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Aber offenbar wollen ihre Kollegen mit Gesinnungsverboten Russlands düstere Demografie retten: Laut UN schrumpft die vaterländische Bevölkerung jährlich um 500 000 bis 700 000, bis zur Jahrhundertwende droht die Einwohnerzahl von 144 Millionen um 40 Millionen abzustürzen. Auch weil die Geburtenzahl rasant sinkt: von 1.94 Millionen 2014 auf 1,26 Millionen 2023. Aber das nicht wegen „Childfree“.

Nach einer Umfrage der Russischen Staatlichen Sozialuniversität von 2023 planen 68 Prozent der Familien kein Kind. Von diesen nennen 64 Prozent ein geringes Einkommen als Grund, 45 Prozent schlechte Wohnbedingungen, 43 Prozent nicht gelöschte Kredite. „Es sieht aus wie das, was die Sozialwissenschaft wirtschaftliche Sterilisierung nennt“, sagt die Soziologin Anna Kuleschowa dem Portal Current Time. „Die Leute verzichten auf Kinder, weil sie sich diese nicht leisten können.“ Und „Childfree“ diene dem Staatsapparat als Feindbild, das man dafür verantwortlich machen könne. Auch für die gesundheitlichen Probleme vieler potenzieller Eltern. Laut der Zeitung Kommersant schwankt der Anteil unfruchtbarer Paare je nach Region zwischen 17 Prozent und 24 Prozent.

Auch viele linientreue Fachleute fordern eine bessere medizinische Versorgung, höheres Kindergeld, mehr kostenlose Kindergartenplätze und soziale Kinderbetreuer. Aber das Geld, an dem es im Umweltschutz, dem Gesundheits- und Sozialwesen mangelt, verschwindet seit Februar 2022 in geheime Rüstungshaushalte, mit denen Wladimir Putin seine Kriegsspezialoperation gegen die Ukraine in Gang hält. Und trotz aller traditioneller Werte gestaltet sich das Familienleben gerade für junge Frauen oft zum Albtraum. Laut staatlicher Statistiken, die das Portal asi.org.ru zitiert, werden 65 Prozent der in Russland getöteten Frauen Opfer häuslicher Gewalt.

An der Gebärfront aber versucht man es mit ersten Zwangsmaßnahmen. Um die Scheidungsrate von über 70 Prozent zu verringern, arbeitet die Staatsduma an einem Gesetz, das Paare, die sich scheiden lassen wollen, zu einer Konsultation beim Psychologen zwingt. Der wiederum soll versuchen, die Ehe zu retten. Und Anfang September wurde die Scheidungsgebühr von umgerechnet sechs auf knapp 50 Euro erhöht, für Provinzrussen oft ein Wochenlohn.