Mit einem Herz, geformt mit beiden Händen, bedankt sich Alice Weidel auf der Bühne der Ulmer Donauhalle. Die 45-Jährige strahlt, wirkt erleichtert. So erfolgreich wie noch nie ist die AfD-Chefin, die als Kanzlerkandidatin ihrer Partei antreten soll. In ihrem baden-württembergischen Heimatverband, der für seine Zerstrittenheit und Lagerbildung bekannt ist, wird sie an diesem Samstag als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 gekürt. Listenplatz eins ist ihr sicher, und das mit einer deutlichen Mehrheit von 86,5 Prozent der Stimmen. »Ich nehme die Wahl an«, freut sich Weidel vor der alles andere als voll besetzten Halle.

Dabei war im Vorfeld der Aufstellungsversammlung einiges getan worden, um die Reihen zu füllen. Anders als auf Bundesebene oder in vielen anderen AfD-Landesverbänden stimmen in Baden-Württemberg nicht Delegierte, sondern Mitglieder ab. Im Südwesten sind es nach Parteiangaben rund 6200. Wie es aussieht, wurde Einfluss darauf genommen, dass möglichst viele Weidel-Unterstützer zu dem ersten von zwei geplanten Nominierungsparteitagen nach Ulm reisen.

Der Vorstand des Rhein-Neckar-Kreises etwa warb in einer E-Mail, die dem SPIEGEL vorliegt, für »starke Präsenz« und nannte auch gleich drei Kandidaten für die Bundestagsliste, die eine »Unterstützung von mehr als 24 befreundeten Kreisverbänden« erhalten hätten. Des Weiteren heißt es in der Mail: »Besonders hervorzuheben ist, dass diese breite Unterstützung auch von unserer Fraktionsvorsitzenden Dr. Alice Weidel, dem Landessprecher Markus Frohnmaier sowie vielen weiteren Mandats- und Funktionsträgern bekräftigt wird.«

Um die Teilnahme in Ulm »zu erleichtern«, so steht es in der Mail, wird eine Art Allround-Paket angeboten. Ein kostenloser Bus, ein »Reisekostenzuschuss in Höhe von 50 Euro pro Parteitag«, auch bei der Hotelzimmerorganisation werde geholfen, heißt es.

Noch großzügiger zeigte sich der Vorstand des Kreisverbands Konstanz, der ebenfalls per Mail über finanzielle Anreize informierte. Wer nach Ulm fahre, erhalte eine Übernachtungspauschale von 50 Euro und pro Tag weitere 50 Euro »pauschale Unkostenvergütung«, also insgesamt 150 Euro für das Wochenende.

Auf die Mails angesprochen, reagiert der Landesvorsitzende Emil Sänze irritiert. Wenn es stimme, dass die Fahrten von der Partei finanziert würden, sei das »nicht in Ordnung«, sagt er. »Dann wird Kopfgeld für Stimmen ausgelobt.« Das gehe gar nicht.

Maximal geschlossen zeigten sich die AfD-Mitglieder bei den weiteren Abstimmungen. Auf Platz zwei der Liste wurde der Co-Landesvorsitzende Markus Frohnmaier gewählt. Er sitzt für den Wahlkreis Böblingen im Bundestag. Ihm folgten die Bundestagsabgeordneten Martin Hess aus dem Wahlkreis Ludwigsburg sowie Marc Bernhard aus dem Wahlkreis Karlsruhe-Stadt.

Rund 2000 Menschen haben laut Polizei am Samstag friedlich gegen den AfD-Parteitag demonstriert. Auch direkt vor der Messehalle versammelten sich Protestierende zu einer Kundgebung. In Baden-Württemberg gilt die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall.

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    2 months ago

    Bist du nicht in der Antifa-Gewerkschaft?