“Der Protektionismus gegen chinesische Billigimporte war bisher ein westliches Phänomen, bei dem Asien weitgehend Zuschauer war. Das ändert sich gerade”, betont Sonal Varma, Chef-Ökonomin für Asien bei der japanischen Investmentbank Nomura. Im Finanzmagazin Nikkei Asia listet sie die Herausforderungen für die politischen Entscheidungsträger in Asien auf, um einheimische Unternehmen und Jobs vor Billig-Importen aus China zu schützen.

Und dabei geht es längst nicht mehr nur um Stahl oder chinesische Elektroautos. Genauso wie in Europa strömen konkurrenzlos billige Waren chinesischer E-Commerce-Plattformen wie AliExpress auf die Märkte in Vietnam, Thailand oder Südkorea. Dazu kommen chinesische Vorprodukte für die Metall- oder Chemiebranche, die einheimische Unternehmen durch ihre günstigen Preise unter Druck setzen.

Schon lange werfen vor allem die USA der Regierung in Peking vor, wegen der schlecht laufenden Binnenkonjunktur in der Volksrepublik gewaltige chinesische Überkapazitäten auf die internationalen Märkte zu werfen. Erst vor wenigen Tagen hatte China mit einem Plus von 4,7 Prozent für das zweite Quartal enttäuschende Wachstumszahlen vorgelegt. Ökonomen hatten 5,1 Prozent erwartet.

Für Lynn Song, Chefökonom der ING Bank für Greater China, zeigen die aktuellen BIP-Daten, dass der Weg zum Erreichen des Regierungsziels von fünf Prozent Wachstum schwierig bleibe. Fallende Immobilien- und Aktienpreise, ein niedriges Lohnwachstum und Angst um den Job bremsten den Konsum. “Dies führte zu einer Abkehr von teuren Anschaffungen hin zu einem Basis-Konsum mit dem Schwerpunkt Essen, Trinken und Spielen”, so Song. Die Folge: Noch mehr Güter “made in China”, die im Inland nicht gekauft werden, landen auf dem Weltmarkt.