Hi, sorry im voraus schonmal für den langen Beitrag, aber ich muss mir das mal von der Seele reden. Vermutlich finden sich hier auch einige, die sich mit dieser Erfahrung verbunden fühlen.
Vor einigen Wochen habe ich es endlich geschafft, mich nicht nur um einen Termin zu bemühen, sondern auch einen zu bekommen. Dem ist ein etwa zweijähriger Selbstdiagnoseprozess vorausgegangen, in dem sich “safe ist das ADHS” und “Quatsch, du bist nur ein fauler, undisziplinierter und absolut dysfunktionaler Mensch” abgewechselt haben.
Der Termin, der endlich Klarheit schaffen soll, ist in wenigen Tagen. Ich habe brav meine Schulzeugnisse organisiert etc. und war ehrlich gesagt über einige Dinge, die da drin stehen, wirklich überrascht. Aber das ist ein anderes Thema.
Neben der generellen Angst, dass die Diagnose nicht ADHS sondern beschissene Erwachsene lauten könnte, macht mir hauptsächlich mein Umfeld zu schaffen. Weder meine Freundys noch Familie, nicht mal mein Partner wissen von diesem Termin. Ich traue mich nicht, das Thema anzusprechen, weil ich Angst habe, nicht ernst genommen zu werden. Als ich es vorsichtig gegenüber meinem Bruder erwähnt habe, kam direkt das gefürchtete “was nein du doch nicht”. Und das, obwohl ich mir bereits seit einigen Monaten größte Mühe gebe, offen mit meinen Struggles umzugehen.
Es belastet mich, nicht darüber reden zu können, aber jedes Dismissed-Werden lässt mich mehr daran zweifeln, ob ich überhaupt zu dem Termin hingehen sollte oder ob ich mich da nur lächerlich mache. Ob ich danach diesen Menschen gegenüber einräumen muss, dass sie Recht hatten.
Und was, wenn ich mir das selbst gegenüber eingestehen muss? Wenn die jahrelange suche danach, was mit mir nicht stimmt, nicht an diesem Punkt endet? Ja was eigentlich dann?
In diesem Sinne alles gute für euch alle. Das hätte vermutlich auch in ein Notizbuch oder so gepasst, aber das macht ja nur halb so viel Spaß. Ihr macht das gut, dieses sogenannte Leben, und ich habe euch lieb.
in dem sich “safe ist das ADHS” und “Quatsch, du bist nur ein fauler, undisziplinierter und absolut dysfunktionaler Mensch” abgewechselt haben.
Das wird auch danach nicht aufhören. Nur um dir schonmal jede Hoffnung dies bezüglich zu nehmen ;D
gegenüber meinem Bruder
Leibliches Familienmitglied, welches logischerweise große Teile deiner DNS teilt, findet dein Verhalten TOTAL normal und gar nicht indikativ für etwas, das erblich bedingt ist. Hmmmmm. ;)
Du hast den Termin gekriegt, und das ist mit jemand professionellem.
Worst case, wenn ich dich richtig verstehe: kein ADHS. Und dann? Dann geht die Reise weiter auf der Suche, was dir hilft!
“Faul”, “unfähig” und so was sind Label die keine Psychiaterin und kein Psychologe benutzen würde weil es rein wertende Begriffe für typische Vermeidungsstrategien sind.
Bitte pass auf dich auf - die Unsicherheit, die du beschreibst, wird wahrscheinlich auch durch eine Diagnose nicht besser werden.
Und zumindest in meinem Umfeld gibt es genug Menschen, die einfach nicht an “ADHS glauben”. Ich habe eine Grund Arroganz, dass ich diese Art Menschen adäquat in die “Deppen” Schublade packen kann - ich hoffe für dich, dass du dir das auch erarbeiten kannst!
Hier wirst du auf jeden Fall immer ein offenes Ohr haben, übrigens auch mit negativer Diagnostik behaupte ich Mal: “nicht rein passen” ist für mich einer der größten Dreh und Angelpunkte, ob das wegen Neurotransmitter, Trauma oder Gendefekt ist ist mir persönlich egal.