„Aua, bitte hör auf!“ – das waren die Worte, die Beate H. nach eigenen Angaben zu Lindemann gesagt hatte, um ihn davon abzuhalten, ihr körperliche Schmerzen zuzufügen. Doch der Frontman der Band Rammstein, dem seit Mai dieses Jahres sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, habe nicht aufgehört, erzählte die Betroffene dem ORF, deren Name auf Wunsch von der Redaktion geändert wurde. „Auf einmal habe ich einen enormen Schmerz gespürt.“
Lindemann habe sie mit dem Gesicht nach unten aufs Bett gedrückt, ihren Rock hochgeschoben und sie so stark geschlagen, dass Handabdrücke auf ihrem Gesäß zu sehen gewesen seien – es habe keine Zustimmung ihrerseits gegeben, sogar eine eindeutige verbale Ablehnung, so H. Obwohl „Handys verboten“ gewesen seien, habe eine an diesem Tag ebenfalls anwesende Frau es geschafft, noch im Hotelzimmer Fotos von den Folgen der mutmaßlichen Misshandlung zu machen. Forensiker untersuchten Aufnahmen
Diese liegen dem ORF vor und wurden einer digitalforensischen Prüfung auf Echtheit unter der Leitung von Thomas Gloe vom Unternehmen dence GmbH unterzogen. Gloes Bericht ergab: Bei den Fotos handelt es sich um „sehr wahrscheinlich unveränderte Originalaufnahmen“. Gloe konnte in seinem Bericht außerdem weder eine Manipulation von Aufnahmedatum noch Uhrzeit der betreffenden Dateien feststellen.
Zu dem Schluss, dass die Abdrücke auf dem Gesäß der Betroffenen echt sind, kommt auch Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin am Institut für Rechtsmedizin in Heidelberg. Yen ist Fachärztin für Rechtsmedizin und baute die Gewaltambulanz in Graz, eine klinisch-forensische Untersuchungsstelle für Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt, mit auf. „Die vorgelegten Fotos zeigen Verletzungen nach stumpfer Gewalteinwirkung im Sinne mindestens eines sehr kräftigen Schlages mit der flachen Hand auf die rechte Gesäßhälfte“, so Yen in ihrem Bericht.
Am ehesten sei der Schlag mit der rechten Handfläche oder mit dem linken Handrücken ausgeführt worden. Yen sieht aufgrund der sichtbaren Intensität und der Struktur auf der Haut eine „Fremdhandlung“ belegt. Auch an der linken Gesäßhälfte würden Hinweise auf weitere flächenhafte stumpfe Gewalt bestehen. Dass, wie H. berichtete, ungewollt Schläge verabreicht worden und dadurch Schmerzen entstanden seien, sei aus rechtsmedizinischer Sicht „plausibel vereinbar“, so die Expertin.
Ja, ich verstehe deine Argumentation und kann der viel abgewinnen.
Auf der anderen Seite rationalisieren wir auch vieles Anderes weg, wie z.B. Firmen, die ihre
SklavenAngestellten reihenweise bis zum Selbstmord ausbeuten und ganze Landstriche vernichten. Lässt sich jetzt nicht ganz 1:1 vergleichen, ist aber auch nicht grad schön, und trotzdem kaufen wir weiter, obwohl wir vieles davon gar nicht bräuchten.Das ist ein Argument gegen diese Firmen (bzw. das gesellschaftliche System, dass sie zulässt), aber keins für Rammstein. Ich kritisiere Leute, die bei H&M kaufen, obwohl sie sich Fairtrade leisten könnten, auch dafür.
Ethik ist nicht die Wahl zwischen “100% immer alles richtig machen” oder “eh alles wurscht”.
Ja eh, darum geht es mir. Das Leben ist ein dauerhaftes Balancieren zwischen “Eigentlich wüsste ich dass X richtig ist” und “Ich will aber trotzdem was Anderes machen”.
Ist es toll von z.B. Nestle was zu kaufen? Nein, definitiv nicht. Die Kerle sind Schweine. Aber man hat grad trotzdem Lust auf deren Produkte (oder sich nicht informiert und weiß gar nicht, dass das Produkt von Nestle ist), also kauft man es trotzdem.
So auch hier. Bin mir sicher, dass es einige Leute gibt, denen völlig klar ist, dass es moralisch nicht toll ist, zum Rammstein-Konzert zu gehen, aber trotzdem noch ein letztes Mal die Band live sehen wollen, bevor der Sänger hinter Gittern landet.
Und wie du sagst, auch hier gibt es Mittelwege zwischen “100% immer alles richtig machen” und “eh alles wurscht”. Gibt sicher genügend Leute, die sagen “Das Ticket ist schon bezahlt, das Geld haben die eh schon, also geh ich da jetzt noch hin, aber dann kauf ich keinen Merchandize mehr von denen.”