In Kohren-Sahlis (Landkreis Leipzig) schließt das letzte Ladengeschäft. Nachdem bereits Apotheke, Banken und Fleischer geschlossen haben, sind jetzt vor Allem Ältere und Bewohner des Behindertenheims gezwungen, sich Alternativen außerorts zu suchen.
TIL: Der Landkreis Leipzig ist größer als ich dachte und hat eine nach meiner Einschätzung für einen Landkreis sehr ungewöhnliche Eigenschaft: Er umschließt das Stadtgebiet nicht vollständig, sondern erstreckt sich von Leipzig nur gen Süden.
Bezüglich der Schließung des Ladengeschäfts habe ich vorwiegend positive Gedanken: Landleben wird einfach zu stark gefördert und muss unattraktiver werden.
Landleben ist keine Notwendigkeit, sondern ein hochgradig subventionierter Lifestyle. Es ist ein sehr umfangreiches und komplexes Thema, weil eine kleine Stadt auf dem Land nicht die selben Probleme verursacht wie eine große Siedlung in einem erweiterten Ballungsraum. Grundsätzlich ist Ballung über Zersiedelung zu bevorzugen, weil Infrastruktur und Verwaltung dann durch Skaleneffekte erheblich günstiger bereitgestellt werden kann und umgekehrt Zersiedelung zusätzliche Kosten bedeutet, die auf alle umgelegt werden. Dazu kommt noch, dass das Landleben den Stadtbewohnern direkt schadet, denn Verkehr entsteht auf dem Land und schlägt sich in der Staat nieder - mal ganz abgesehen davon, dass Land und konservative Politik durch die fehlenden Spillovereffekte und daraus folgende Homogenisierung einfach untrennbar miteinander verbunden sind. Ein funktionaler ÖPNV kann dagegen nur in hochgradig geballten Gebieten bereitgestellt werden, genauso wie allgemein lebenswerte Nachbarschaften, die fußläufig oder zumindest mit dem Fahrrad zugänglich sind. Statt aber Städte und nachhaltige Lebensformen zu unterstützen, fördert der Staat buchstäblich aus einer reaktionären Ideologie heraus EFH-Siedlungen im Umkreis von Ballungsräumen statt den Platz für moderne Wohnformen in Unabhängigkeit von der motorisierten Individualmobilität freizuhalten. Landleben ist ein sich selbst erhaltendes Problem, weil es zu Lockin-Effekten wie der Abhängigkeit vom Auto und sozusagen der “Konservatisierung” weiter Teile der Wählerschaft führt. Dabei ist die Entscheidung für diesen Lifestyle per se schon autoritär und undemokratisch, weil es den Nichtlandlebenden die Nachteile des eigenen Lebensstils aufzwingt: Haus im Grünen für mich - Asphalt, Hitze, Schadstoffe, Lärm, Stress und Lebensgefahr für dich.
Die Verantwortung liegt aber bei der Verwaltung und nicht bei den Bewohnern. Die Leute wohnen dort, wo wie es sich leisten können. Es sollte in Dörfern keine Baugenehmigungen mehr geben. Dafür jede Menge Bauland rund um Städte.
Da stimme ich dir weitestgehend zu, nur würde ich zu bedenken geben wollen, dass die Menschen ja auch danach verlangen - weil sie es halt gewohnt sind.
Beim Bauland rund um Städte würde ich einwerfen, dass das nicht einfach nur ausgewiesen werden darf, sondern halt auch von der Stadt im Sinne der Stadt entwickelt werden muss. Sonst gibts da auch entweder nur EFH-Höllen oder privat betriebene “Studentenwohnheime” fürs zahlungsfähige Prekariat.
In Kohren-Sahlis (Landkreis Leipzig) schließt das letzte Ladengeschäft. Nachdem bereits Apotheke, Banken und Fleischer geschlossen haben, sind jetzt vor Allem Ältere und Bewohner des Behindertenheims gezwungen, sich Alternativen außerorts zu suchen.
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/borna-geithain/schliessung-konsum-kohren-sahlis-kunden-100.html
TIL: Der Landkreis Leipzig ist größer als ich dachte und hat eine nach meiner Einschätzung für einen Landkreis sehr ungewöhnliche Eigenschaft: Er umschließt das Stadtgebiet nicht vollständig, sondern erstreckt sich von Leipzig nur gen Süden.
Bezüglich der Schließung des Ladengeschäfts habe ich vorwiegend positive Gedanken: Landleben wird einfach zu stark gefördert und muss unattraktiver werden.
OK, danke für deinen Kommentar. Kannst Du mir kurz nennen inwiefern Landleben zu stark gefördert wird? Und warum es unattraktiver werden muss?
Landleben ist keine Notwendigkeit, sondern ein hochgradig subventionierter Lifestyle. Es ist ein sehr umfangreiches und komplexes Thema, weil eine kleine Stadt auf dem Land nicht die selben Probleme verursacht wie eine große Siedlung in einem erweiterten Ballungsraum. Grundsätzlich ist Ballung über Zersiedelung zu bevorzugen, weil Infrastruktur und Verwaltung dann durch Skaleneffekte erheblich günstiger bereitgestellt werden kann und umgekehrt Zersiedelung zusätzliche Kosten bedeutet, die auf alle umgelegt werden. Dazu kommt noch, dass das Landleben den Stadtbewohnern direkt schadet, denn Verkehr entsteht auf dem Land und schlägt sich in der Staat nieder - mal ganz abgesehen davon, dass Land und konservative Politik durch die fehlenden Spillovereffekte und daraus folgende Homogenisierung einfach untrennbar miteinander verbunden sind. Ein funktionaler ÖPNV kann dagegen nur in hochgradig geballten Gebieten bereitgestellt werden, genauso wie allgemein lebenswerte Nachbarschaften, die fußläufig oder zumindest mit dem Fahrrad zugänglich sind. Statt aber Städte und nachhaltige Lebensformen zu unterstützen, fördert der Staat buchstäblich aus einer reaktionären Ideologie heraus EFH-Siedlungen im Umkreis von Ballungsräumen statt den Platz für moderne Wohnformen in Unabhängigkeit von der motorisierten Individualmobilität freizuhalten. Landleben ist ein sich selbst erhaltendes Problem, weil es zu Lockin-Effekten wie der Abhängigkeit vom Auto und sozusagen der “Konservatisierung” weiter Teile der Wählerschaft führt. Dabei ist die Entscheidung für diesen Lifestyle per se schon autoritär und undemokratisch, weil es den Nichtlandlebenden die Nachteile des eigenen Lebensstils aufzwingt: Haus im Grünen für mich - Asphalt, Hitze, Schadstoffe, Lärm, Stress und Lebensgefahr für dich.
Die Verantwortung liegt aber bei der Verwaltung und nicht bei den Bewohnern. Die Leute wohnen dort, wo wie es sich leisten können. Es sollte in Dörfern keine Baugenehmigungen mehr geben. Dafür jede Menge Bauland rund um Städte.
Da stimme ich dir weitestgehend zu, nur würde ich zu bedenken geben wollen, dass die Menschen ja auch danach verlangen - weil sie es halt gewohnt sind.
Beim Bauland rund um Städte würde ich einwerfen, dass das nicht einfach nur ausgewiesen werden darf, sondern halt auch von der Stadt im Sinne der Stadt entwickelt werden muss. Sonst gibts da auch entweder nur EFH-Höllen oder privat betriebene “Studentenwohnheime” fürs zahlungsfähige Prekariat.