Die EU-Kommission möchte mit innovativer Gentechnik der Landwirtschaft in Europa neuen Schub verleihen. Administrative Hürden für gewisse genveränderte Pflanzen sollen verschwinden. Doch damit sind nicht alle einverstanden.
Solche Vorstöße werden das Machtgefälle weiter Richtung Konzerne wie Bayer verschieben und die verbleibenden Bauern in ihrer Selbstständigkeit weiter einschränken. Es geht dabei um nichts weiter als erweiterten Zugriff auf die Landwirtschaft als Markt. Bauern lassen sich hervorragend auspressen, indem man ihnen Saatgutkomplettpakete verkauft, aus dem sie nicht mehr raus kommen, weil sie das Saatgut nicht reproduzieren können/dürfen.
Und Leute hier übernehmen völlig unkritisch das Fähnchen von Konzernen, weil ist ja Fortschritt und Technologie. Dass die Landwirtschaft nicht an mangelnden genmanipuliertem Saatgut krankt, sondern an völlig kaputten Wirtschaften und Anbauweisen, ist dann egal. Das ökologische Disaster in Form von Bodenauslaugung, Nitratbelastung und Vernichtung von stabilisierenden Ökosystemen, was da heranwächst, hält aber trotzdem niemand auf.
Bei diesem Argument verstehe ich immer nicht, wo der große Unterschied zu jetzt ist. Bereits heute werden effizientere Samen durch Bestrahlung gezüchtet und dann patentiert. Das kann der 0815 Bauer auch nicht selbst tun. Deine Kritik an der Landwirtschaft ist dann völlig gerechtfertigt.
Ja, ist ein berechtigter Einwand.
Es erhöht die Iterationsfrequenz und senkt die Kosten für die Saatgutproduzenten und ermöglicht damit eine weitere Steigerung der Profite. Die wirtschaftliche Einhegung der Landwirtschaft ist seit den 70ern in vollen Gange und das reiht sich als nächster Schritt in die lange Liste ein. Da ich jeden weiteren Schritt in diese Richtung für einen Schritt tiefer in die Scheiße halte, bin ich dagegen. Ich hoffe, so wird meine Position klarer.
Meine 2 Pfennig: Das macht die Bauern noch abhängiger von der Saatgutherstellern. Außerdem ist eines der größten Übel der Landwirtschaft die Monokultur, egal ob Bio oder nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen aktuell aber alternativlos.
Es wird sie m.E. unabhängiger machen. Moderne Geneditierungsmethoden sind vergleichsweise trivial und billig und benötigen nicht zwangsweise das gewaltige Forschungskapital großer Konzerne, so dass hier die Chance entsteht, dass vergleichbar zur Software-Welt hier eine mächtige OpenSource-Szene entsteht über welche die Weiterentwicklung und Verbreitung der Züchtungen erfolgen kann.
Das stimmt, aber ist es nicht so, dass die genmanipulierten Pflanzen selbst keine keimfähigen Samen produzieren (dürfen)? D.h. man muss jede Saison neues Saatgut kaufen und kann nicht einfach einen Teil der Pflanzen zur Gewinnung neuer Saat nutzen. Oder bin ich da falsch informiert?
Das ist meines Wissens auch bei klassisch gezüchteten Pflanzen so, dass die Pflanzen Hybride sind, die entweder gar kein Saatgut produzieren, oder zumindest sehr viel weniger leistungsfähiges. In der industrialisierten Landwirtschaft (und das schließt Bio-Landbau mit ein) lohnt sich die Herstellung von Saatgut für den Bauern schlicht nicht. Die Saatgutfrage ist ein echtes Problem, wenn man genveränderte Sorten als Lösung für die Subsistenzbauern der 3. Welt anbietet, aber für die Landwirtschaft im Westen ist das schlicht irrelevant.
Wird auch mal Zeit. Schwurbeler haben den Vortschritt auf Kosten des Planeten und der Gesellschaft lang genug aufgehalten.
Vortschritt
Ist das ein veganes Start-Up?
Bin ich gerade zu dumm oder fehlt da der Link?
Ich kann dir leider nicht direkt antworten @tarte@kbin.social, deswegen so:
Danke! Etwas entlarvend, dass hier trotzdem rege diskutiert wird :D