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[…] Das heißt jedoch nicht, dass Eltern, die mal klare Grenzen setzen und dabei die Stimme erheben, den Nachwuchs damit automatisch emotional misshandeln. »Zur psychischen Misshandlung wird das Verhalten erst, wenn es kontinuierlich stattfindet und nicht gemeinsam repariert wird«, erklärt der Psychologe White. Bezeichnen Eltern ihr Kind beispielsweise als »Nichtsnutz« oder schreien im Streit »Hör auf zu heulen!« und merken, dass sie damit einen Fehler gemacht haben, können sie die Beziehung in der Regel mit einer zeitnahen Entschuldigung reparieren und das Vertrauen des Kindes wiederherstellen. Finden solche Richtigstellungen jedoch nicht statt oder gehören die Herabwürdigungen oder Drohungen zum Alltag, fühlt sich das Kind hingegen nicht mehr sicher. Seine Psyche nimmt also Schaden – und in diesem Fall sprechen Fachleute von psychischer Misshandlung.