Mehr als eine Million Menschen sind seit der russischen Invasion in die Bundesrepublik geflohen. Eine große Befragung zeigt, was sie bewegt, welche beruflichen Hindernisse es gibt und wer besonders unter den Kriegsfolgen leidet.

Info: ist ein Geschenklink, sollte also die Paywall umgehen - wenn nicht, bitte Kommentar posten.

  • Ragoo@feddit.de
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    1 year ago

    Auch wenn es ein Geschenklink ist, muss ich mich scheinbar noch registrieren. Würde ich in diesem Fall machen, weil mich das Thema wirklich interessiert, aber allgemein finde ich das problematisch als Diskussionsgrundlage.

    • Jagermo@feddit.deOP
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      1 year ago

      Ah, das wusste ich nicht, ich hab den tatsächlich noch nie genutzt. Ich kopier den Text gleich

  • Jagermo@feddit.deOP
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    1 year ago

    Wie es Ukrainern in Deutschland geht Mehr als eine Million Menschen sind seit der russischen Invasion in die Bundesrepublik geflohen. Eine große Befragung zeigt, was sie bewegt, welche beruflichen Hindernisse es gibt und wer besonders unter den Kriegsfolgen leidet.

    Von Alexander Hagelüken

    Die russische Invasion in der Ukraine hat eine der größten Fluchtbewegungen seit dem Zweiten Weltkrieg verursacht. Alleine in die Bundesrepublik sind über eine Million Menschen gekommen, vor allem Frauen und Kinder. Wie geht es ihnen? Und was planen sie? Dazu haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und staatliche Stellen zum zweiten Mal repräsentativ die Geflüchteten befragt – und liefern zahlreiche Erkenntnisse, die für Deutschland in den nächsten Jahren wichtig sind.

    Gehen oder bleiben Wie denken die Geflüchteten über ihren Aufenthalt? In den ersten Monaten nach der Invasion im Februar 2022 hieß es oft, sie wollten möglichst rasch in ihre Heimat zurückkehren. Schließlich sind die meisten männlichen Partner in der Ukraine geblieben, um ihr Land zu verteidigen. Wer in den ersten Kriegsmonaten nach Deutschland kam, ist fast immer noch da. Die beiden Befragungen zeigen, dass ein großer Teil länger hier sein möchte. Im Spätsommer vergangenen Jahres wollte jede® Dritte nach Kriegsende zurückkehren, viele waren unentschieden. Doch schon damals wollten 39 Prozent noch einige Jahre oder gar „für immer“ in der Bundesrepublik bleiben. Dieser Anteil ist bei der Fragewelle Anfang dieses Jahres auf fast die Hälfte gestiegen.

    Wovon hängt es ab, ob jemand ein paar Jahre oder dauerhaft bleiben möchte? Singles oder Paare wollen es öfter als jene, die einen Partner oder ein Kind in der Ukraine haben. Wer inzwischen in einer privaten Unterkunft lebt, will eher bleiben als Menschen, die in Pensionen oder Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Eher bleiben möchten auch Ukrainer, die regelmäßige Kontakte zu Deutschen haben oder Deutsch sprechen.

    Als Fazit lässt sich sagen, dass deutlich mehr Geflüchtete in den nächsten Jahren in der Bundesrepublik bleiben möchten als zunächst gedacht. Das heißt auch: Viele von den in der Regel gut ausgebildeten Menschen lassen sich zumindest für eine gewisse Zeit als Arbeitskräfte einplanen. Das sind gute Nachrichten für ein Land, dem wegen Alterung und Kindermangel in gut zehn Jahren bereits sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen könnten. Wovon hängt es ab, ob die Ukrainerinnen und Ukrainer hier einem Beruf nachgehen können?

    Mehr arbeiten Wer vor einem Krieg flüchtet, dem fällt es schwerer, hier zu arbeiten, als Migranten, die gezielt zum Arbeiten kommen. Kriegsflüchtlinge sind häufig traumatisiert. Ihnen fehlen etwa Sprachkenntnisse und persönliche Netzwerke, die Arbeitsmigranten haben. Anfang 2023 arbeiteten knapp 20 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im Berufsalter, ein halbes Jahr später dürften es mehr sein. Ist das viel oder wenig? „Das ist ein recht erfreulicher Wert, da diese Menschen ja bislang erst ein Jahr hier verbracht haben“, sagt Markus Grabka, Forscher am DIW-Institut.

