wir den Zug mal etwas später fahren”-Moment ist.
Das ist meiner Meinung nach auch ein wichtiger Gedanke, aber was ich meinte ist dass das in der aktuellen Statistik ja auch nicht betrachtet wird: Ein überfüllter Zug wird genauso gewertet wie ein fast leerer, wie viele Fahrgäste eine Verspätung betrifft ist egal.
(Ich habe noch mal nachgeschaut, und die Bahn hat tatsächlich Januar 2024 erstmalig eine “Reisendenpünktlichkeit” veröffentlicht - wie viel % der Reisenden pünktlich am Ziel ankommen. Auf jeden Fall ein Schritt in die Richtige Richtung, finde ich)
Wenn eine Station früher umdrehen den Zeitplan rettet, sollte man das natürlich auch machen, aber man sollte eben nicht unter den Tisch fallen lassen dass man am ausgelassenen Bahnhof Wartezeit erzeugt
Ich war schon lange nicht mehr an einem Bahnhof wo es nur eine einzelne Verspätung gab und wo nicht ohnehin schon die Hölle los war, leider