    Bei vielen gibt es einen praktischen Grund, warum sie noch nicht arbeiten: Sie lernen in einem Kurs Deutsch, was ihre Chance auf einen Job stark verbessert. Anfang 2023 waren zwei Drittel der Befragten in einem solchen Kurs. Seit vergangenen Sommer nahm der Anteil deutlich zu. Und die Sprachkenntnisse haben sich verbessert: Gaben damals 40 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer an, gar nicht Deutsch zu sprechen, waren es Anfang des Jahres nur noch halb so viel. Jede® Dritte schätzt sein Deutsch so ein: gut oder es geht. „Da gibt es noch Luft nach oben“, sagt Nina Rother vom Bundesamt für Migration (Bamf).

    Je mehr Geflüchtete Deutsch können, desto mehr können berufstätig sein. Und das wollen sie, daran lassen sie keinen Zweifel: Von denen, die noch nicht arbeiten, möchten 93 Prozent arbeiten – die meisten bald. Kein Wunder: Ihr Haushaltseinkommen beträgt wegen der noch geringen Arbeitsquote netto im Mittel nur 750 Euro, 40 Prozent von dem, was Bundesbürger haben. Damit gerade Frauen arbeiten können, gibt es aber ein großes Hindernis.

    Wenig Kinderbetreuung Die große Mehrheit der Ukrainer in Deutschland sind Ukrainerinnen. Und die Hälfte von ihnen hat minderjährige Kinder, häufig noch nicht im Schulalter. Wenn sie arbeiten oder einen Sprachkurs besuchen wollen, stoßen sie auf eine Hürde, die deutsche Eltern kennen: Es gibt häufig kein ausreichendes Angebot, die Kinder betreuen zu lassen. So unterscheidet sich die Arbeitsquote der geflüchteten Frauen stark danach, ob sie Nachwuchs haben oder nicht.

    Ukrainische Kinder über sechs Jahren gehen fast alle in die Schule. Aber nur 60 Prozent der Kinder von drei bis sechs Jahren besuchen eine Kita. Und bei Zwei- und Dreijährigen liegen die Anteile weit niedriger. „Es gilt, darauf zu achten, dass Mütter mit kleineren Kindern nicht außen vor bleiben“, warnt Nina Rother vom Bamf. „Ein besseres Ange­bot von Kinderbetreuung wäre wichtig, damit vor allem die Mütter an Integrations- und Sprachkursen teilnehmen können, um danach berufstätig sein zu können“, sagt Forscher Grabka.

    Es gibt noch ein Hindernis: die Unsicherheit, wie lange man in der Bundesrepublik bleiben kann. Die Geflüchteten haben ein Aufenthaltsrecht, das bis März 2024 befristet ist. „Was darüber hinaus mit ihnen passiert, ist derzeit unklar“, kritisiert Grabka. „Daher ist die Politik gefordert, hier so schnell wie möglich Planungssicherheit zu schaffen.“ Aus der Befragung ergibt sich ja, dass 44 Prozent einige Jahre oder für immer bleiben möchten. Auch die Unentschiedenen und jene, die nach Kriegsende zurückkehren möchten, könnten über März nächsten Jahres hinaus freiwillig oder unfreiwillig hier sein.

    Gesundheit und Psyche Kriege traumatisieren. Und der russische Angriffskrieg mit seinen Folterungen und dem Dauerbeschuss von Städten tut es besonders. Für Minderjährige gilt das verstärkt. „Die Erfahrungen von Krieg und Flucht, der Verlust des gewohnten sozialen Umfelds oder die Trennung von Fami­lienangehörigen können Kinder und Jugendliche gesund­heitlich belasten“, heißt es in der Studie zur Befragung.

    Was das angeht, geht es den geflüchteten Kindern inzwischen etwas besser. 80 Prozent haben, jedenfalls nach Einschätzung ihrer Eltern, einen guten oder sehr guten Gesundheitszustand. Ihre psychische Situation hat sich gegenüber Sommer 2022 leicht verbessert, liegt aber weiter unter den Normwerten deutscher Gleichaltriger. Schlechter geht es Kindern, bei denen der Vater in der Ukraine ist.

    Wohnen und Finanzen Als die Geflüchteten nach Deutschland kamen, mussten viele in Gemeinschaftsunterkünfte. Heute leben 80 Prozent in einer Wohnung, auch als Gäste von Bundesbürgern. Klar ist: Wenn so viele Menschen ins Land kommen, ist das nicht einfach. „Die Unterbringung kann die Kommunen vor große Herausforderungen stellen“, so die Studienautoren. Jeder fünfte Befragte ist allein in dem halben Jahr zwischen den Befragungen umgezogen.

    Ob Wohnsituation, psychische Situation oder die Frage, wer sich um die Kinder der Geflüchteten kümmert: Die Politik ist gefordert, so die Studienautoren: „Bund, Länder und Kommunen sollten weiter ausreichende Mittel für Integrationsprogramme, Bildung und Kinderbetreuung zur Verfügung stellen.“